Wie es mit dem Flughafen Bern-Belp nach der Corona-Krise weiter geht? Einen Ausblick darauf gibt Beat Brechbühl, Präsident der Flughafen Bern AG, in einem aktuellen Interview mit der Aviatik-Plattform Aerotelegraph.

Strategiewechsel am Flughafen Bern: Im Interview mit Aerotelegraph erklärte Flughafen-Präsident Beat Brechbühl, warum das Zurückgewinnen von Linienflügen für den Flughafen Bern-Belp keine Priorität mehr haben soll, warum die hauseigene Airline flyBAIR diesen Sommer nicht fliegt und warum der Flughafen Bern als Verkehrsinfrastruktur erhalten bleibt.

Flughafen Bern leidet noch immer stark unter der Krise

Das letzte Jahr war ein Jahr voller Herausforderungen für den Flughafen Bern. Trotzdem hat er im Corona-Jahr 2020 weniger Verlust gemacht als 2019. Zurückzuführen ist dies vor allem auf Kostensenkungsmassnahmen wie etwa Kurzarbeit. Wie Aerotelegraph berichtete, soll die hauseigene Airline flyBAIR trotz voraussichtlicher Nachfrage dieses Jahr aussetzen. Die Lage am Flughafen Bern soll allerdings laufend beurteilt werden – somit ist es doch nicht ganz ausgeschlossen, dass gemeinsam mit den Reiseveranstaltern doch noch ein Angebot geschaffen wird, sobald Reisen wieder planbar werden und eine Nachfrage vorhanden sei.

Der Flughafen Bern hat sich noch immer nicht von der Krise erholt

Der Flughafen-Präsident rechnet allerdings nicht damit, dass sich die Lage nach der Pandemie bessert: „Mich persönlich würde es überraschen, wenn die Nachfrage nach Corona und angesichts der Klimadiskussionen so stark zurückkommt, dass sich in diesem Segment eine neue Anbindung lohnen würde“, so Brechtbühl. Denn die letzten 17 Jahre im Verwaltungsrat des Flughafens habe Brechtbühl „gelehrt, dass in der Regionalluftfahrt die einzige Konstante der Wandel ist“.

Die flyBAIR wird dieses Jahr wohl nicht mehr abheben

Es handelt sich ja nicht um eine traditionelle, sondern um eine virtuelle Airline, das heißt, sie ist primär Absatzmittlerin für das Reisen ab Bern. Man muss auch die Umsätze des Flughafens berücksichtigen, der ja der größte Aktionär von flyBAIR ist und bleibt. Entsprechend wird es darum gehen, sich auf jene Destinationen zu konzentrieren, die stets gut nachgefragt wurden und diese gemeinsam mit den Reiseveranstaltern zu vermarkten.

Beat Brechtbühl, Präsident des Flughafens Bern

Ob flyBAIR angesichts der langen Krise irgendwann wieder profitabel wird, soll sich zeigen. Um schwarze Zahlen zu erreichen, bräuchte es im Durchschnitt eine Passagier-Auslastung von rund 70 Prozent. Diese soll dadurch erreicht werden, dass nur in den Sommermonaten mit guter Nachfrage geflogen wird, nach der Meinung von Beat Brechtbühl. Ausserdem betonte der Präsident des Flughafen Berns, dass der regionale Linienverkehr ab Bern, der traditionell dank des Geschäftsreiseverkehrs funktioniert habe, aus verschiedenen Gründen nicht mehr im strategischen Fokus steht.

Wir werden immer nur ein Nischenprodukt anbieten können und richten uns konsequent nach dem Markt aus. Kommt die Nachfrage für Publikumsverkehr im Sommer nach Corona zurück, dann stehen wir mit flyBAIR und anderen Anbietern bereit. Wenn nicht, dann haben wir einen Plan B und fokussieren auf Business Aviation, General Aviation, Bundesfliegerei mit Bundesrat, Armee, Rega, Swisstransplant und so weiter und die Immobilienentwicklung. Entscheidend ist, dass der Flughafen Bern weiterexistiert und als Verkehrsinfrastruktur erhalten bleibt.

Beat Brechtbühl, Präsident des Flughafens Bern

Fazit zum Strategiewechsel des Flughafens Bern-Belp

Wie die gesamte Branche leidet auch der Flughafen Bern noch immer unter dem Pandemie-bedingten Einbruch der Luftfahrt. So hat der Flughafen Bern entschieden, den Flugbetrieb der hauseigenen virtuellen Fluggesellschaft flyBAIR für das aktuelle Jahr auszusetzen sowie den regionalen Linienverkehr aus dem Fokus zu nehmen. Viele Schweizer Fluggesellschaften setzen bereits jetzt auf das kommende Sommergeschäft und erweitern ihr Flugprogramm. Somit bliebt es interessant zu beobachten, ob die Entscheidung vom Flughafen Bern die richtige war.

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Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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