Nach der ITA-Übernahme: Lufthansa beleuchtet den Leonardo da Vinci Flughafen für künftige Expansionspläne.
Nach dem langwierigen Tauziehen der Lufthansa Group um ITA Airways ist in der vergangenen Woche die Entscheidung endlich gefallen: Lufthansa übernimmt ITA Airways. Nun wird der Flughafen Rom Fiumicino (FCO) als potenzielles neues Lufthansa-Drehkreuz unter die Lupe genommen – jedoch ist die Konkurrenz gross, wie Airliners berichtet.
Grosse Pläne mit Hub Rom Fiumicino
Die Lufthansa und das italienische Finanzministerium meldeten am 25. Mai Vollzug in der Übernahme von ITA Airways. Nur noch die Prüfung der EU-Kommission steht nun aus, ehe der Kranich seine Flügel über der italienischen Fluggesellschaft ausbreitet. Erste Pläne, die nach der Beteiligung der Lufthansa Group bei ITA in die Tat umgesetzt werden sollen, wurden bereits publik gemacht: Der Hub Rom Fiumicino soll eine zentrale Rolle spielen.
Der Flughafen Rom Fiumicino Leonardo da Vinci, das wichtigste italienische Drehkreuz, wird von vielen namhaften Fluggesellschaften aus aller Welt angeflogen und gewährleistet Verbindungen zu zahlreichen internationalen und italienischen Zielen. Seine strategische Lage im Herzen des Mittelmeers könnte eine zentrale Rolle spielen, wenn der Flughafen als Referenzpunkt für Anschlussflüge für das gesamte mittel-südeuropäische Becken ausgebaut wird.
Wie die Lufthansa Group nun bekannt gibt, wird sich der Flughafen womöglich zum südlichen Drehkreuz des Konzerns entwickeln, mit dem Fokus auf Langstreckenflüge nach Nord- und Lateinamerika. Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Group, Carsten Spohr, gab bekannt:
Wir werden auch auf der etablierten Stärke von ITA auf den Strecken nach Asien, Nordafrika und in den Nahen Osten aufbauen.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Group
Laut einem Bericht des Beratungsunternehmens TRA flogen im Jahr 2019 rund 43 Millionen Passagiere über den Flughafen Rom FCO. Der Flughafen habe somit vor der Coronapandemie das Potenzial bewiesen, sich zu einem noch stärkeren Drehkreuz für den Mittelmeerraum entwickeln zu können.
ITAs Marktanteil könnte nicht ausreichen
Für einen erfolgreichen Ausbau zu einem südlichen Drehkreuz der Lufthansa Group fehlt es allerdings an einem soliden Marktanteil von ITA Airways an dem Hub FCO. Denn an ihrem eigenen Drehkreuz in Rom-Fiumicino betreibt ITA aktuell nur knapp 30 Prozent der Flüge. Um Rentabilität gewährleisten zu können, müsse eine Airline an ihrem Hauptknotenpunkt allerdings mindestens 50 Prozent der Anteile innehaben, sagt Analystin Haradau-Döser von Kepler Cheuvreux. Die Konkurrenz am Standpunkt Rom Fiumicino ist also gross.
Im Langstreckengeschäft habe ITA auf Transatlantikrouten sogar nur ein Prozent, nach Lateinamerika lediglich zwei Prozent Marktanteil, ergänzt Haradau-Döser. Aktuell haben Lufthansa Group-Airlines in Rom gerade einmal rund 36 Prozent des Anteils inne – deutlich weniger als an den anderen Lufthansa-Group-Hubs München, Frankfurt, Zürich, Wien und Brüssel.
Expertenmeinungen zufolge sei die schlechte interkontinentale Verbindung auch das massgebliche Problem von italienischen Flughäfen. Etwa 5,6 Millionen Reisende pro Jahr würden an nicht italienischen Drehkreuzen zwischenlanden, bevor sie ihre finale Destination in Europa erreichen. Die Integration von ITA in die Lufthansa Group könnte das bald ändern, denn Fiumicino soll als Knotenpunkt für Passagiere aus Südeuropa etabliert werden.
Gute Beispiele für den Bedeutungszuwachs von Drehkreuzen unter dem Lufthansa Konzern sind die Hubs in Zürich und Wien unter Swiss und Austrian Airlines. Beide Hubs konnten seit der vollständigen Integration der Airlines in den Lufthansa-Konzern ein solides Wachstum verzeichnen.
Fazit zu Rom als neues Lufthansa Drehkreuz
Nach der erst kürzlich bestätigten Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways durch die Lufthansa Group, werden nun erste strategische Pläne bekannt: Der Hub Rom Fiumicino soll ein wichtiges Drehkreuz des Kranichs in Südeuropa werden. Da ITA allerdings aktuell nur rund ein Drittel der Marktanteile am Flughafen FCO innehält, ist das Konkurrenzgeschäft entsprechend gross. Für einen profitablen Ausbau des FCO zu einem Lufthansa-Drehkreuz müsste der Kranich künftig mindestens 50 Prozent der Anteile erwerben.