Bucht man heutzutage ein Flugticket, variiert der Leistungsumfang teils stark. Die Zeiten, zu denen im Preis Freigepäck, Sitzplatz sowie Mahlzeiten inkludiert waren, sind vor allem in der Economy Class schon lange vorbei. Airlines setzen immer öfter auf den gezielten Verkauf von Sonderleistungen. Auch bei der Lufthansa könnte es in Zukunft deutlich mehr kostenpflichtige Sonderleistungen geben. Darauf deutet zumindest eine Präsentation für die Anleger des Konzerns hin.

Eine Flugreise in die Vereinigten Staaten – vor etwa zehn Jahren beinhaltete diese noch Aufgabegepäck, die Verpflegung an Bord war inklusive und im besten Fall liess sich auch noch kostenfrei ein Sitzplatz auswählen. Diese Zeiten sind seit einiger Zeit vorbei. Bei Preisen von 300 Franken und teilweise weit weniger für einen Hin- und Rückflug in die USA oder nach Asien können Airlines am Ticketpreis nur schwerlich etwas verdienen. Doch der Wettbewerb unter den Airlines wird immer stärker – die Preise müssen also möglichst niedrig bleiben. Eine erste Lösung war vor einigen Jahren schnell gefunden: sogenannte Light Tarife.

Ungebündelte Tarifstrukturen setzen sich seit Jahren durch

Ursprünglich aus den USA kommend, zielten diese vor allem auf Kurzstreckenflüge ab. Verpflegung braucht es auf einem Flug von drei Stunden nicht zwingend und wo genau man sitzt, ist auch eher zweitrangig. Hauptsache die Tickets können möglichst günstig verkauft werden. Das Konzept funktionierte. Dafür verzichteten Passagiere auch auf ein Gepäckstück. Recht schnell wurde das Konzept auch in Europa adaptiert. Auch hier machte die Kurzstrecke den Anfang.

Vor allem das Geschäft von EasyJet und Ryanair basiert auf diesem Prinzip. Passagiere zahlen den Flug. Wer Gepäck mitnehmen möchte, einen Platz aussuchen will oder eine Mahlzeit braucht, der zahlt extra. Mittlerweile ist das Konzept auch auf der Langstrecke angekommen. Zwar gibt es hier in der Regel noch kostenfreies Essen und Trinken, doch auch hier verzichten Passagiere im Light-Tarif auf Gepäck, eine kostenfreie Platzwahl und müssen sich mit einer niedrigeren (Status-)Meilengutschrift begnügen.

Im Light Tarif der Lufthansa verzichtet man beispielsweise schon jetzt auf Aufgabegepäck

Auch die Lufthansa arbeitet seit geraumer Zeit mit solchen Light-Tarifen. Doch im Vergleich zu anderen Airlines ist der Light Tarif der Lufthansa noch recht grosszügig. Unabhängig vom gebuchten Tarif stehen einem alle Check-in-Wege offen, egal ob online, am Schalter oder am Automat. Auch bei den Mahlzeiten und Sitzplätzen gibt es keine direkte Unterscheidung zwischen den Tarifen. Doch hieran könnte sich in Zukunft etwas ändern.

Lufthansa plant neue Tarifstruktur mit Sonderleistungen

Die Lufthansa plant nämlich, in Zukunft mehr kostenpflichtige Sonderleistungen zu verkaufen. Das ist zum einen eine Konsequenz aus dem zunehmenden Wettbewerb. Es ist aber auch ein Signal an die Anleger, die von den Geschäftszahlen des Konzern zuletzt weniger angetan waren. Um diesen Negativtrend umzukehren, arbeitet die Lufthansa deshalb scheinbar an neuen Tarifkonzepten.

Einen ersten Einblick in diese gab es beim Capital Market Day, dem Investorentreffen der Lufthansa. In Zukunft will man sich bei der Lufthansa mehr auf die einzelnen Kundengruppen konzentrieren und kundenspezifische Flugpakete anbieten. Diese bilden dann verschiedene Zusatzleistungen ab und sind selbstverständlich kostenpflichtig. Geplant sind bislang scheinbar Unterscheidungen nach Geschäftsleuten, Familien und Individualreisenden.

Welche Leistungen im Basispreis enthalten sind und was je Kundengruppe in den Zusatzpaketen enhalten ist, wurde bislang nicht bekanntgemacht. Möglich wären bei Geschäftsleuten aber etwa Priority Boarding, Umbuchungen sowie bei Familien Gepäckstücke und Sitzplatzreservierungen. Das sind aber reine Spekulationen. Wie genau die neuen Tarife aussehen, wird sich innerhalb der nächsten Monate zeigen.

Für die Lufthansa dürfte sich das neue Konzept vor allem finanziell auszahlen. Wird dieses von den Kunden so aufgefasst wie erhofft, rechnet man über die nächsten Jahre mit einem Umsatzanstieg um 50 Prozent im Bereich der Sonderleistungen. Schon jetzt macht die Lufthansa mit Sonderleistungen mehr als eine halbe Milliarde Franken Umsatz pro Jahr.

Fazit zur möglichen neuen Tarifstruktur bei der Lufthansa

Auch wenn die Neuigkeiten zur möglichen neuen Tarifstruktur für Reisende keine guten Nachrichten sind, ist die Entwicklung doch irgendwo nachvollziehbar. In Zeiten, in denen der Kostendruck auf Airlines immer weiter steigt und Passagiere immer günstiger reisen wollen, müssen sich Airlines andere Wege überlegen, um Geld zu verdienen. Dass solche Konzepte mit bezahlten Sonderleistungen klappen, zeigen zahlreiche Günstigairlines Jahr für Jahr. Und auch wenn hier die Kritik seitens der Passagiere oftmals gross ist, sprechen die Buchungszahlen dieser Airlines eine andere Sprache. Offenbar wird das Konzept also auch für “Premium”-Airlines zur Alternative.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.