Die Welttourismusorganisation UNWTO veröffentlichte vor Kurzem ihren Bericht zum Tourismusaufkommen im ersten Halbjahr. Bei einem Expertengespräch zwischen dem deutschen Reiseverband (DRV) und der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ) wurde deutlich, dass man nach Prognosen der UNWTO nicht mit einer Erholung vor 2022 rechnen kann.
Die Coronakrise hat die Tourismusbranche mit am schwersten getroffen. Die internationalen Ankünfte gingen im Vergleich zum Vorjahr um über 90 Prozent zurück und führende Tourismusverbände sehen vorerst keine Erholung der Branche, was in einem Expertengespräch deutlich wurde, auf das sich das Medienportal fvw beruft. Auch die UNWTO veröffentlichte in ihrem Barometer mögliche Szenarien für das internationale Tourismusaufkommen in den kommenden Jahren – die Aussichten sind nicht gerade positiv.
UNWTO Prognose schätzt eine langsame Erholung der Branche erst ab 2022
Die Aussichten für die Reisebranche sehen auch in den kommenden Jahren nicht gerade positiv aus. Vor allem der internationale Tourismus wurde von der Coronakrise schwer getroffen. Bei einem Expertengespräch zwischen Vertretern des deutschen Reiseverbandes (DRV) und der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ) wurde deutlich, dass man im positiven Verlauf der Pandemie erst 2022 mit einer stückweisen Erholung des Tourismusaufkommens rechnen kann. Die neue Quarantäneregelung ist nach Angaben des DRV-Präsidenten Norbert Fiebig ein besonders schwerer Rückschlag. Er betonte in dieser Runde, dass die deutsche Reisebranche zu 70 Prozent auf internationale Ziele angewiesen sei und appelliert an die Bundesregierung für eine “Chance das Geschäft wieder aufzubauen”.
Bei der Gesprächsrunde ging es vor allem um die Zukunft des Tourismus unter einheitlichen Gesundheits- und Mobilitätsregeln. Der Direktor der UNWTO machte deutlich, dass die Folgen für die Brache weitreichender sein können, als bisher angenommen, wie es in dem Beitrag vom fvw heisst. In diesem Zusammenhang veröffentlichte die Organisation drei mögliche Zukunftsszenarien für die Entwicklung des weltweiten Reiseaufkommens in den kommenden vier Jahren.
Die Grafik bezieht sich auf das weltweite gesamte Tourismusaufkommen der letzten Jahre (gemessen in Millionen Ankünften). Im ersten Szenario rechnet die UNWTO mit einer ersten Phase der Erholung nach frühstens 2,5 Jahren – Ende 2022 beziehungsweise Anfang 2023. Szenario zwei rechnet damit erst in drei Jahren und der sogenannte “worse case” geht erst ab 2024 von einer Erholung für die Branche aus. Ihre Prognosen basieren auf den Zahlen der letzten weltweiten Krisen der vergangenen Jahre. So gaben sie bereits in einem veröffentlichten Barometer im Mai an, dass es elf Monate dauerte, bis das Tourismusaufkommen nach der SARS-Krise 2003 das Vorjahresniveau erreichte. Nach den Anschlägen am 11. September 2001 dauerte diese Phase 14 Monate und nach der Weltwirtschaftskrise 2009 dauerte die Erholung ganze 19 Monate. Stärker betroffene Regionen konnten erst nach 3,5 Jahren das Vorjahresniveau erreichen. Anhand dieser Werte geht die UNWTO von einer Regeneration der Tourismusbranche zwischen 2,5 und vier Jahren aus.
Internationales Tourismusaufkommen im ersten Halbjahr um 65 Prozent eingebrochen
Die UNWTO veröffentliche ihr neustes “World Tourism Barometer” und verzeichnete für das erste Halbjahr 2020 einen Rückgang der Tourismuszahlen von 65 Prozent. Im Juli gingen die Ankünfte sogar um 93 Prozent zurück. In den letzten Monaten öffneten 53 Prozent der Länder wieder ihre Grenzen, viele bleiben jedoch weiter vorsichtig. Aktuell kommt es zudem wieder zu einem starken Anstieg der Coronazahlen innerhalb Europas, weshalb etwa das eidgenössische Department für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) vor Reisen in einige Regionen Europas warnt. Besonders der weltweite Lockdown in der ersten Jahreshälfte hatte massive Auswirkungen auf das internationale Tourismusaufkommen.
Das neueste Welttourismusbarometer zeigt die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Pandemie auf den Tourismus, einen Sektor, von dem Millionen Menschen für ihren Lebensunterhalt abhängen.
Zurab Pololikashvili, UNWTO Generalsekretär
In vielen Teilen der Welt ist jedoch ein sicheres und verantwortungsbewusstes internationales Reisen möglich, und es ist unbedingt erforderlich, dass die Regierungen eng mit dem Privatsektor zusammenarbeiten, um den globalen Tourismus wieder in Schwung zu bringen. Koordiniertes Handeln ist der Schlüssel.
Die UNWTO appelliert vor allem für ein einheitliches Konzept, um die Branche wieder anzukurbeln. Zwischen Januar und Juli 2020 verbuchte diese Verluste von 440 Millionen Ankünften und Einnahmen von 460 Milliarden US-Dollar. Auch wenn zu Beginn der zweiten Jahreshälfte das Aufkommen vorrangig in Europa wieder stieg, konnte für die Hauptsaison Sommer die erhoffte Erholung nicht eintreten. Am stärksten von der Pandemie betroffen war der asiatische Raum mit einem Rückgang der Touristenankünfte von 72 Prozent. Danach folgte Europa mit 66 Prozent und Amerika mit einem Rückgang von 55 Prozent. Gerade im Hinblick auf die wirtschaftliche Situation sind diese Zahlen ein herber Schlag. Während sich die Situation in Europa etwas verbessern konnte, stehen wichtige Outbound-Märkte wie die USA und China immer noch weitestgehend still.
Fazit zu der Prognose der Tourismusexperten für die kommenden Jahre
Die Coronakrise stellt einen noch nie dagewesenen Einbruch für die Tourismusbranche dar, auch wenn diese bereits durch vergangene Krisen wie Terroranschläge, Weltwirtschaftskrise oder die SARS-Epidemie starke Einbrüche verbuchen musste. Alleine der finanzielle Verlust ist durch Covid-19 fünfmal so hoch wie bei der Weltwirtschaftskrise, wie die UNWTO in ihrem neusten Barometer veröffentlichte. Da es aktuell besonders in Europa wieder zu einem starken Anstieg der Fallzahlen kommt, bleibt es abzuwarten, wann sich die Branche erstmals erholen kann. Die Nachfrage nach Reisen wird sich angesichts der momentanen Entwicklung sicherlich nicht erhöhen.