Züge werden als umweltfreundlichere Reisealternative angesehen und auch Nachtzüge bekommen eine immer grösser werdende Relevanz bei Reisenden, auch längere Distanzen auf der Schiene zurückzulegen. Die SBB möchten daher das Angebot ausbauen, doch die Debatte um die Finanzierung ist noch nicht gelöst.

Im vergangenen Monat haben die SBB gemeinsam mit den ÖBB verkündet, ab dem Jahr 2022 viele europäische Metropolen durch Nachtzüge miteinander zu verbinden. Damals war die Rede davon, dass der teure Ausbau des Nachtzugnetzes gegebenenfalls durch Gelder aus dem Klimafonds unterstützt werden könnte. Jetzt berichtet die Konsumentenzeitung Saldo, dass so eine Subvention gar nicht nötig sein würde und auch andere Kritiker melden sich zu Wort.

Kooperation mit den ÖBB

Die Österreichischen Bundesbahnen haben mit ihrem Nachtzuggeschäft in den vergangenen Jahren eine immer höhere Nachfrage verzeichnen können. In dieses Geschäft wollen nun auch die Schweizerischen Bundesbahnen wieder mit einsteigen.

Gemeinsam mit der ÖBB, die mit ihren 19 Nightjetlinien das grösste Nachtzugnetz Europas besitzt, will die SBB somit noch mehr Reisende von der Bahn überzeugen. Dafür soll das Streckennetz erheblich ausgebaut werden. Am 11. September unterzeichneten die beiden Bundesbahngesellschaften dafür die Strategie “Nightjet-Netz Schweiz 2024”. Dabei sollen die bestehenden sechs Linien bis 2024 auf zehn Linien und 25 Destinationen erweitert werden. In der Strategie werden konkrete Pläne für einige Strecken genannt, die entweder schon gesichert sind oder sich noch in der Planungsphase befinden. Darunter gibt es Verbindungen von Zürich nach Barcelona, Rom oder Amsterdam.

SBB vergleichen Nachtzug mit Airbus

In der Diskussion um Nachtzüge geht es immer wieder um die hohen Kosten, die mit der Anschaffung und dem Betrieb der “Nightjets” verbunden sind. So wurde bereits im September deutlich, dass die SBB finanzielle Hilfe von mindestens 30 Millionen Franken jährlich aus dem Klimafonds benötigen, um die Nachtzugstrategie kostendeckend umsetzen zu können. Nun gibt es Diskussionen, ob die SBB dieses Geld überhaupt brauchen oder es doch aus eigener Kraft schaffen, das Nachtzuggeschäft profitabel zu betreiben.

Ein Nachtzug kostet uns so viel wie ein Airbus. Der Unterschied ist aber, dass wir nur einmal pro Tag fahren können, während Easyjet oder Swiss fünf- bis siebenmal pro Tag fliegen.

 SBB-Chef Vincent Ducrot

Um zu untermauern, weshalb der Betrieb von Nachtzügen so kostenintensiv ist und Subventionen notwenig sind, vergleicht SBB-Chef Vincent Durot einen Nachtzug mit einem Airbus, welcher auch hohe Anschaffungskosten hat, aber deutlich mehr eingesetzt werden kann. Allerdings geht die Rechnung nicht ganz auf. Ein kleiner Airbus kostet rund 71 Millionen Franken, ein Nachtzug der ÖBB etwa 19 Millionen. Selbst, wenn man – wie von den SBB ergänzt – die Lokomotive hinzurechne, kommt man nur auf 25 Millionen Franken. Dieser Vergleich ist also nicht ganz schlüssig.

Auch ein Blick nach Österreich zeigt, dass das Nachtzuggeschäft nicht notwendig defizitär sein muss. ÖBB-Chef Andreas Matthä sagte laut Saldo, dass es “unterm Strich leicht schwarz” sei.

Andere Akteure der Reisebranche kritisieren SBB stark

Nicht nur die Subventionen allein stehen in der Kritik, sondern der gesamte Vorstoss des Ausbaus des Nachtzugangebotes in seiner jetzigen Form, so berichtet AboutTravel.ch. Es wird befürchtet, dass die SBB durch ihr neues Angebot andere Akteure der Branche, die aktuell schon stark von der Pandemie betroffen sind, noch weiter geschwächt werden.

Während der Pandemie ist der Reisemarkt massiv eingebrochen, und zahlreiche Anbieter aus Industrien ohne staatliche Unterstützungen stehen kurz vor dem unverschuldeten Ruin.

Benjamin Giezendanner, Nationalrat  

Dabei kommen die Kritiker aus vielen Reihen. Die Reisebusbranche geht davon aus, dass ein subventioniertes Nachtzugangebot den “Reisebusunternehmen den Rest geben” würde. Und auch der Dachverband der Schweizer Luftfahrt spricht von einer “inakzeptablen Wettbewerbsverzerrung”. Auch wird bezweifelt, dass das Geld des Klimafonds bei den Nachtzügen der SBB wirklich an der richtigen Stelle sei oder ob man es nicht lieber in andere Projekte oder direkte Kompensationen einsetzt.

Fazit zur Diskussion um die Subventionen für SBB-Nachtzüge

Es ist eine interessante Debatte, die sich zurzeit um den Ausbau des Nachtzugangebotes der SBB entwickelt. Zum einen wird die Frage gestellt, ob Subventionen aus dem Klimafonds wirklich nötig sind, zum anderen fühlen sich andere Akteure der Reisebranche stark benachteiligt. Ich bin gespannt, wie sich der Diskurs in dieser Thematik weiterentwickelt und ob das Nachtzugangebot wirklich in der aktuell geplanten Form umgesetzt wird.

Autor

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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