Ein Bericht über den EU-Binnenmarkt richtet den Scheinwerfer auf Probleme der Schiene. Mit Hochgeschwindigkeitszügen zwischen europäischen Metropolen zu reisen, sei kaum möglich.
Der Zug kann nicht nur aus nachhaltigen Gesichtspunkten ein gutes Transportmittel und eine Alternative zu Kurzstreckenflügen sein. Auch ins Ausland auf der Schiene zu reisen, ist aktuell immer mehr im Kommen. Allerdings hakt es auch noch an einigen Stellen gewaltig, wie die Bahnblogstelle berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Bericht zeigt Mängel im europäischen Binnenmarkt auf
- Es sei grossteils nicht möglich mit Hochgeschwindigkeitszügen zwischen europäischen Hauptstädten zu reisen
- Wirtschaftlich hinkt Europa nach Angaben des Berichts der Konkurrenz hinterher
Keine schnellen Verbindungen zwischen Hauptstädten
In letzter Zeit gab es einen regelrechten Nachtzug-Boom in Deutschland und einigen Nachbarländern, der das Reisen über Nacht zwischen beliebten Destinationen wieder hat aufleben lassen. Allerdings benötigen diese Züge die ganze Nacht zum Fahren – wer schneller von einer Hauptstadt in die andere kommen will, hat in Europa nicht die besten Karten. Das zeigt nun ein am Mittwoch veröffentlichter Bericht zum europäischen Binnenmarkt, der von den EU-Staats- und Regierungschefs angestossen wurde. In dem Bericht wird der Schienenverkehr beleuchtet und ein gravierendes Manko festgestellt. Abgesehen von der Verbindung zwischen Brüssel, Paris und Amsterdam sei es laut Bericht nicht möglich, mit Hochgeschwindigkeitszügen zwischen europäischen Hauptstädten zu reisen.
Mit-Autor des Berichts, der ehemalige Regierungschef Italiens, Enrico Letta hat diesen Mangel selbst erlebt:
Ich wollte das nur hervorheben, weil ich es völlig absurd fand, dass ich zwischen den europäischen Hauptstädten mit dem Flugzeug reisen musste.
Enrico Letta, ehemaliger Regierungschef Italiens
Wirtschaftlich hinkt Europa hinterher
Auch auf die Finanzen geht Letta in seinem Dokument ein. Er spricht sich für mehr staatliche Förderung auf europäischer Ebene aus – dafür auch für striktere Regelungen für staatliche Beihilfen im nationalen Rahmen.
Konkret könnten wir uns einen Beitragsmechanismus für staatliche Beihilfen vorstellen, der die Mitgliedstaaten verpflichtet, einen Teil ihrer nationalen Mittel für die Finanzierung europaweiter Initiativen und Investitionen bereitzustellen.
Enrico Letta, ehemaliger Regierungschef Italiens
Grundsätzlich sieht der ehemalige italienische Regierungschef die EU-Wirtschaft in Schwierigkeiten. Er zeigt auf, europäische Unternehmen würden der weltweiten Konkurrenz, speziell aus den USA und China hinterherhinken. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist etwas anderer Meinung.
Wenn dem Markt stattdessen immer mehr politische oder gar geopolitische Ziele auferlegt werden sollen, bleibt von ihm und seiner positiven wirtschaftlichen Wirkung nicht mehr viel übrig.
Stephan Wernicke, DIHK-Chefjustiziar
Der Bericht zeigt Mängel und verschenktes Potenzial des europäischen Binnenmarkts auf der Schiene auf. Gestern wurde er einem EU-Gipfel vorgelegt.