Linda hat eine Kolumne geschrieben, in welcher sie beschreibt, wie sie das Thema schreiende Kinder im Flugzeug sieht. Ich kann ihre Argumentation sehr gut nachvollziehen, möchte aber meine Meinungen und Erfahrung als Vielflieger und ehemaliger “Flugpendler” mit Euch teilen.

Wie oft kommen schreiende Kinder vor?

In Ihrem Beitrag hat Linda sich gewundert, dass sie nur einmal erlebt hat, wie ein Kind im Flugzeug geweint oder geschrien hat. Sie mag diese Erfahrung gemacht haben, wir sassen aber wohl nie im gleichen Flugzeug. Im vergangen Jahr hatte ich spätestens auf jedem dritten Flug ein Kind was sich lautstark bemerkbar gemacht hat. Seit ich meine Bose Kopfhörer mit aktivem Noise Cancelling habe fällt es mir weniger auf, was aber auch daran liegen könnte, dass ich sie einfach nicht mehr höre 😉

Meiner Erfahrung nach kommen die schreienden Kinder also doch sehr oft vor, wobei ich hier direkt eine Lanze brechen muss: ich erlebe mehr Kinder die ruhig und entspannt sind als Kinder, die die ganze Kabine beschallen. Die leisen Kinder fallen einfach weniger auf.

Stören mich Kinder im Flugzeug?

Kinder im Flugzeug über einen Kamm zu scheren ist sicher falsch, deshalb müssen wir hier ein wenig weiter ausholen. Im Gegensatz zu gewissen Mitreisenden, die die Nase rümpfen, sobald Kinder das Flugzeug betreten, freue ich mich immer wenn ich Kinder beim Boarding sehe. Wenn man schon in einer der vorderen Reihen sitzt und ein Kind mit grossen Augen sich fasziniert alles anschaut und einfach begeistert ist – das versüsst mir direkt die ganze Reise. Es gibt aber eben auch das Gegenteil: Kinder die schon dort lautstark ihrem Unmut über die Zeit im Flugzeug Ausdruck verleihen. Diese Art Kinder macht es mir schwer mich auf den Flug zu freuen, denn oft sind diese dann auch während des Fluges schwer zu überhören.

Bei Kleinkindern gibt es natürlich eine Vielzahl von Gründen, die Linda in ihrem Beitrag auch sehr treffend beleuchtet hat, die oft nur schwer von den Eltern beeinflusst werden können. Sobald wir aber in ein Alter der bewussten Entscheidungen kommen sehe ich die Verantwortung bei den Eltern ihre Kinder so zu erziehen, dass der Flug für Eltern, Mitreisende, aber eben auch für die Kinder selbst, eine faszinierende Reise sein kann. Denn fühlen die Eltern sich unsicher oder sind genervt, so werden die Kinder dieses Verhalten kopieren und dann gewinnt keiner.

Meine Erfahrungen als Kind im Flugzeug

Ich bin sozusagen in Flugzeugen aufgewachsen. Nachdem meine Familie in Basel lebt und meine Eltern mit uns an die Ostküste der USA gezogen sind, haben meine Schwester und ich vor dem fünften Lebensjahr wohl mehr Transatlantikflüge gesammelt als andere Kinder bis zum 18. Geburtstag. Bei meiner Schwester begannen diese Flüge als sie zirka ein Jahr alt war, meinen ersten Interkontinentalflug hatte ich um meinen dritten Geburtstag herum. Da die USA ein sehr grosses Land sind, und wir auch Ferien zum Beispiel auf Hawaii gemacht haben, kannten meine Schwester und ich Busse vor allem vom Busboarding am Flughafen, nicht aber als öffentliche Verkehrsmittel. Wir hatten sehr schnell die entsprechende Routine und mein Vater erzählt gerne wie wir zu “jungen Vielflieger” geworden sind.

