Virgin Atlantic hat gerade eine absolut erstaunliche neue Ankündigung abgegeben, wonach die Airline in Zukunft schier absurd viele neue Ziele anfliegen möchte. So sollen die angeflogenen Destinationen von aktuell 19 auf insgesamt 103 wachsen, mit dabei: alle drei grossen Flughäfen der Schweiz!

Virgin Atlantic plant demnach also die Schaffung ganzer 84 neuer Routen und das innerhalb von nur sieben Jahren. Dabei spielt vor allem der mögliche Ausbau des Flughafens London-Heathrow eine wichtige Rolle, sowie die dort vergebenen Slots, die sich meist in festen Händen von British Airways befinden.

Etliche neue Ziele im deutschsprachigen Raum

Virgin Atlantic hat jüngst seine absolut kühne Vision für die Zukunft vorgestellt, mit der die Airline British Airways weltweit grosse Konkurrenz machen würde: Ganze 84 neue Ziele möchte Virgin Atlantic innerhalb der kommenden sieben Jahre neu anfliegen. Dabei pocht die britische Fluggesellschaft auf den Bau einer dritten Start- und Landebahn am an seine Grenzen stossenden Flughafen London-Heathrow. Mit der unglaublich hohen Anzahl an neuen Destinationen hätte die Airline auch gleich ein Argument für einen solchen Ausbau parat und könnte so von der Schaffung zahlreicher neuer und begehrter Slots profitieren. Ein weiteres Argument könnte hierbei sein, dass British Airways dann kein Monopol mehr inne haben würde.

Virgin Atlantic-CEO Shai Weiss argumentierte damit, dass es zuvor noch nie eine solche Notwendigkeit nach einem fairen Wettbewerb gegeben habe, wie in diesem Sommer, der voller Unruhen gewesen sei und Zehntausenden Elend gebracht hätte. Fluggäste bräuchten die Möglichkeit zu wählen, welche Airline sie für Reisen von und nach Grossbritannien nutzen möchten und “Virgin Atlantic ist bereit zu liefern, wenn Heathrow expandiert”, so Weiss. Heathrow würde schon viel zu lange von einer Airline-Gruppe dominiert, weswegen eine dritte Piste diesen Status Quo aufheben und so einen zweiten Flagcarrier schaffen könnte. Der Airline-Chef dazu weiter: “Dies würde die Tarife senken und den Fluggästen eine echte Auswahl bieten, sowie Grossbritannien eine echte Gelegenheit geben, seine Handels- und Investitionsbeziehungen auf der ganzen Welt zu stärken.”

Demnach möchte Virgin Atlantic ganze 84 neue Ziele in Grossbritannien, Europa und auf der ganzen Welt dem eigenen Flugplan hinzufügen, zusätzlich zu den derzeit 19 Langstreckenzielen. Die neuen Ziele würden sich dabei auf 12 inländische, etwa nach Belfast, Glasgow und Manchester, 37 in Europa, darunter mit Zürich, Genf und Basel alle Flughäfen der Schweiz und mit Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, München, Stuttgart und Wien auch einige Ziele im deutschsprachigen Raum, sowie 35 internationale neue Destinationen, einschliesslich Buenos Aires, Jakarta und eher ungewöhnliche Ziele wie Kunming in China, belaufen.

© Virgin Atlantic

Spannend für Schweizer Reisende wäre dabei, dass nahezu alle relevanten Flughäfen direkt mit London verbunden würden. Mailand, Lyon, Paris, Frankfurt, München und Stuttgart wären je nach Flugplan attraktive weitere Flughäfen für den Weg nach Grossbritannien. Und besonders am Beispiel von Basel zeigt sich klar: die rot-violette Airline möchte hier das Monopol von British mit vier täglichen Flügen aufbrechen.

