Nach der spektakulären Pleite des britischen Reiseunternehmens Thomas Cook, geriet auch die ehemalige deutsche Tochter Condor in eine gewisse Schieflage. Doch durch Umstrukturierungen und eine staatliche Finanzspritze konnte die Airline den Flugbetrieb profitabel aufrecht erhalten. Währenddessen war man auf der Suche nach Interessenten für die 1955 gegründete Touristik-Airline.
Und nun ging plötzlich alles doch recht flott: Wie es aus internen Verhandlungskreisen heisst, hat das Star Alliance-Mitglied und polnischer Flag-Carrier LOT Polish Airlines den Zuschlag erhalten und wird somit neuer Eigentümer des deutschen Ferienfliegers werden.
LOT sticht zwei Finanzunternehmen aus
Seit Thomas Cook, die Muttergesellschaft der Condor, im Herbst letzten Jahres ein jähes Ende nahm, stand auch die Zukunft des traditionsreichen deutschen Ferienfliegers in den Sternen. Wenngleich die Fluggesellschaft äusserst profitabel operierte, rettete sich Condor in ein Schutzschirmverfahren, um sich vor Forderungen des britischen Reise-Riesen abzusichern und bekam von der Bundesregierung einen Hilfskredit zugesichert. Kurz darauf begann man auch schon mit der Suche nach einem neuen Investor, beziehungsweise Eigentümer. Es dauerte nicht lange bis sich etliche Interessenten auftaten, von denen drei ins weitere Rennen geschickt wurden, darunter auch LOT.
Und letztlich war es auch LOT, die sich gegen zwei Finanzunternehmen – Apollo Investment Corporation aus den USA, die zusammen mit einem deutschen Reiseveranstalter ins Rennen einstiegen und Greybull aus Grossbritannien – durchsetzen konnte und den Zuschlag schliesslich erhielt. Der polnische Flag-Carrier wird die Condor dem Vernehmen nach auch als Ganzes übernehmen. Aktuell sind beim deutschen Ferienflieger etwa 5’000 Menschen beschäftigt. Condor und LOTs Muttergesellschaft PGL haben heute im Laufe des Freitags auf einer Pressekonferenz über den die Zukunft der Airline und weitere Details informiert.
Das hat LOT mit Condor vor
Inzwischen ist auch schon bekannt, was die polnische Airline mit Condor vorhat. Zumindest wurden ein paar grobe Details auf der Pressekonferenz, die am heutigen Freitag stattfand, bekannt gegeben. PGL, die Muttergesellschaft der LOT, hat Grosses mit den beiden Airlines vor und möchte durch den Kauf der Condor gar zu einer der “führenden europäischen Luftfahrtkonzerne avancieren, mit Deutschland und Polen als Kernmärkte”. Dabei soll Condor gar wichtigster Teil der Strategie von PGL mit Blick auf den Touristikmarkt werden, mit Schwerpunkt auf Wachstum in Deutschland und angrenzenden Märkten.
Des weiteren versicherten die neuen Eigentümer, dass Condor auch weiterhin so operieren wird, wie bisher. Heisst; mit dem selben Management, dem selben Markenauftritt und dem selben Service, wie er aktuell an Bord des Ferienfliegers vorzufinden ist. Es könnte allerdings sein, dass Condor von zukünftigen Flugzeugbestellungen von PGL, beziehungsweise LOT, profitieren könnte. Wann, in welchem Ausmass und um welche Maschinen es sich handeln könnte, ist indes noch absolut unklar. Schliesslich muss LOT aktuell aus Mangel an Flugzeugen selbst Airbus A340 von der belgischen Air Belgium leasen. Überhaupt bleibt die Frage, inwiefern LOT und Condor miteinander vernetzt werden könnten und ob dies überhaupt Sinn ergibt oder beide Airlines nicht doch weiterhin eher separat agieren werden. Dies sind alles Themen, die sich im Laufe der Zeit aber noch ergeben sollen.
Alte Flotte machte Condor Sorgen
Condor gehörte bis zu dessen spektakulären Pleite zum britischen Reiseriesen Thomas Cook. Um nicht in den Insolvenz-Sog mit hinein zu geraten, rettete sich die Airline in ein sogenanntes Schutzschirmverfahren, um möglichen Forderungen der ehemaligen Mutter aus dem Weg zu gehen und sich finanziell möglichst abzusichern. Seither hält sich Condor unter anderem mit einem staatlichen Hilfskredit über Wasser. Allerdings operiert die Ferienfluggesellschaft auch weiterhin profitabel, weshalb bei der Eröffnung des Bieterverfahrens zahlreiche Interessenten auf den Plan gerufen wurden.
Einen nicht ganz unwichtigen Makel weist Condor allerdings auf: So besteht die Flotte der Airline zu einem Teil aus stark in die Jahre gekommenen Flugzeugen wie Boeing 767 und 757, was die Attraktivität einer Übernahme durchaus schmälern könnte, so jedenfalls die Befürchtungen, die sich nun jedoch als unbegründet herausstellten.
Fazit zur Übernahme durch LOT
Mit LOT Polish Airlines gelangt Condor unter die Fittiche einer besonders bis zuletzt stark gewachsenen Fluggesellschaft, die immer wieder mit neuen Streckenmeldungen und der geplanten Erweiterung der Flotte von sich reden macht. Für viele gilt LOT wegen seiner äusserst positiven Bilanzen im aktuell sehr schwierigen Airline-Markt, mit vielen Insolvenzen, als eine Art Lichtblick. Gerade deshalb könnte die Übernahme des deutschen Ferienfliegers durch LOT ein grosser Gewinn für den Ferienflieger sein. Hier erwartet uns in jedem Fall eine spannende Zukunft!