Die Luftfahrt will durch freiwillige Emissionszahlungen der Kunden klimafreundlicher werden – diese spielen da aber noch nicht so mit.
Eine neue Studie von Stiftung Warentest offenbart: Die Deutschen kompensieren bisher wenige Flüge. Bei der Lufthansa wird nur ungefähr jedes 50. Ticket kompensiert, bei der Swiss sind es zehn Prozent. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, soll sich die Teilnehmerquote bei der Lufthansa von zwei auf fünf Prozent steigern. Dafür plane die Airline neue Strategien zur Kompensierung. Der Luftfahrtbranche läuft die Zeit davon – bis 2050 soll sie klimaneutral werden.
Fliegen verursacht 2,8 Prozent der CO₂-Emissionen
Nach den Restriktionen der letzten Pandemiejahre reisen nun wieder mehr Menschen. Damit nehmen auch die ausgestossenen Emissionen zu. Mit bisherigen Massnahmen wie sparsamen Triebwerken, kürzeren Routen und einem effizienteren Flughafenbetrieb, kann die Luftfahrt ihre Emissionen lange nicht ausgleichen. Und das, obwohl die Flüge nach dem Willen der EU immer stärkere Massnahmen zur Klimaregulierung ergreift und bis 2050 sogar eine klimaneutrale Luftfahrt anstrebt.
Eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Klimaziele ist der Emissionsausgleich und die Nutzung des nachhaltigen Kraftstoffes SAF (Sustainable Aviation Fuels). Letztlich wird der Kunde in die Pflicht genommen. Bei der Lufthansa Group ist bisher Swiss hier Vorreiter. Jede zehnte Buchung wird hier kompensiert. Die Kunden können zwischen drei Modellen wählen: Kompensation durch SAF, Klimaprojekte oder einer Kombination der beiden. Die Swiss soll sogar darüber nachdenken, Flüge nur noch im Nachhaltigkeitstarif anzubieten.
Lufthansa plant neue Emissionsoptionen
Die Lufthansa liegt mitunter zwei Prozent kompensierten Flügen weit hinter Swiss und das, obwohl drei von vier Deutschen laut Studien bereit wären, ihre Flüge zu kompensieren. Bisher bietet die Lufthansa Kompensationen, SAF und Klimaprojekte an. Allein 2022 hat sie nach eigenen Angaben 23 Millionen Tonnen CO₂ freigesetzt, wovon nur 430’000 Tonnen durch Passagiere oder das Unternehmen kompensiert wurden. Die Einsparung durch den nachhaltigen Kraftstoff SAF liegt sogar nur bei 0,19 Prozent. Mit den “Green Fares” will die Lufthansa eine Mischung aus 20 Prozent SAF und 80 Prozent Kompensation anbieten und so die Teilnehmerquote steigern. Dann hat sie ein ähnliches Modell wie die Swiss mit drei Buchungsoptionen bei der Kompensation des Fluges.
Die CO₂-Kompensation steht jedoch in der Kritik. Wie reisevorneun berichtet, errechnen die Airlines laut Stiftung Warentest oft zu geringe CO₂-Mengen. Testsieger war die Plattform Atmosfair, die auf effiziente Öfen, nachhaltige Energien und die Armutsbekämpfung in Staaten des Globalen Südens setzt. Aufforstung unterstütze sie nicht, da ein Wald mindestens 50 Jahre bestehen muss, bevor er klimawirksam ist.
Fazit zum Emissionsausgleich in der Luftfahrt
Die Deutschen sind zwar in der Theorie bereit, für kompensierte Flüge zu bezahlen, bisher tun es aber die Wenigsten. Dabei soll die Luftfahrt bis 2050 klimaneutral werden. Während bei Swiss jeder zehnte Flug kompensiert wird, sind es bei der Lufthansa unter zwei Prozent. Die Lufthansa will dies mit den “Green Fares” ändern. Allerdings gibt es auch Kritik an den Kompensations-Partnern. Viele Klimaprojekte würden auf Investitionen in Wald setzen, der laut Stiftung Warentest erst in frühestens 50 Jahren klimawirksam ist. Bisher sieht es nicht so aus, als könnte die Luftfahrt mit den bisherigen Methoden genug Emissionen einsparen, um klimaneutral zu werden.