Viele offene Fragen rund um die Expansion

Nicht wenige fragen sich derweil freilich, inwieweit Virgin Atlantic die Pläne, ob der absurd grossen Anzahl an neuen Zielen, tatsächlich ernst meinen könnte. Es kommt schliesslich nicht oft vor, dass eine etablierte internationale Fluggesellschaft ankündigt, dass sie innerhalb von sieben Jahren ‘einfach’ um das Vierfache wachsen möchte. Dabei wären schliesslich auch noch einige grosse Fragen, vor allem logistischer Natur, zu klären. Denn Virgin Atlantic müsste für die neuen Routen Dutzende von Flugzeugen ranschaffen, damit die Strecken auch wirklich realisierbar sind. Ganz zu schweigen von der Umsetzung der Flüge Richtung Auckland und Sydney, wo die Frage nach passendem Fluggerät oder den Umstiegepunkten ein enormes Problem darstellen dürfte, allen voran mit Blick auf die Rentabilität.

Möglich wäre es auch, dass Virgin Atlantic mit der Ankündigung der neuen Routen schlicht ein gutes Argument für einen zweiten britischen Flagcarrier liefern und ein Bild aufzeigen möchte, was möglich wäre. Einige halten die utopischen Pläne von Virgin Atlantic indes für eben das: Utopisch und unrealistisch. Denn auch wenn die Kosten der Slots beim Bau einer dritten Start- und Landebahn sinken würden, dürften die Kosten für die Slots, die Virgin Atlantic für ihre neuen Routen benötigen würde, unerschwinglich hoch sein. Einzig mehr Flüge innerhalb von Europa erscheinen durchaus realistisch, da Virgin Atlantic vor einigen Monaten den Regional-Carrier FlyBe übernommen hatte.

British Airways ist gegen eine dritte Piste

Der Flughafen Heathrow ist ziemlich ausgelastet und seit Jahren wird über die Möglichkeit des Baus einer dritten Piste gesprochen. So ist denn auch aktuell geplant, dass der Flughafen bis zum Jahr 2026 eine dritte Start- und Landebahn erhalten soll. In diesem Fall ist geplant, die Kapazität des Flughafens schrittweise weiter auszubauen, mit dem Ziel, bis 2050 eine Kapazität von 150 Millionen Passagieren pro Jahr zu erreichen. Mit einer dritten Landebahn könnten bis zu 700 zusätzliche Flüge pro Tag auf Grossbritanniens verkehrsreichstem Flughafen abgefertigt werden.

Selbstredend wird über den möglichen Bau der dritten Bahn kontrovers diskutiert und im Allgemeinen sind Umweltschützer und Anwohner naturgemäss gegen eine dritte Start- und Landebahn. Tatsächlich stellt sich aber sogar British Airways dabei auf die Seite der Gegner. IAG – die Muttergesellschaft von British Airways – kontrolliert zurzeit unangefochten ungefähr die Hälfte aller Kapazitäten in und ausserhalb von Heathrow und das gibt dem Konzern dort eine Menge “Preismacht”. British Airways und IAG haben das Monopol als Londons globale Fluggesellschaft inne. Zusätzliche Slots würden zusätzlichen Wettbewerb und niedrigere Tarife bedeuten, was sich British Airways nicht wünschen dürfte. Umgekehrt befürworten die meisten anderen Fluggesellschaften den Ausbau Heathrows, da dies den Fluggesellschaften einen viel besseren Zugang zum Markt verschaffen würde.

Fazit zu Virgin Atlantics Plänen

Die von Virgin Atlantic präsentierten Pläne scheinen nicht nur schier unglaublich, womöglich sind sie auch nichts mehr als ein Versuch der Airline, um Dutzende von Slots zu erhalten, da dies den Verbrauchern zugute kommen würde, wenn Grossbritannien über einen zweiten Flagcarrier verfügen würde, wie die Airline meint. Demnach darf man dem utopischen Vorhaben von Virgin Atlantic auch nicht allzu viel Gehalt zusprechen, zumindest noch nicht. Vielleicht ändert sich dies ja mit einer möglichen dritten Piste am Flughafen von Heathrow. Tatsächlich würden sich das denn auch viele sogar wünschen.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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