Auch New York habe ich als Kind mehrfach besucht – jedes Mal mit dem Flugzeug

Bei unserer Erziehung wurde sehr stark auf Höflichkeit und gute Manieren geachtet, besonders in Restaurants und im Flugzeug. An anderen Gelegenheiten haben wir uns natürlich auch so benommen wie “normale” Kinder, aber in Restaurants und im Flugzeug war uns klar: hier müssen wir uns besonders benehmen. Und so begann meine Faszination für die Luftfahrt: mein Vater erklärte uns alles was es vor dem Fenster zu sehen gab. Vom Klappen-Winkel über die verschiedenen Teile des Triebwerks bis zu der Funktionsweise von Winglets. Diese ganze Episode spielt mehr als 10 Jahre vor der Vorstellung des ersten iPads und weit bevor diese Geräte den Einzug in die Haushalte gefeiert haben, auch das was sich “In Flight Entertainment” bei den US-Airlines nannte ist nicht mit dem von heute vergleichbar. Als wir dann das Entertainment System bei Singapore Airlines erleben durften haben meine Schwester und ich den ganzen Nachtflug lang gegeneinander Yoshi gespielt – unsere Eltern haben geschlafen und abgesehen von dem einen oder anderen kurzen Jubel waren wir ruhig.

Meine Erfahrungen mit Kindern im Flugzeug

Natürlich waren auch wir nicht perfekt: das eine oder andere Mal bin auch ich durch die Kabine zur Toilette gerannt, als ich die Zeit vergessen hatte und es dringend wurde. Auch bin ich gegen den einen oder anderen Sitz gestossen, das ist ja auch nur normal für Kinder. Wofür ich aber weniger Verständnis habe sind Kinder die gegen den Vordersitz treten, herumschreien oder Gegenstände, oder sogar Essen, durch die Kabine werfen. Ich habe aber auch schon auf meinem Lufthansa Flug von Newark nach München erlebt, wie drei Kinder in der Economy immer abwechselnd geschrien haben – und so die ganze Kabine wach gehalten haben. Ein anderer schöner Fall war ein Kind, was auf meinem Turkish Airlines Flug nach Tel Aviv die ganze Zeit gegen die Sitze vor sich getreten hat und dann das ganze, enorm gute, Essen über die Reihen vor und hinter sich verteilt hat. Das sind ganz klar Ausnahmen, aber sie kommen eben doch vor – und hinterlassen Eindruck.

Eine andere Erfahrung war ein unbegleitetes Kind, vielleicht 10 Jahre alt, welches mir auf dem Flug von Zürich nach Düsseldorf am Fenstersitz alles erklärte, was es zu sehen gab und sehr höflich mit der Crew umgangen ist. Auch wurde ich gefragt, ob es mich denn störe, wenn er das erklärt, denn dann würde er versuchen leiser zu sein. Ich hab ihn sehr gerne weiter erklären lassen, was er sieht und konnte das eine oder andere Insider-Wissen noch beisteuern. Hier war ich wirklich positiv überrascht und habe mich ein wenig an meine Vergangenheit erinnert gefühlt. Es gibt also beides und es kommt enorm auf die Erziehung an.

Schreiende Kinder im Flugzeug – Fazit

Nach einer langen und emotionalen Diskussion mit Linda haben wir festgestellt, dass wir grundsätzlich der gleichen Meinung sind. Vorbereitung und Erziehung scheinen die beiden Schlüsselwörter für eine angenehme Flugreise mit Kindern zu sein. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass sie mich so für die Luftfahrt fasziniert haben und ich diese Erziehung und Routine genossen habe. Ich hoffe später meinen Kindern ein ähnliches Erlebnis bieten, und die gleichen Lehrstunden geben zu können. Vielleicht werden wir dann aber dank Meilen, Punkten und Deals eher Business Class fliegen, und nicht Economy wie ich es damals getan habe.

Wie sind eure Erfahrungen mit Kindern im Flugzeug? Wie steht Ihr dazu? Diskutiert gerne hier in den Kommentaren und auf unserer Facebook-Seite.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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