Struktureller Wandel durch Reisetourismus: Innerhalb des G20-Treffens der Tourismusminister werden sozioökonomische Auswirkungen von Reisen und das Thema Nachhaltigkeit beleuchtet.
Nicht nur der inlĂ€ndische Reisetourismus hat sich seit der Corona-Pandemie vollstĂ€ndig erholt, auch der internationale Luftverkehr regeneriert sich schneller als erwartet. Der Tourismussektor verzeichnet derzeit ein doppelt so schnelles Wachstum im Vergleich zur allgemeinen Weltwirtschaft, heisst es in einer Pressemitteilung des Bundesministeriums fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz zum aktuellen G20-Tourismusministertreffen. Das MilliardengeschĂ€ft wirkt sich auf viele Bereiche des alltĂ€glichen Lebens â insbesondere in beliebten ReiselĂ€ndern â aus.
Wechselwirkungen von Reisetourismus
Das G20-Tourismusministertreffen fand dieses Jahr am 21. Juni in Indien statt und hat einige Erkenntnisse zutage gefördert. Der Koordinator der Bundesregierung fĂŒr Maritime Wirtschaft und Tourismus, Dieter Janecek betont, dass der Tourismus in vielen LĂ€ndern der Welt ein wichtiger Motor fĂŒr gesellschaftliche Entwicklungen ist â sowohl wirtschaftlich, sozial als auch ökologisch. Um gute Bedingungen fĂŒr touristisches Reisen zu schaffen, seien angemessene Infrastruktur, Nachhaltigkeit und die Achtung der Menschenrechte von entscheidender Bedeutung.
Janecek strebt eine neue und umfassende Perspektive in der Tourismusentwicklung an und setzt sich im Rahmen des G20-Treffens dafĂŒr ein. Dabei betont er die Bedeutung von Klimaschutzmassnahmen im Tourismussektor. Die gesamte touristische Wertschöpfungskette mĂŒsse nachhaltig gestaltet werden, unterstreicht Janecek, dafĂŒr gĂ€be es weltweit bereits einige positive Beispiele.
Tourismus als Motor fĂŒr Entwicklung
Die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) stellte auf dem diesjÀhrigen G20-Treffen heraus, dass der Tourismussektor weltweit der drittgrösste Exportfaktor ist und Millionen von ArbeitsplÀtzen sichert. Insbesondere in ZielmÀrkten von Entwicklungs- und SchwellenlÀndern trÀgt der Tourismussektor erheblich zum wirtschaftlichen Wohlstand bei, berichtet fvw. Die Reisewirtschaft macht in Àrmsten LÀndern der Welt bis zu 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukt aus.
ZusĂ€tzlich ist das TourismusgeschĂ€ft fĂŒr ĂŒber zehn Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistungen verantwortlich und schafft global betrachtet rund 330 Millionen ArbeitsplĂ€tze. Ausserdem ist die BeschĂ€ftigungsrate von Frauen im Tourismusbereich ist im Vergleich zu anderen Sektoren ĂŒberdurchschnittlich hoch, was zu mehr Gleichberechtigung beitrĂ€gt. Etwa 50 Prozent der BeschĂ€ftigten im Tourismusbereich sind Frauen.
Die Bildung neuer Allianzen im Rahmen des G20-Treffens trĂ€gt somit nicht nur zum wirtschaftlichen Wachstum bei, sondern wirkt sich auch positiv auf die sozialen Strukturen der Zielgebiete aus. Laut Norbert Fiebig, PrĂ€sident des Deutschen Reiseverbands (DRV), unterstreichen diese Fakten den âhohen Stellenwert des AuslandsreisegeschĂ€fts, zu dem deutsche Reisende deutlich beitragenâ, da rund zwei Drittel ihre Ferien im Ausland verbringen. Das Ausmass der weitreichenden Auswirkungen des Auslandstourismus wird greifbarer, wenn man sich Fiebigs Aussage vor Augen fĂŒhrt:
Die wirtschaftlichen Effekte des TourismusgeschĂ€fts liegen weit ĂŒber den von allen Staaten der westlichen Welt bereitgestellten Entwicklungshilfegeldern.
Norbert Fiebig, PrÀsident des Deutschen Reiseverbands (DRV)
Fazit zu der Erholung des globalen Tourismus
Innerhalb des diesjĂ€hrigen G20-Tourismusministertreffens in Indien wurde die Bedeutung des Tourismussektors fĂŒr die globale Entwicklung herausgestellt. Ausserdem wird eine âgrĂŒneâ Transformation angestrebt, um den Sektor widerstandsfĂ€higer und nachhaltiger zu gestalten. Der Sektor hat grossen Einfluss auf die sozioökonomische Entwicklung weltweit und kann zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit, fairen Arbeitsbedingungen und Menschenrechten beitragen. Dass die wirtschaftlichen Effekte, die durch die Tourismusbranche angestossen werden, die Auswirkungen der weltweit bereitgestellten Entwicklungshilfegeldern weit ĂŒbersteigen soll, ist meines Erachtens allerdings eine erschreckende Feststellung. Einmal mehr ein Gedankenanstoss, der bei der Wahl des nĂ€chsten Reiseziels eine Rolle spielen wird.