Die finanziell schwer angeschlagene Airline Virgin Atlantic positioniert sich für die Zeit nach dem Coronavirus auf. In einem “post-Covid19 future“- Plan stellt die Airline teilweise drastische Massnahmen vor, die sowohl das Personal, das Fluggerät und das Streckennetz betreffen.

Virgin Atlantic hat als Reaktion auf die teils schwerwiegenden Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Weltwirtschaft und die Reise- und Luftfahrtindustrie Pläne zur Umgestaltung sowie der Größenanpassung des Unternehmens angekündigt, um sicherzustellen, dass die Airline für die Zukunft wirtschaftlich gerüstet ist.

Drastische Flottenanpassung – das Aus für die Königin der Lüfte

Sobald die Krise abgeklungen ist, sei man sich bei Virgin Atlantic sicher, dass die Airline einen bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung Großbritanniens leisten wird, indem es für die notwendige Konnektivität und den Wettbewerb sorgt. Um diesen Beitrag zu gewährleisten, bedarf es einer Vielzahl an Veränderungen innerhalb der Airline, die nicht nur dem Coronavirus geschuldet sind.

Eine Massnahme, die mich persönlich sehr traurig stimmt, ist die Ausserdienststellung der Boeing 747-400. Diese Massnahme gilt leider ab sofort. Die insgesamt sieben Boeing 747-400 kommen zukünftig nicht mehr zum Einsatz. Damit ist Virgin Atlantic eine weitere Airline die fortan auf die Königin der Lüfte, wie die Boeing 747 liebevoll genannt wird, verzichtet. Darüber hinaus verlassen zum Ende des Jahres 2022 vier Airbus A330-200 wie geplant die Flotte. Damit setzt Virgin Atlantic zukünftig auf effizientere und zweistrahlige Flugzeuge der Typen A330-300, Boeing 787-9 sowie Airbus A350-1000. Von den im Jahr 2019 bestellten Airbus A330-900neos tauchen in dem Plan allerdings nicht auf. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Flotte der Airline dann nur noch aus 36 Flugzeugen. Mit der Ausserdienststellung der älteren Flugzeugtypen erhoffe sich Virgin Atlantic eine weitere CO2-Emissionsersparnis von über 10 Prozent. Im Übrigen konnte die Airline ihre CO2-Emissionen bereits in dem Zeitraum von 2007 bis 2019 um 18 Prozent reduzieren.

Virgin Atlantic verlässt den Gatwick Airport

Derzeit operiert Virgin Atlantic sowohl von London-Heathrow als auch vom zweitgrössten Flughafen Londons, dem Gatwick Airport. Darüber hinaus ist die Airline noch in Manchester im Norden Englands aktiv. Den Standort Gatwick möchte die Airline nun aufgeben, jedoch nicht vollständig. Ähnlich wie British Airways, die ebenfalls dem Flughafen Gatwick den Rücken kehren möchte, fliegt Virgin von Gatwick aus vermehrt Urlaubsziele in der Karibik an. Zukünftig bündelt die Airline ihren Flugbetrieb am grössten Flughafen Londons, in Heathrow. Besonders durch die Ausserdienststellung der Boeing 747 kann die Airline verfügbare Slots nutzen, um fortan Urlaubsregionen von Heathrow aus anzufliegen.

Apropos Slots. Geht es nach Virgin Atlantic, behält die Fluggesellschaft ihre Slots am Gatwick Airport. Sobald sich die Kundennachfrage an Flügen normalisiert hat, möchte die Fluggesellschaft gerne an den Flughafen im Süden Londons zurückkehren. Bei einer schrumpfenden Flotte halte ich eine Rückkehr an den Flughafen Gatwick jedoch für äußerst unwahrscheinlich.

Gravierende Personaleinschnitte

Die traurigste Neuerung geschieht im Hinblick auf die Beschäftigten. Die Airline plant funktionsübergreifend 3.150 Stellen zu streichen. Aktuell beschäftigt die Fluggesellschaft etwas über 8.500 Mitarbeiter. Das entspricht einer Reduzierung der Beschäftigten von rund 37 Prozent, also über einem Drittel. Seit dem 5. Mai 2020 führt die Airline einen unternehmensweiten Beratungszeitraum von 45 Tagen durch, an dem die Gewerkschaften BALPA und Unite beteiligt sind.

Shai Weiss, CEO von Virgin Atlantic, wendet sich mit emotionalen Worten an die Belegschaft:

“Seit unserem ersten Flug vor 36 Jahren haben wir viele Stürme überstanden, aber keiner war so verheerend wie die Corona-Pandemie und der damit verbundene Verlust von Leben und Lebensgrundlage für so viele. Um unsere Zukunft zu sichern und ein nachhaltig profitables Geschäft aufzubauen, ist jetzt jedoch die Zeit für weitere Massnahmen gekommen, um unsere Kosten zu senken, unsere Liquidität zu erhalten und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir im Jahr 2021 zur Rentabilität zurückkehren. Dies bedeutet, dass wir Massnahmen ergreifen müssen, um Virgin Atlantic entsprechend der Nachfrage umzugestalten und zu verkleinern, wobei unsere Mitarbeiter und Kunden stets im Mittelpunkt unseres Handelns stehen müssen. (…)

Ich wünschte, es wäre nicht der Fall, aber wir werden die Zahl der Beschäftigten reduzieren müssen. Das Engagement unseres Mitarbeiter in dieser Krise war nichts anderes als erstaunlich und die Verkörperung des wahren Geistes von Virgin Atlantic. In Zeiten der Not müssen wir uns gegenseitig unterstützen, sodass wir letztendlich eine stärkere und bessere Virgin Atlantic hervorbringen können.” – CEO Shai Weiss

Fazit zur Neuausrichtung von Virgin Atlantic

Aktuell geht es bei der Airline wohl ums blanke Überleben. Die Folgen der Corona-Pandemie sind weitreichend und betreffen sowohl Personal, Fluggerät sowie die Neuaufstellung eines Streckennetzes. Dass Virgin Atlantic die Entlassung von über 3.000 Mitarbeitern plant, ist äußerst bedauerlich. Ich hoffe also, dass es zu den Entlassungen in diesem Umfang nicht kommen wird. Aus nostalgischen Gründen ist die Ausserdienststellung der Boeing 747-400 ebenfalls eine traurige Angelegenheit, jedoch wirtschaftlich vollkommen nachvollziehbar. Von der Neuausrichtung ist zumindest temporär auch der Flughafen Gatwick betroffen. Nach British Airways verliert der Flughafen mit Virgin Atlantic eine weitere Airline.

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