Insider vermuten eine weitere, drastische Flottenverkleinerung bei der Lufthansa: Verschiedenen Medienberichten zufolge könnte sich der Kranich bald nicht nur von allen Airbus A380 trennen, sondern auch von den noch vorhandenen Boeing 747-400.
Es steht offenbar weitaus schlechter um die grösste europäische Fluggesellschaft, als vielerorts angenommen: Die Lufthansa könnte sich im Zuge einer neuerlichen Verkleinerung bald von den grössten Maschinen Ihrer Flotte verabschieden. Dies geht aus einer jüngsten Recherche Bloombergs, die sich auf anonyme Insider-Informationen beruft, und anderen Medienberichten übereinstimmend hervor.
Insider vermutlich drastischere Verkleinerung als ursprünglich gedacht
Es ist erst wenige Tage her, dass wir über die stark angeschlagene Lufthansa berichteten, und von einer erneuten, unausweichlichen Verkleinerung, vor der Lufthansa-Chef Carsten Spohr so eindringlich warnte. Insiderberichten zufolge ist man beim Kranich allerdings weit über eine Warnung hinaus: Aus verschiedenen Medienberichten geht jetzt eine konkrete Beschreibung eben jener Passagiermaschinen hervor, von denen man sich bei der Lufthansa offenbar möglichst schnell trennen möchte. Demnach könne sich die Flotte von Europas grösster Fluggesellschaft schon bald radikal reduzieren: Eine Ausmusterung sämtlicher, verbleibender A380-Doppeldecker und einem Grossteil der älteren Airbus A340 – diese sind im Verhältnis zu neueren Jets in der Flotte besonders wenig effizient – sei wohl ebenso wahrscheinlich, wie die Verabschiedung von sämtlichen älteren Jumbos Boeing 747-400.
Diese Zahl übersteigt die von der Fluggesellschaft zuletzt angekündigten Kürzungen von ca. 100 Maschinen allerdings bei weitem – und ausserdem die Zahl der rund 22’000 Arbeitsplätze, die mit den neuesten Einschnitten aktiv bedroht wären. Zudem sollen eventuell weitere kleinere Maschinen in den kommenden Wochen aussortiert werden, wie Informationen anonymer Quellen bestätigt haben sollen. Einige Medienberichte betonen allerdings, das eine offizielle Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gefallen sei. Ein Pressesprecher der Lufthansa lehnte eine Stellungnahme gegenüber des Reiseportals OMAAT ab.
Corona-Pandemie zwingt Fluggesellschaften zum Abschied von grösseren Maschinen
Die Lufthansa sieht sich im internationalen Vergleich mit dieser Entscheidung nicht alleine: Zuletzt hatten sich allerlei Konkurrenten von ihren grösseren Passagiermaschinen verabschiedet. Die französische Air France musterte zuletzt beispielsweise nicht nur ihre A340-Flotte aus, sondern schickte zudem den beliebten Airbus A380 in vorgezogene Frührente. “Das Paradigma scheint jetzt, wie auch von Air France-KLM oder IAG veranschaulicht, darin zu bestehen, Flugzeuge, die man nicht will, sofort loszuwerden”, wird Stephen Furlong, ein Airline-Analyst bei Davy Stockbrokers in Dublin zitiert. Zudem müsse man sich bei der Lufthansa langfristig Gedanken über eine Neugestaltung des Geschäftsmodells machen, um den zu erwartenden, kontinuierlichen Rückgang an Geschäftsreisen und die allgemeine Neustrukturierung der Reisebranche zu berücksichtigen.
Experten halten die Ankündigung dieser Flottenverkleinerungen durchaus für wahrscheinlich, nicht zuletzt deshalb, weil die Lufthansa mit oben erwähnten viermotorigen Maschinen gezielt auf diejenigen Passagierflugzeuge verzichtet, die als besonders “durstig” gelten – also einen vergleichsweise deutlich höheren Treibstoffverbrauch als andere Maschinen aufweisen. Zudem werde man möglicherweise einige jüngere A340-600 behalten und damit die Kapazität für beliebtere Strecken abdecken, wie von Insidern vermutet wird. Die Lufthansa würde daneben dann nur noch über eine nur noch vierstrahlige Flotte verfügen, die sich hauptsächlich auf Jumbos Boeing 747-8I beschränkt, von denen die jüngsten gerade einmal fünf Jahre alt sind.
Mögliche Flottenverkleinerung bedroht tausende neue Arbeitsplätze
Zuletzt hatten europaweit steigende Infektionszahlen mit Covid-19 Hoffnungen auf eine schnelle Erholung der Luftfahrtindustrie kontinuierlich zunichtegemacht. Mehr als 200 Mitarbeiter entfallen im Schnitt auf eine Maschine der oben genannten Grössenordnungen – der Verlust von zehn Langstreckenflugzeugen könnte demnach nach Angaben der Fluggesellschaft zum Verlust von mehr als 2’000 Arbeitsplätzen führen. Zwar plane die Lufthansa, möglicherweise mehrere der kleineren Jets im Sinne der Schadensbegrenzung auf neueren touristischen Strecken einzusetzen, wie Experten nun vermuten.
Medienberichte berufen sich nun allerdings auf eine Aussage des Lufthansa-Vorstandsmitglieds Harry Hohmeister. Dieser hatte vor ungefähr zwei Wochen deutlich gemacht, dass die Nachfrage sich nicht wie erhofft erholt habe und ein Stellenabbau in grossem Umfang daher als “unumgänglich” angesehen werde. Zuletzt hatte das Unternehmen allerdings konkrete Berichte dementierte, wonach ein baldiger Stellenabbau von bis zu 40’000 Stellen unmittelbar bevorstehe.
Fazit zur möglichen Flottenverkleinerung bei der Lufthansa
Entgegen anfänglicher Vermutungen könnte die Lufthansa sich nun doch von einem überwiegenden Teil ihrer grösseren Passagierflugzeuge trennen, darunter die A380 Maschinen von Airbus, sowie die Boeing 747-400. Ein Abbau von einer zweistelligen Anzahl von Langstreckenflugzeugen könnte zudem für mehrere Tausend Arbeitsplätze eine aktive Bedrohung darstellen. Auch seien langfristige Umstrukturierungsprozesse im Gespräch, die eine Anpassung an die veränderte Luftfahrtindustrie zu gewährleisten. Mit einem offiziellen Statement zu diesen Informationen vonseiten der Lufthansa wird in den kommenden Wochen gerechnet.