Seit Freitag wissen wir, dass der polnische Flag-Carrier LOT Polisch Airlines den deutschen Ferienflieger Condor übernehmen wird. Bei der entsprechenden Pressekonferenz der beiden Airlines, gab LOT auch bereits erste Einblicke in die Pläne rund um die aufgekaufte Touristik-Fluglinie.
Dabei könnte Condor neue Flugzeuge für die Langstrecke erhalten und ausserdem nicht nur ab dem deutschen Raum zu touristischen Zielen starten. Indes möchte die traditionsreiche Fluggesellschaft den Überbrückungskredit zurückzahlen.
Polnischer Staat finanzierte Übernahme
Condor-Chef Ralf Teckentrup darf wohl nicht nur seinen Job behalten, auch generell gilt: “Die Condor ist safe”. Star Alliance-Mitglied LOT Polish Airlines wird den deutschen Ferienflieger komplett übernehmen, wie beide Seiten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag mitteilten. Zudem werde die Airline pünktlich zum 15. April den staatlichen Hilfskredit zurückzahlen. Dieser betrug insgesamt 380 Millionen Euro und wurde laut der Fluggesellschaft nicht mal gänzlich ausgeschöpft. Ausserdem sind auch die letzten ‘Fäden’ zwischen der Condor und der ehemaligen Mutter, dem inzwischen insolventen britischen Reisekonzern Thomas Cook, mithilfe des Schutzschirmverfahrens komplett gekappt wurden. Nun stellen sich viele die Frage, was LOT mit Condor vor hat.
So wurde bei dem Pressetermin bereits ein erster Ausblick auf das gegeben, was dem Ferienflieger in Zukunft ‘bevorsteht’. Zunächst einmal stellten beide Seiten klar, dass sowohl LOT als auch Condor weiterhin unabhängig voneinander auftreten werden, wie Teckentrupp mit den Worten “Die Marke Condor bleibt, wie sie ist” erklärte. Die genaue Höhe des Kaufpreises, den LOT, beziehungsweise der Mutterkonzern PGL, überweisen musste, ist unbekannt und darüber soll auch Stillschweigen vereinbart worden sein. Allerdings ist der Ursprung der finanziellen Mittel bekannt: Wie LOT-Chef Rafal Milczarski erklärte, finanziere der polnische Staat “diese Transaktion”.
20 neue Flugzeuge für die Langstrecke
Condor soll also weiterhin so operieren wie bisher. Heisst; mit dem selben Management (u.a. Teckentrupp), dem selben Markenauftritt und dem selben Service, wie er aktuell an Bord des Ferienfliegers vorzufinden ist. Allerdings plant LOT dem Vernehmen nach die deutlich in die Jahre gekommene Langstreckenflotte der Condor in den nächsten “zwei bis drei Jahren” zu ersetzen, beziehungsweise durch die Bestellung neuer Flugzeuge zu modernisieren, wie Milczarski in Frankfurt erklärte. Aktuell verfügt der Ferienflieger über moderne Airbus-Jets für die Kurz- und Mittelstrecke, sowie über eine deutlich ältere Mittel- und Langstreckenflotte bestehend aus Boeing 757 und 767. LOT wiederum betreibt eine gerade auf der Langstrecke sehr junge Flotte, wo die Polen – von den geleasten A340 von Air Belgium mal abgesehen – ausschliesslich auf moderne Boeing 787 Dreamliner setzt. Inzwischen plant der Miles and More-Partner aber auch Gespräche mit Airbus über mögliche Bestellungen für die Langstrecke aufzunehmen.
Milczarski spricht dabei von rund 20 neuen Flugzeugen, die für Condor bestellt werden könnten, auch weil die Airline in der Vergangenheit Maschinen der kanadischen Air Transat leasen musste, sprich: der Bedarf teils höher war, als es die Flotte hergab. Neben einer Modernisierung der Flotte, könnte die Condor künftig auch ausserhalb des deutschen Raumes zu weltweiten touristischen Zielen starten, vor allem ab dem osteuropäischen Raum. Milczarski erklärte dazu: “Wir haben grosse Pläne, aber wir müssen sicherstellen, dass das Wachstum sinnvoll ist und profitabel bleibt”. Daneben würden aber auch die Schweiz und Österreich als mögliche neue Startländer auf der Hand liegen, wie Condor-Chef Teckentrup erwähnte.
Basen in der Schweiz, Österreich, Polen und Ungarn möglich
Weiterhin sollen – wenig überraschend – die Urlauber das Kerngeschäft der Condor bleiben, dann aber auch mit zusätzlichem Fokus auf Polen, sowie Ungarn. So könnte Condor in Zukunft auch in Budapest eine Basis eröffnen. Das ist allerdings möglicherweise nur ein ‘Plan B’, da LOT und Condor zunächst auf eine Reaktion der Lufthansa ob des Verkaufs des Ferienfliegers warten könnten. Der Kranich dient dem Ferienflieger aktuell als Zubringer für die Langstrecke. Jedoch spielt die Lufthansa mit dem Gedanken, die CityLine in eine eigene Touristik-Airline umzukrempeln.
In der Zwischenzeit müssen sich laut beider Airline-Chefs die Mitarbeiter der Condor keine Sorgen über etwaige Stellenstreichungen machen, schliesslich brauche man alle Mitarbeiter “um das Geschäft und die Zukunft von Condor zu entwickeln”, wie Milczarski mitteilte. Und auch Teckentrupp machte klar, dass über den bereits forcierten Stellenabbau keine weiteren Kürzungen geplant seien.
Fazit zu LOTs Condor-Plänen
LOT hat offensichtlich grosse Pläne mit der Condor und davon sind besonders Themen wie eine Modernisierung der Flotte schon lange überfällig. Der Ferienflieger scheint jedenfalls in guten und fähigen Händen, sodass die Zukunft für Condor gut auszusehen scheint, was sehr zu begrüssen ist. Es bleibt ein Spannendes, die Condor in ihrem neuen ‘Lebensabschnitt’ zu begleiten und ihre Entwicklung zu beobachten.