IAG, der Mutterkonzern von British Airways und Iberia, möchte weiterhin an der Übernahme von Air Europa festhalten. Doch die Krise rund um das Coronavirus soll für Neuverhandlungen um den Kaufpreis genutzt werden.

Vor dem globalen Ausbruch des Coronavirus hatte die Konsolidierung auf dem europäischen Luftfahrtmarkt längst begonnen. Die zu diesem Zeitpunkt bezahlten Preise waren allerdings im Verhältnis zum heutigen Wert  so hoch, dass die Deals retrospektiv wenig attraktiv erscheinen. Besonders gut hat dies das Drama um Condor gezeigt, denn des hohen Preises wegen ist die Mutter der polnischen LOT als Käuferin doch wieder abgesprungen. Beim zweiten grossen noch aktuellen Kaufprojekt soll das nicht passieren, einen Einfluss hat das Virus auf den Deal aber dennoch.

Wert von Air Europa ist durch die Krise gesunken

Trotz der veränderten Marktlage durch das Coronavirus möchte IAG weiterhin daran festhalten, die spanische Air Europa zu übernehmen. Damit würde die Airline-Gruppe auf insgesamt fünf Gesellschaften anwachsen. Bereits jetzt gehören British Airways, Iberia, Vueling sowie Aer Lingus zum Konzern. Der ursprüngliche Deal, der Ende des vergangenen Jahres unterzeichnet wurde, sah dabei einen Kaufpreis von einer Milliarde Euro vor. Zum Zeitpunkt des Deals erschien dieser Preis noch durchaus vernünftig, hatte Air Europa doch zuletzt eine recht gute Entwicklung hinter sich. Die spanische Airline ist besonders auf dem Markt zwischen Europa und Südamerika stark.

Das Coronavirus allerdings hat die Welt von Fluggesellschaften komplett verändert. Die monatlichen Verluste liegen allein in Europa über alle Airlines hinweg bei einem zweistelligen Milliardenbetrag. Dies geht natürlich auch nicht an Air Europa vorbei, zumal die Airline besonders von Geschäft über den Atlantik abhängig ist. Aufgrund von Einreisebeschränkungen könnte die Erholung dieser Märkte besonders lange dauern, zumal völlig unklar ist, ob die Bekämpfung des Virus in Südamerika möglicherweise länger dauern wird als in Europa. Die finanziellen Folgen sind für Air Europa kaum absehbar, klar ist allerdings: Die Fluggesellschaft würde aktuell niemand mehr für einen Preis von einer Milliarde Euro kaufen.

IAG verhandelt mit Globalia über einen Rabatt

Auch IAG sieht das wohl so, denn laut Quellen von aero.de, ist das Unternehmen in Nachverhandlungen mit Globalia, der Mutter von IAG, getreten. Die Mutter von Air Europa könnte dabei durchaus verhandlungsbereit sein. Dies gilt zum einen, weil es in dem Kaufvertrag wohl einen entsprechenden Passus gibt, der einen Rabatt gerechtfertigt. Zum anderen ist Globalia auf das Geld für den Verkauf vermutlich angewiesen. Der Reiseveranstalter ist selbst stark von den Folgen des Coronavirus getroffen und wird die Mittel brauchen, um das eigene Geschäft zu sanieren. Gleichzeitig auch Air Europa wieder auf die Beine zu bringen, könnte für den Konzern zu teuer werden.

Entsprechend darf man davon ausgehen, dass IAG mit dem Bestreben einen Rabatt auszuhandeln, durchaus Erfolg haben könnte. Um welche Summen es konkret geht, ist bislang nicht bekannt. Man kann allerdings davon ausgehen, dass IAG mehrere hundert Millionen Euro weniger bezahlen möchte.

Gleichzeitig ist der Deal auch bis heute nicht in trockenen Tüchern, da weder die Regulierungsbehörden in Spanien noch in Brüssel bislang zugestimmt haben. In mehreren Märkten droht ein Monopol, wobei Inlandsflüge in Spanien sowie besonders der Verkehr nach Südamerika besonders stark betroffen wären. Auf Strecken in Länder wie Uruguay, Paraguay oder Bolivien drohen Monopole, auf vielen anderen Märkten zwischen Europa und den spanischsprachigen Märkten in Süd- und Mittelamerika wäre die neue Airline-Gruppe klarer Marktführer und könnte dadurch die Preise bestimmen.

Fazit zu den Rabattverhandlungen um Air Europa

Dass IAG noch den vollen Kaufpreis für den Air Europa-Deal bezahlen wird, darf man infrage stellen. Zu welchen Rabatten Globalia allerdings bereit sein wird, hängt wohl auch von den weiteren Entwicklungen des eigenen Geschäfts ab. Dazu kommen die Unsicherheiten darüber, ob der Deal überhaupt zustande kommt, da weiterhin keine regulatorische Freigabe vorliegt. Es bleibt entsprechend spannend, ob IAG mit den Bestrebungen der Übernahme – zu einem günstigeren Preis – Erfolg haben wird.

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

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