Ein verlängertes Wochenende, noch bevor ich zurück nach Basel gezügelt bin, und ein Ausflug nach Málaga  – nichts simpler als das! Gemäss dem Motto “Reiseverrückt” ist der einfachste Weg aber nicht immer der beste, besonders nicht für einen Meilenjäger.

Was zunächst als kleiner Nachmittagstrip mit ein bisschen Sommer, Sonne, Strand geplant war, gefolgt von etwas Entspannung sollte bald unser bisher verrücktestes Vorhaben werden. Die drei Elemente die unseren Ausflug aussergewöhnlich gemacht haben sind “Scandinavian Airlines”, “Basel” und “Upgrade per Gebot”.

Der Plan war gut – und dann ändert sich der Plan.

Unser Plan war komplex, aber doch recht übersichtlich gehalten:

  • München nach Stuttgart: Auto
  • Auto am Moxy Stuttgart parken, öffentlich zum Flughafen
  • Stuttgart-Kopenhagen-Málaga: SAS Economy
  • Málaga mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden
  • Málaga-Kopenhagen-Stuttgart: SAS Economy
  • Nacht im Moxy Stuttgart Airport
  • Fahrt nach Baden-Baden: Auto
  • Nacht im Roomers Baden-Baden
  • Fahrt nach München: Auto

Ein verlängertes Wochenende, 10 Stunden Flugzeit, 7 Stunden im Auto, 2 Nächte in Marriott-Hotels. Das ungehinderte Reisen lernt man vor allem in den Momenten zu schätzen, in denen man nicht die Möglichkeit dazu hat.

Dann meldete mein Auto aber eine Woche vor Abfahrt einen Fehler. Täglich sagte die Werkstatt sie hätten den Fehler gefunden, täglich bekam ich einen anderen Ersatzwagen, jeweils bis zum nächsten Mittag. Zusätzlich bekam meine Freundin 3 Tage vor geplanter Abfahrt die Zusage für die Universität Basel und gleichzeitig mitgeteilt, dass sie in den nächsten 5 Tagen persönlich vor Ort sein müsse, sonst würde sie den Platz verlieren. Also hiess es: umplanen.

Erste Planänderung: Basel

Zumindest einigermassen sollte der Besuch in meinem Heimatkanton in unseren Zeitplan passen – statt einer entspannten Abfahrt am Mittag in München wurde es etwas anstrengender. Eine Abfahrt am Freitag, an dem meine Freundin in der Uni sein müsste, war ausgeschlossen, 700 Kilometer in einem Auto ohne Assistenten gehen nach einem Arbeitstag nicht. Also buchte ich ein günstiges Hotel über das Miles and More Hotel-Portal, die Wahl fiel auf das “Hotel Baseltor”, annehmbare 400 Kilometer Fahrt von München entfernt. So hiess es Donnerstag, nach meinem “Day Job”, meine Freundin mit dem Ersatzwagen einsammeln und ab nach Basel.

Nach Ankunft gegen 23 Uhr hat der Tag seinen Tribut gefordert und das Zimmer wurde kaum einer Prüfung unterzogen – begeistert hat das Hotel in Summe aber nicht.

Nach neuem Plan: Basel

Meine Geburtsstadt und Heimat Basel, in der wir nun auch wieder wohnen, hat stark dabei geholfen den neuen Plan einzuhalten. Selbst die Uni hat sich selbst übertroffen und nach 20 Minuten waren wir mit allem fertig.

Einzig die teilweise exorbitanten Parkgebühren Basels lassen auch mich als Schweizer schlucken.

Stau, Baustellen und ein schlechtes Navi

Entgegen der Fahrt nach Basel war das Wetter auf der Fahrt nach Stuttgart sehr schön – vom Navi auf 2 Stunden 35 Minuten berechnet rechnete ich mit 3 Stunden und 30 Minuten an Fahrtzeit. Es wäre aber nicht diese Reise gewesen, hätte das funktioniert.

So gab sich der Stuttgarter Verkehr sich besonders Mühe, uns klar zu machen, dass Pläne dafür gemacht sind nicht zu funktionieren. Staus, Baustellen und Streckensperrungen liessen uns an einer Stelle 30 Minuten im Tunnel stehen – der Puffer war lange aufgebraucht. 15 Minuten vor geplantem Boarding kamen wir endlich mit dem Auto im Flughafen Parkhaus an. Dank Business Ticket und Fasttrack der Security standen wir tatsächlich 8 Minuten später, nachdem wir das Auto im dritten Stock des Parkhauses abgestellt hatten, auf der anderen Seite der Sicherheitskontrolle. Hier muss man der Sicherheitskontrolle in Stuttgart ein Lob aussprechen.

