2020 war für Norwegian ein besonders hartes Jahr. Bereits vor der Corona-Krise schrieb das Unternehmen rote Zahlen, jetzt hat die Regierung der Fluggesellschaft weitere Staatshilfen verweigert. Die Entscheidung der Regierung bezeichnet das Luftfahrtunternehmen als sogenannte “Ohrfeige”.

Der norwegische Staat dachte vor einigen Monaten über weitere Staatshilfen für Norwegian nach. Währenddessen wurden von der Airline unter anderem Lohnkürzungen vorgenommen und Basen geschlossen. So blieben mehr als 100 Flugzeuge im vergangenen Monat auf dem Boden. Durch die Entscheidungsverkündung rückt eine Pleite für Norwegian immer näher, wie reuters.com berichtet.

Eine weitere Unterstützung sei zu risikoreich

Norwegian Air galt zuvor als ein aggressiv expandierender Low-Cost Carrier, der aber bereits im Vorjahr finanziell zu kämpfen hatte. Die Corona-Pandemie hat die Situation für die Airline nochmal um ein Vielfaches erschwert.

Norwegian Air hat von der Regierung bereits Garantien in Höhe von drei Milliarden Euro erhalten, nun soll es vorerst keine weitere Unterstützung geben. Wirtschaftsministerin Iselin Nybo äusserte sich zu der Entscheidung und erklärte, dass eine zusätzliche Unterstützung in Milliardenhöhe “keine vertretbare Verwendung von Geld der Steuerzahler” sei. Die geforderte Staatshilfe könne sogar verfassungswidrig sein, merkte sie daraufhin an.

Das Unternehmen führte auf, dass der deutsche Staat sich auf eine zweite Staatshilfe für die Lufthansa einsetzt. Die Finanzstruktur von Norwegian Air sei jedoch laut Aussagen der Wirtschaftsministerin zu riskant und nicht vertretbar. Die norwegische Regierung machte klar, dass es ausser Norwegian Air immer noch genügend Wettbewerber in der Luftfahrt Norwegens gäbe. Der Staat will den norwegischen Fluggesellschaften mehr Selbstverantwortung geben. Zudem wird Wizz Air, der ungarische Billigflieger und Hauptkonkurrent Norwegians, sein Angebot an Flügen in Norwegen ausbauen. Die Nachfrage der inländischen Flüge wäre dadurch gut gedeckt. Dies könnte bei dem Beschluss der Regierung eine Rolle gespielt haben, um Norwegian nicht noch ein zweites Mal zu unterstützen und “kein gutes Geld mehr schlechtem hinterherzuwerfen”, so der Analyst von Bernstein Research, Daniel Röska.

Der Airline steht ein harter Winter bevor

Der zu Jahresbeginn angetretene Norwegian-Chef, Jacob Schram, wolle einen Insolvenzantrag nicht ausschliessen und auf jedes Szenario vorbereitet sein. Es müsse eine Lösung noch vor dem Winter gefunden werden. Die Airline verfüge zwar noch über Barmittel, diese würden jedoch nur bis zum ersten Quartal 2021 reichen. Schram führte als Option vor, die Flugzeugleasingfirmen um mehr Geld zu bitten, oder Flugzeuge zu verkaufen.

Das Unternehmen und der Aufsichtsrat werden jeden Stein umdrehen, um die Situation zu überstehen.

Norwegian-Chef, Jacob Schram

Durch den Beschluss der norwegischen Regierung stehen die verbleibenden 2’300 Arbeitsplätze und die Luftanbindung zahlreicher norwegischer Orte auf dem Spiel. Die gesamte Situation zeigt sich auch deutlich auf dem Aktienkurs. Schon im Verlauf des Jahres ist die Norwegian-Aktie immer mehr gefallen, jetzt fiel der Kurs auf ein Rekordtief von 0,49 Kronen.

Fazit zur Entscheidung über weitere Staatshilfen

Dieses Jahr war für Airlines wie Norwegian Air besonders turbulent. Die Entscheidung, dass keine weiteren Staatshilfen geleistet werden, könnte die Airline schlussendlich in die Pleite treiben. Norwegian Air steht ein harter Winter bevor und um ihn ohne Staatshilfen zu überwinden, müssen alle Optionen durchdacht werden, die das Unternehmen im Moment noch hat. Auch wenn die Airline noch über Reserven verfügt, so wären sie im ersten Quartal 2021 aufgebraucht, wenn Norwegian Air nicht zu einer alternativen Lösung kommt.

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