Finnair hat im Februar die neue Business Class der Langstrecke vorgestellt. Wir durften uns diese exklusiv in Helsinki ansehen. 

Finnair hat einen neuen Star präsentiert – die neue Business Class der Langstreckenflotte, die bis zum nächsten Jahr in allen Flugzeugen des Typs Airbus A330 sowie A350 verbaut sein soll. Bislang sind bereits fünf Flugzeuge umgerüstet: zwei Airbus A330 und drei Airbus A350. Einen der neu ausgestatteten Airbus A330 durften wir uns am 27. April am finnischen Drehkreuz der Airline ansehen. Meine Eindrücke der neuen Business Class könnt Ihr hier nachlesen!

Das Highlight des Jahres?

Wie immer zum Ende des Monats berichten wir von unseren Reiseplänen des Monats. In der kommenden Ausgabe zum Monat April werdet Ihr erfahren, dass wir von Finnair eingeladen wurden, um die neue Langstreckenkabine testen zu können. Den kompletten Bericht zu den Erfahrungen dieser Tage werdet Ihr am 30. April nachlesen können. 

Finnair gab im Februar bekannt, dass die komplette Langstreckenflotte – also alle Flugzeuge vom Typ Airbus A330 sowie A350 – mit einer gänzlich neuen Kabine ausgestattet werden. Diese beinhaltet eine neue Business Class, eine erstmals neue Premium Economy sowie eine verbesserte Economy Class, inklusive Economy Plus-Sitzen. Die Vorfreude, die neue Kabine sehen zu dürfen, war riesig.

Denn Finnair scheint einen mutigen Schritt zur richtigen Zeit gegangen zu sein. Die neue Business Class ist eine einzigartige Entwicklung, die es so bislang nicht auf dem Markt gibt. Premium-Airlines wie Etihad und Qatar Airways stellten ebenfalls erst im Laufe der letzten Monate beziehungsweise des letzten Jahres eine jeweils neue Business Class vor. Dabei handelt es sich jedoch um Standard-Sitze, die lediglich auf die Wünsche der Airline angepasst wurden.

Viele Medien titelten im Februar, dass Finnair einen Sitz in der Business Class entwickelt hat, der gänzlich ohne elektronische Verstellmöglichkeiten auskommen soll. Diesen Sitz darauf zu reduzieren, ist durchaus einfach. Doch auch ich konnte mich nicht von diesem Gedanken freimachen. Denn neben dem Sitz ist der Plan der oneworld-Partnerin, den Service nochmal einen Stück anzuheben. 

Die beste Airline Europas?

Zugegeben, die Tage während der Pressereise waren stressig und auch die Vorstellung der neuen Business Class im Airbus A330 wollte nicht so gelingen, wie geplant. Nach vielem Hin und Her und einigen Kilometern über dem gesamten Flughafen, stand das geplante Flugzeug dann jedoch da. Gemeinsam mit dem Entwickler des neuen Sitzes und Kollegen der Presseabteilung von Finnair durften wir dann den Airbus betreten, welcher gerade erst aus Amsterdam kam. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen klassischen Trainingsflug. Vielmehr ist die Nachfrage nach Frachtkapazitäten aktuell so hoch, dass sich der Einsatz des Widebodies hier lohnt. Bis Mai soll das noch der Fall sein. Daher kann Finnair hier auch keine Garantie aussprechen, dass Passagiere auf dieser Route den neuen Sitz bereits testen können.

Wir durften das jedoch, wenn auch nicht in der Luft, weshalb ich hier lediglich meine Eindrücke vom neuen Sitz schildern kann und werde. Anders als bisher betreten Passagiere ein Flugzeug, welches in dunklen Blautönen daherkommt. Bereits der Eingangsbereich wurde mit bedacht entwickelt und soll die Gäste auf das Flugerlebnis einstimmen. Links vom zweiten Eingang befindet sich die gänzlich neue Business Class. Der erste Eindruck: Die Sitze wirken ganz schön gross, der Gang erscheint daher sehr schmal. Aber: Die neuen Sitze machen ganz schön was her. 

Das Zuhause der Finnen?

Der Grundgedanke hinter dem neuen Business Class-Sitz war, das Zuhause der Finnen in die Luft zu bringen. Das Zuhause ist den Finnen sehr heilig, eine Einladung in die eigenen vier Wände eine grosse Geste. Einen besonderen Ort zum Wohlfühlen wollte die Airline damit auch im Flugzeug schaffen. Deswegen verzichtet Finnair auch bewusst auf jegliche elektronische Verstellmöglichkeiten. Vielmehr sollen Passagiere ihre eigene Wohlfühloase schaffen. Dafür gibt es mehrere Kissen, die im Mai im neuen Look daherkommen sollen, die die Passagiere nutzen sollen, um die eigene perfekte Position zum Sitzen und Schlafen zu finden. Eine Matratze sowie eine Decke wird auf Nachfrage bei Langstreckenflügen zur Verfügung gestellt. Zudem hat man den Sitz mit mehreren Verstaumöglichkeiten versehen, um keine Berge mit Kissen und Decken bauen zu müssen.