Am Gate angekommen wurde das Boarding für “in 5 Minuten” angekündigt. Beim Blick auf das Vorfeld war aber eines klar erkennbar: unser Flugzeug jedenfalls nicht. Die Lounges waren an diesem Tag überfüllt, also setzen wir uns ans Fenster und schauten unserem Flugzeug beim Landen zu. Kurz darauf begann auch schon das sehr chaotische Boarding per Bus und es ging zum ersten Mal in SAS Plus los. 

Regionale Business-Class oder doch nur Premium Economy?

SAS Plus wird häufig einfach als Premium-Economy abgestempelt. Wie viel steckt aber wirklich hinter dieser Aussage und ist doch etwas regionale Business enthalten?

Die Getränke wurden zwar in Plastik-Bechern serviert, dafür bekam man eine ganze Dose seines Getränks. Zum Essen wurden frisch gebackene Brötchen gereicht, dazu bekam jeder Fluggast eine “Box”, die nichts über deren Inhalt erahnen liess. Das Catering, des “Snacks” stellte sich als das beste kalte Flugzeugessen meines Lebens heraus: Ein Salat mit Roastbeef. Die Qualität war exzellent und ich war wirklich begeistert. Mehrfache Getränke-Services auf dem kurzen Flug und kleine Boxen mit Pralinen waren auch eher Business als Premium Economy.

Eine Stunde in Kopenhagen? – Viel zu viel Zeit!

In Kopenhagen ging es dann nach einem kurzen Stop in der Lounge weiter zum Gate. Die Shops auf dem Weg waren beeindruckend, ich kenne keinen anderer Flughafen in Europa mit dieser Auswahl.

Die am Gate schreiende Mitarbeiterin, war ein Highlight Kopenhagens: Fluggästen, die bereits während des Prio-Boardings anstanden, wurde sehr deutlich zu verstehen gegeben, sie müssten sich wieder hinsetzen. Als SAS Plus Gast wurden mir aber herzlich ein guter Flug gewünscht.

Durch die Nacht nach Málaga. 

Der nächste Flug verbrachten wir in der ersten Reihe links und genossen die Beinfreiheit im A320neo. Hier fühlt sich das Produkt stärker nach einer Premium Economy an, da man eine normale 3-3 Konfiguration hat. Der Sitzabstand und die Beinfreiheit dadurch sind trotzdem erwähnenswert. Einzig der enorme Verkehr zum Waschraum vorne waren ein Kritikpunkt. In der A320neo von SAS blendet das Licht die Passagiere auf 1A bis 1C bei jedem Öffnen der Tür enorm und stört so die Ruhe.

Málaga bei Nacht, oder lieber am bei Tag?

Kurz nach Mitternacht erreichten wir Málaga und waren zunächst etwas hilflos. Hier hatte ich im Stress der Tage zuvor nicht weit genug gedacht: Nachts fahren keine Busse und Züge in Málaga. Es wäre also nur per Taxi möglich gewesen in die Stadt zu kommen, in der aber nichts geöffnet wäre. Also hiess es Warten. Eine ruhige Ecke mit einer Steckdose war schnell gefunden und um ein Uhr morgens war einiges an Arbeit mit Blick auf das nahezu Menschenleere Terminal erledigt.

Der erste Zug vom Flughafen in die Stadt fährt um halb 7, ich musste also noch mehr als 5 Stunden füllen. Solange ich Strom, Internet und meine Bose Noise Cancellation Kopfhörer habe, stört es mich nicht, 2 der 3 Stunden auf etwas zu warten. Um 2 Uhr wurden wir dann gebeten, den Sicherheitsbereich zu verlassen und haben ein nettes Quartier im 24 Stunden geöffneten Starbucks gefunden. An diesem Punkt forderten die Tage zuvor und die 2 Flüge ihren Tribut: abwechselnd nickten wir ein und es wurde ein Kampf noch wach zu bleiben.

