Der indische Low-Cost-Carrier SpiceJet hat Pläne für Langstreckenflüge bekanntgegeben. So soll es nach Grossbritannien und in die USA gehen. Problem ist nur: Die Airline verfügt über kein einziges Langstreckenflugzeug.

Die Nachricht, dass die indische Günstig-Airline SpiceJet sich darauf vorbereitet, nach Grossbritannien und in die USA zu fliegen, hat viele überrascht. Die Fluggesellschaft betreibt aktuell nämlich nur eine Flotte von Boeing 737 und Bombardier Q400, die beide nicht über die Reichweite verfügen, um die beiden Länder nonstop anzufliegen. SpiceJet hat jedoch einen Plan, um diese Langstreckenziele zu erreichen.

SpiceJet least A330 und Slot von Oman Air

Die einfache Antwort darauf, wie SpiceJet auf Langstrecken fliegen wird, ist Wet-Leasing. Ein Wet-Lease liegt vor, wenn ein Leasinggeber einer Fluggesellschaft sowohl das Flugzeug als auch die Besatzung zur Verfügung stellt. Dies ermöglicht es einer Fluggesellschaft, fast sofort mit dem Fliegen des geleasten Flugzeugs zu beginnen, ohne dass eine eigene Besatzung oder Zertifizierungen erforderlich sind.

SpiceJet hat bereits Erfahrung beim Thema Wet-Leasing, die Fluggesellschaft hat bereits früher A320-Flugzeuge übernommen, um Lücken in ihrem Flugplan aufgrund der MAX-Krise zu füllen. Eine Reihe von Fluggesellschaften leasen Wet-Lease-Flugzeuge, um die Kapazität zu erhöhen, wenn ihre Flotten vor einem Problem stehen oder eine hohe Nachfrage besteht. Die aktuelle Krise hat die Leasinggeber hart getroffen, da etliche Airlines ihre Verträge mit den Firmen aufkündigten.

Der Wet-Lease-Vertrag von SpiceJet soll mit Oman Air über die Bereitstellung von bis zu drei Airbus A330 abgeschlossen worden sein. Die A330 bietet genügend Reichweite, um Grossbritannien von Indien aus zu erreichen, obwohl das Flugzeug – je nach Variante – die USA wiederum nicht erreichen könnte.

Oman Air bietet SpiceJet noch einen weiteren wertvollen Aktivposten an: Einen Slot in London-Heathrow, wie es aus Quellen verlautet. Zu einer anderen Zeit (eigentlich erst vor einem Jahr) wurden die Slots in Heathrow aufgrund von Kapazitätsbeschränkungen jeweils für mehrere Millionen verkauft. Oman Air selbst hält den Rekord für den teuersten Slot-Kauf mit 75 Millionen US-Dollar (über 64 Millionen Euro) für einen ‘Primetime’-Slot.

Noch viele offene Fragen

Das Jahr 2020 hat jedoch die bisherigen Regeln in der Welt der Fluggesellschaften ins Wanken gebracht und so ist Oman Air nun bereit, den Slot in Heathrow mit einem Wet-Lease-Vertrag aufzugeben. Die A330 von Oman Air werden gut zu SpiceJet passen, so dass die Inder sofort nach London fliegen und die aufgestaute Nachfrage auf dem Markt befriedigen können.

Auch wenn es so klingt, als sei SpiceJet bereit, in den Markt zu springen und eine kostengünstige Alternative anzubieten, bleiben einige wichtige Fragen offen. SpiceJet selbst hat noch keine offiziellen Ankündigungen zu den Langstreckenplänen gemacht, abgesehen von der Erlaubnis seitens der indischen Behörden. Es gibt immer noch keine Einzelheiten über den Wet-Lease-Vertrag oder die Genehmigungen aus den USA und Grossbritannien.

Es kann jedoch sein, dass nicht alle Flüge für SpiceJet reibungslos verlaufen, selbst wenn sie beginnen. Air India betreibt bereits mehrere tägliche Indien-London-Verbindungen und hat ein Monopol auf Direktflüge von Indien. Diese haben bei den Rückholflügen im Auftrag Indiens noch weiter an Bedeutung gewonnen.

Indien ist ausserdem dabei, eine neue Vereinbarung mit Grossbritannien zu schaffen, die es britischen Fluggesellschaften noch leichter macht, nach Indien zu fliegen. Dies bedeutet, dass auch SpiceJet mit British Airways und möglicherweise Virgin Atlantic um einen Marktanteil konkurrieren muss.

Fazit zu den Langstreckenplänen von SpiceJet

Es ist deutlich, dass SpiceJet eine Menge zu klären hat, bevor die Flüge offiziell starten. Angesichts des Nachholbedarfs auf dem Markt könnten die niedrigeren Preise von SpiceJet jedoch viele Menschen anziehen, die in ihre Heimat, oder zu Freunden und Verwandten reisen möchten. Wir werden wahrscheinlich in den kommenden Wochen sicherlich mehr über diese spannenden Pläne erfahren.

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Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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