Vor kurzem befand sich der Low-Cost-Carrier Norwegian noch in einer gehörigen finanziellen Schieflage. Inzwischen befindet sich die Airline aber wieder im kräftigen Aufwind, was für viele sehr überraschend kam. Aktuell hat Norwegian denn auch beachtliche Pläne die Flotte und das eigene Netzwerk betreffend.
So plant die Günstig-Airline insgesamt 40 russische Regionalflugzeuge des Typs Sukhoi Superjet 100 zu leasen. Auch damit überrascht die Airline einmal mehr die Industrie. Jedoch steckt hinter dieser Absicht ein für die Airline lukrativer Deal das Streckennetz erweitern zu können.
Deal beinhaltet wertvolle Rechte für sibirischen Luftraum
Eigentlich gilt der “Superjet” bei den wenigen betreibenden Airlines als gar nicht mal so “super”, schliesslich bereitet das Regionalflugzeug vom russischen Flugzeugbauer Sukhoi den Fluggesellschaften etliche Probleme, sodass sich beispielsweise die irische Airline CityJet zuletzt von ihren Superjets, als einzige europäische Airline, verabschiedete. Einen ähnlichen Plan verfolgt nun auch der ebenfalls unglückliche und letzte westliche Betreiber, die mexikanische Interjet, die ihre Sukhois bereits in diesem Herbst verkaufen möchte. Inzwischen ist das Flugzeug so denn auch nur noch hauptsächlich in Russland und vereinzelt in weiteren Ländern anzutreffen. Besonders unter diesem Aspekt verwundert Norwegian mit seinen Plänen 40 Stück dieser Maschinen leasen zu wollen. Zuvor nur ein Gerücht, bestätigte ein Sprecher der Airline diese Absicht inzwischen auch offiziell.
Doch ein mögliches Leasing der Superjets unterliegt einem grösseren Plan Norwegians, wonach die Airline plant, in den sibirischen Luftraum zu expandieren und Flüge ab Europa zu etlichen neuen potentiellen Zielen anbieten zu können. Allerdings sind Flüge innerhalb des sibirischen Luftraums gemeinhin sehr teuer für die Fluglinien, doch mitsamt eines Leasingvertrages winkt der Budget-Airline ein Deal, der die sonst mit horrenden Kosten verbundenen Rechte beinhaltet, um im nordasiatischen Luftraum operieren zu können. Womöglich also ein gutes Geschäft für beide Seiten. Es wird vorgerechnet, dass Norwegian so für einen Hin- und Rückflug bis zu 80’000 Dollar, also über 79’000 Franken, sparen könnte. Durch die sibirischen Flugrechte wäre es Norwegian so zum Beispiel möglich von Europa nach Japan, Südkorea, China und weiteren Zielen in Asien fliegen zu können.
Doch offen bleibt die Frage, was die Norweger mit den immerhin 40 Superjets anstellen könnte. Gerüchte gehen davon aus, dass zehn der geleasten Flugzeuge an das südamerikanische Subunternehmen der Airline, “Norwegian Air Argentinia”, wandern und der Grossteil von 30 Maschinen tatsächlich in die europäische Flotte Norwegians, vor allem für regionale Strecken, integriert werden könnte.
86 Tote und eine schlechte Versorgung
Der Sukhoi Superjet 100 – kurz: SSJ100 – ist ein Regionalflugzeug aus russischer Produktion und sollte unter anderem dabei helfen, Russland in Sachen Flugzeugbau wieder auf die Landkarte zu bringen und mit der Konkurrenz vor allem in Form von Airbus, Boeing und Embraer mithalten zu können. Jedoch blieb der Superjet bis dato weit hinter den Erwartungen der Russen zurück.
Technische Probleme, der laut betroffener Airlines teils katastrophale Support – besonders was die Versorgung durch Ersatzteile betrifft – und nicht zuletzt die für ein so junges Flugzeug beachtliche Anzahl an Zwischenfällen mit insgesamt 86 Toten, taten ihr Übriges, um das Image und damit den Erfolg der Sukhoi weiter zu schmälern. So ist der Superjet nun mehr fast ausschliesslich auf dem russischen Heimatmarkt anzutreffen. Umso erstaunlicher ist das Vorhaben Norwegians, diesen Flugzeugtyp anschaffen zu wollen, trotz des offensichtlichen grösseren Deals dahinter.
Fazit zu Norwegians Leasing-Plänen
Der europäische Low-Cost-Carrier Norwegian ist zurzeit für die ein oder andere Überraschung gut. Nachdem die Airline wieder eine erstaunliche flotte positive Entwicklung vorweisen kann, sind da nun die Leasing-Pläne rund um die russische SSJ100. Wenngleich dahinter die Absicht zu stehen scheint, die sonst äusserst teuren Flugrechte für den sibirischen Luftraum zu ergattern, wollen die Maschinen schliesslich auch eingesetzt werden. Demnach könnten wir schon bald wieder einige Superjets im europäischen Luftraum wiederfinden. Bleibt die Frage, ob Norwegian mit dem umstritten Flieger – im Gegensatz zu vielen anderen Airlines – glücklich werden kann.