Mit dem ersten Zug fuhren wir in die Innenstadt, sichtlich müde und am Strand angekommen war die Sonne gerade knapp über dem Horizont. Am Strand legten wir uns auf unsere Handtücher und schliefen abwechselnd für rund eine halbe Stunde, während die Sonne weiter aufging.

Um 11 Uhr haben wir uns dann auf gemacht, die Stadt zu erkunden und dabei das Touristen-Programm innerhalb von 3 bis 4 Stunden zu erledigen.

Danach ging es mit dem Zug zurück zum Flughafen und dort in die Lounge. Das Interessante: mit dem Business-Ticket von SAS hat man keinen Zugang, mit dem Priority Pass aber schon. Die Lounge ist nahezu identisch mit der Plaza Mayor Lounge in Madrid. Nach etwas zu Essen und Trinken, Umziehen und Frisch machen konnte ich noch eine Stunde Schlaf sammeln bevor es langsam in Richtung Gate ging.

Flug verschlafen – Rückreise nach Stuttgart

Grundsätzlich war die Rückreise erstaunlich ereignislos. Nach diesem Tag war ich aber auch bedient, was Ereignisse angeht. Die Crew auf den Rückflügen war beeindruckend aufmerksam, hat uns zusätzliche Pralinen angeboten und waren immer als erstes an unserer Reihe, bevor sie die anderen Gäste bedienten. Hier hat es sich auf jeden Fall gelohnt beim Boarding sehr freundlich Hallo zu sagen und beim Service einen angemessenen Umgangston walten zu lassen. Diese Kleinigkeiten bringen mir oft einem eine bessere Behandlung durch die Crew als ein Status – Flugbegleiter sind eben auch Menschen.

Auch auf dem Rückflug war das Essen exzellent, selbst als ich das dritte Mal in 24 Stunden das gleiche Gericht vorgesetzt bekam war es immer noch enorm gut! Vielleicht sollte man aber durch Angaben verschiedener Lebensmittelunverträglichkeiten unterschiedliche Gerichte bestellen um für Abwechslung zu sorgen. Beim letzten Flug bin ich direkt nach dem Start eingeschlafen, die Crew ist aber genial damit umgegangen und hat mich nachdem ich aufgewacht bin direkt gefragt, ob ich mein Essen noch nachholen möchte oder etwas zu trinken haben möchte, da ich den Service verschlafen hatte. Ein tolles Verhalten der Crew.

Nach 28 Stunden landeten wir wieder in Stuttgart. 30 Stunden nach Ankunft am Stuttgarter Flughafen lagen wir in unserem Zimmer im Moxy Stuttgart Airport, fix und fertig, aber happy.

Aufstieg vom Moxy ins Roomers

Nach der Nacht im Moxy ging es weiter in Roomers Baden-Baden, welches wir dank des “Free Night Certificates” kostenlos buchen konnten.

Das Hotel hat auf ganzer Linie überzeugt, auch wenn es vollkommen ausgebucht war und deshalb keine Upgrades mehr möglich waren.

Kurzausflug nach Strassburg

Als hätten wir auf dieser Runde nicht schon genug Städte erkundet, bestand meine Freundin auf einen Ausflug nach Strassburg. Die Stadt, für welche Moritz einen Guide geschrieben hat, begeisterte und nach dem obligatorischen Flammkuchen ging es zurück ins Roomers.

Wellness nach der langen Reise

Der Wellnessbereich des Roomers Baden-Baden hat uns sehr für die Anstrengungen davor entschädigt. Das Abendessen dank Roomservice war genial und hat uns absolut begeistert.

Nach 10 Stunden im Flugzeug, einer Nacht am Flughafen und mehr als 15 Stunden am Steuer des Ersatzwagens hatte ich mir das verdient. Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Auto wieder zurück nach München, einige Erfahrungen reicher – auch die, solch einen Trip nicht mehr ohne Übernachtung in Málaga zu fliegen.

Pläne sind da, um nicht zu funktionieren – Fazit

Nach den Flügen und der Fahrt mit dem Auto haben wir gelernt, dass Pläne die sonst immer funktionieren, plötzlich nicht mehr glatt gehen. In Zukunft wird es mehr Puffer in meinen Reiseplänen geben und vielleicht doch mal eine weitere Nacht im Hotel. Der Trip war sehr günstig und ein unglaubliches Erlebnis, vielleicht wird es nochmal so etwas in Europa geben.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.