Es wurde in den letzten Wochen viel über hohe Verluste im Tourismussektor berichtet. Besonders die Situation der Airlines war im Fokus der Öffentlichkeit. Doch auch in der Hotellerie ist die Lage angespannt: In Zürich schliesst nun das erste Hotel.

Die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren auf dem Schweizer Hotelmarkt. Auch, wenn sich eine leichte Erholung abzeichnet, sind die Logiernächte im ersten Halbjahr 2020 um 47,5 Prozent zurückgegangen wie die htr hotel revue berichtet. Das bleibt nicht ohne Folgen. Das Zürcher Hotel X-tra muss aufgrund des Gästeausfalls den Betrieb einstellen, so Travelnews. Anderen Hotels könnte ähnliches widerfahren.

Kaum noch internationale Gäste

Durch den Lockdown und die Reisebeschränkungen ist die Anzahl der Hotelgäste stark zurückgegangen. Im April gab es einen Einbruch der Zahlen um 92 Prozent, im Mai immerhin noch um 79 Prozent. Dass insbesondere kleinere Hotels eine solche Situation nicht lange durchhalten können, liegt auf der Hand. Seit Mitte Juni die Reisebeschränkungen im Schengen-Raum aufgehoben wurden, kommen glücklicherweise wieder vermehrt europäische Gäste. Doch davon können nicht alle profitieren. Insbesondere Stadthotels werden weiterhin weniger nachgefragt als beispielsweise Alpenhotels. Noch düsterer sieht es bei Hotels auf, die sich auf eine nicht-europäische Zielgruppe spezialisiert haben.

Quelle: Hotels Zürich

So geht es dem Zürcher Hotel X-tra, das hauptsächlich den asiatischen Markt bediente und dort bei Individualtouristen sehr beliebt war. Und diese Gäste sind im Zuge der Corona-Pandemie fast vollständig verschwunden. Der Rückgang an indischen Touristen betrug im ersten Halbjahr 98 Prozent, der der chinesischen sogar 99 Prozent. Die Bedeutung dieser Zahlen rückt noch einmal in ein ganz anderes Licht, wenn man berücksichtigt, dass Reisende aus China im Vorjahr den vierten Rang bei den wichtigsten ausländischen Herkunftsländern belegten.

Das Hotel muss aufgeben

Auf der Website des Hotel X-tra ist der Hinweis “Das X-TRA Hotel bleibt bis auf Weiteres geschlossen” zu lesen. Doch das Hotel, das am Zürcher Limmatplatz liegt und seit dem 3. März 2020 geschlossen war, wird nicht mehr öffnen. Der Geschäftsführer Jörg Burkhart begründet dies mit den langanhaltenden Auswirkungen der Pandemie.

Unsere Hauptzielgruppe sind Touristen aus Mittel- und Fernasien. Doch diese Leute werden in absehbarer Zeit nicht normal reisen können.

Jörg Burkhart, Geschäftsführer Hotel X-tra

Er glaubt, dass sich die Situation bis zum Jahr 2023 nicht signifikant verbessern werde und das Hotel nicht in der Lage sei, diese Zeit mit alternativen Angeboten zu überbrücken. Die neun Mitarbeiter, die seit einem halben Jahr bereits in Kurzarbeit waren, verlieren nun endgültig ihre Arbeitsstelle. Aus den Räumlichkeiten des Hotels soll in Zukunft ein Co-Living Space werden, also ein gemeinschaftlicher Wohnraum. Die einzige positive Nachricht vom Geschäftsführer ist, dass das Lokal, der Pub und die Kampfschule, die sich im Limmathaus befinden, nicht von der Schliessung betroffen seien.

Aber auch der Präsident der Zürcher Hotellerie, Martin Moos ist besorgt. Er befürchtet, dass das Hotel X-tra nicht das einzige bleibt, dass die Corona-Pandemie nicht überlebt. Die Auslastung der Zürcher Hotels beträgt zurzeit nur noch um die 25 Prozent. Sie haben auch kaum eine Möglichkeit andere Zielgruppen als die internationalen Reisenden zu finden, da kaum ein Schweizer sich überlege zwei Wochen Ferien in der Stadt zu verbringen. Hier profitieren dann nur die Berghotels.

Fazit zur Schliessung des ersten Zürcher Hotels

Eine Geschäftsaufgabe ist immer ein schwerer Schritt. Dass das Hotel X-tra diesen nun gegangen ist zeigt, dass die finanzielle Lage sowie die Prognosen für die Zukunft sehr angespannt waren und eine Besserung nicht in Sicht war. Für die neun Angestellten könnte es sich in der jetzigen Situation des Hotelmarktes in Zürich auch schwierig gestalten, neue Arbeitsplätze zu finden. Besonders besorgniserregend sind allerdings die Aussagen vom Präsidenten der Zürcher Hotellerie, der damit rechnet, dass noch weitere Hotels das gleiche Schicksal erfahren werden. Hoffnung bringt die generelle Erholung der Anzahl der Logiernächte, durch die jedenfalls ein Teil der Branche wieder etwas aufatmen kann.

Autor

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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