Die Günstig-Airline Norwegian könnte tiefer in die Krise rutschen, muss sie doch einen herben Rückschlag aus Schweden verkraften, wo der Fluggesellschaft staatliche Kreditgarantien verweigert wurden.

Ein weiterer Rückschlag hat die angeschlagene Günstig-Airline Norwegian Air getroffen. Am letzten Dienstag gab die schwedische Schuldenverwaltung bekannt, dass diese den Antrag der Fluggesellschaft auf eine staatliche Kreditgarantie abgelehnt hat, wie unter anderem Reuters berichtet. Die Regierungsbehörde wollte die Fluggesellschaft nicht unterstützen, da sie Ende 2019 nicht als finanziell lebensfähig eingestuft wurde, eine Bedingung dafür, dass Fluggesellschaften Hilfe durch das schwedische Finanzhilfeprogramm in Zeiten der Corona-Krise erhalten.

Schweden schätzt Norwegian als “nicht lebensfähig” ein

Die schwedische Schuldenverwaltung wurde beauftragt, Kreditgarantien für neue Darlehen an Fluggesellschaften zu erteilen, die ab dem 1. Januar 2020 eine Lizenz für die kommerzielle Luftfahrt in Schweden besitzen und ihre Haupttätigkeit in Schweden ausüben. Dies ist Teil eines staatlich unterstützten Rettungspakets für die Corona-Krise in Höhe von fünf Milliarden Kronen (etwa 520 Millionen Franken). Während SAS Hunderte von Millionen Euro aus dem Programm erhalten hat (reisetopia.de), wurde der schwedische Zweig von Norwegian nun abgelehnt. Dies geschah mit der Begründung, dass die Fluggesellschaft Ende 2019 nicht “finanziell lebensfähig” sei.

“Die Einschätzung der Schuldenbehörde in Bezug auf Norwegian lautet, dass zum 31. Dezember 2019 ein sehr hohes Risiko bestand, dass Norwegian nicht in der Lage sein würde, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, und dass das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt als nicht in der Lage erachtet wurde, die weitere Verschuldung zu bewältigen. […] Dementsprechend wurde der Antrag von Norwegian abgelehnt”, heißt es in der Stellungnahme der Behörde. Ein Sprecher von Norwegian sagte, der Entscheidungsprozess sei etwas planlos verlaufen. Zuerst habe die Schuldenbehörde der Fluggesellschaft mitgeteilt, dass der Antrag nicht durchgehen werde. Später änderte sie ihre Meinung aufgrund von Bedenken wegen der EU-Wettbewerbsregeln. Es scheint jedoch, dass die jüngste Entscheidung endgültig ist, da sie nicht anfechtbar ist.

Der Sprecher fügte außerdem an, dass die Fluggesellschaft es seltsam finde, dass Schweden die 1’000 Arbeitsplätze, die Norwegian im Land bietet, nicht sichern wolle. Außerdem habe sie die eine Million ausländischer Touristen und deren Einnahmen, die jedes Jahr mit Norwegian nach Schweden reisen, nicht in Betracht gezogen. “Dies zeigt deutlich, dass Wettbewerb in Schweden nicht erwünscht ist”, sagte Charlotte Holmbergh Jacobsson, Leiterin der Kommunikationsabteilung der Airline, zu der Entscheidung, der SAS Milliarden von schwedischen Kronen als Beihilfe zu gewähren, während sie Norwegian “ein paar hundert Millionen” verweigerte.

Expansion und Langstrecke brachten Schieflage

Norwegian hat in der Tat seit mehreren Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Rasche Expansionen und Low-Cost auf der Langstrecke ließen die Fluggesellschaft Ende letzten Jahres mit fast sieben Milliarden Euro an Schulden und Verbindlichkeiten dastehen. Bereits im März stellte die Fluggesellschaft bis auf wenige Ausnahmen alle Inlandsstrecken der ein. Im Juli erreichte Norwegian im Jahresvergleich nur noch zehn Prozent ihrer Kapazität und beförderte nur noch 350’000 Passagiere.

Im Mai einigten sich die Anleihegläubiger Norwegians auf einen umfangreichen Schuldenswap, durch den die Fluggesellschaft im Wesentlichen gerettet und die Unterstützung der norwegischen Regierung in Millionenhöhe freigesetzt wurde, wobei ihnen jedoch nur 5 Prozent des Unternehmens blieben.

Fazit zur Entscheidung über Norwegian

Auch wenn die Entscheidung die Fluggesellschaft im Augenblick vielleicht nicht direkt betrifft, so hat sie doch schon früher deutlich gemacht, dass sie mehr Mittel benötigt, um den Betrieb für eine “Neue Norwegian” wieder aufzubauen. Das dürfte die Situation in jedem Fall nochmals deutlich erschweren und die kommenden Wochen und Monate ungewollt spannender machen.

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Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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