Insgesamt wirkt der Sitz sehr clever entwickelt. Die Sitzfläche ohne Kissen ist riesig, sodass hier jeder Passagier ganz individuell und intuitiv seine eigene, perfekte Sitzposition finden kann. Zudem gibt es Verstaumöglichkeiten für Kopfhörer in der Sitzlehne sowie weitere Ablagen für Laptops, kleine Taschen und eine Flasche Wasser vor der seitlichen Armlehne, welche sich nicht am Gang befindet. Sollten Passagiere in der Mitte sitzen, aber alleine fliegen, kann eine Trennwand nach oben gefahren werden. Eine Trennwand zum Gang bietet der Sitz dafür nicht. Durch die hohen umhüllenden Wände erscheint die Privatsphäre aber sehr gross.

Ebenfalls gross kommt auch die Fussablage daher. Die Ottomane befindet sich unter dem Vordersitz. Der Sitz ist relativ nah dran, sodass man die Beine bereits in der normalen Position nach oben legen kann. An der Ottomane befindet sich eine Verlängerung, die manuell ausgefahren werden kann – und das auch schon beim Rollen, Starten und Landen. Möchte man den Sitz in ein gänzlich flaches Bett verwandeln, fährt eine weitere Verlängerung vom Sitz aus, sodass eine komplette Liegefläche entsteht. Hier fällt vor allem auf, dass der Platz im Oberkörperbereich phänomenal gross ist. Anders als bei anderen Sitzen mit ähnlich hohen und umhüllenden Wänden fühlt man sich hier nicht eingeengt. Gleiches gilt auch für die Füsse. Ich testete den Fussbereich mit Schuhen und stiess nicht an die Verkleidung seitlich oder oben.

Darüber hinaus verfügt der Sitz über eine induktive Ladestation für Smartphones, mehrere Steckdosen und USB- sowie USB-C-Ports, einer kleinen Bedieneinheit für Licht und weitere Funktionen sowie einem grossen Bildschirm für das Inflight-Entertainment-System. Dieses ist mit einer Fernbedienung bedienbar, ist aber auch berührungsempfindlich. Den Inhalt konnte ich nicht sehen beziehungsweise testen, dafür führt Finnair schon bald als erste Airline eine aktuelle Informationsseite zu Anschlussflügen ein. Auch die Kabine selbst wurde überarbeitet. So wurde das Lichtsystem nochmal verbessert. Aber auch Klassiker wie individuelle Belüftungsdüsen sind noch immer vorhanden.

Meine Eindrücke vom neuen Sitz?

Um ehrlich zu sein, kann ich mir kein vollumfängliches Urteil zum neuen Sitz, und besonders nicht zum neuen Premium-Service von Finnair erlauben. Denn leider konnten wir lediglich den Sitz am Boden testen. Da dieser gänzlich neu ist, hatte ich durchaus meine Schwierigkeiten, mich hier zurechtzufinden. Zudem sind die Sitze noch Werk-frisch, sodass sich einige Knöpfe nur schwer bedienen liessen. Sind das wirkliche Nachteile? Nein, aber um die perfekte Sitz- und Loungeposition im Sitz zu finden, bedarf es ein wenig mehr Zeit als nur zehn Minuten. Das Potenzial des Sitzes konnte ich aber unschwer erkennen. Und dass die klassische Loungeposition im Sitz fehlt, erschien mir dabei nicht als wirklicher Nachteil. Vielleicht ist es ja auch positiv hervorzuheben, dass der Passagier selbst aktiv werden muss. 

Ich persönlich empfand die Sitzfläche mit Kissen als zu kurz, sodass ich diese wegnehmen musste. So fühlte sich der Sitz dann schon sehr gemütlich an und man ist geneigt, die Beine sofort nach oben zu legen. Zudem ist die Sitzlehne grundsätzlich geneigt, was bereits eine gewisse Loungeposition erlaubt. Darüber hinaus ist das Konzept des Sitzes aber genial und gut umgesetzt. Das Design passt zu Finnair und Finnland selbst. Alle Details sind wirklich gut durchdacht, auch bei den Soft-Services wie dem Essen, den Gläsern und weiteren Elementen. Leider konnten wir nur das Essen testen – die Eindrücke davon erscheinen separat. Und auch die neuen Gläser von iittala sehen mal wieder sehr schick aus.

Für einen vollumfänglichen Eindruck bedarf es also einen kompletten Flug – womöglich sogar einen Langstreckenflug. Bis dahin muss ich aber zugeben, dass ich nicht aufhören kann, an diesen Sitz zu denken und Finnair vor allem für den Mut zu loben, einen solchen gänzlich neuen Sitz einzuführen und umgehend auf die gesamte Flotte auszuweiten. Die Privatsphäre ist zudem gut und der Platz durchaus genial. 

Die Premium Economy habe ich mir übrigens auch angesehen. Die Eindrücke davon erscheinen ebenfalls in einem separaten Artikel. Gemeinsam mit dem neuen Servicekonzept schafft Finnair hier aber was Einziges, was die oneworld-Airline für mich vielleicht zur besten europäischen Fluggesellschaft im Moment macht. 

Autor

Seit Alex zum ersten Mal im Alter von 3 Jahren geflogen ist, wollte er das Flugzeug eigentlich nicht mehr verlassen. Bis heute riss seine Faszination fürs Fliegen nicht ab, weshalb er sich entschlossen hat, Euch an seinen Erfahrungen und Tipps teilhaben zu lassen.

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