Am Montag hat die Nachricht die Runde gemacht, dass Eurowings sich von der Langstrecke zurückzieht. Zwar stimmt das in Hinblick auf die Steuerung, als Marke bleibt Eurowings allerdings auch weiterhin erhalten.
Fast hätte man gedacht, dass die Dinge in der Lufthansa Group tatsächlich einfacher werden, wenn Eurowings sich wie angekündigt von der Langstrecke zurückzieht. Doch für den Kunden wird das Konzept stattdessen noch undurchsichtiger als vorher. Wie mittlerweile bekannt ist, bleibt Eurowings auf der Langstrecke als Marke erhalten und soll auch weiterhin Strecken sowohl ab Düsseldorf als auch ab München und Frankfurt bedienen – einzig die Steuerung der Langstrecke geht an die Mutter über.
Langstrecke von Eurowings soll nicht abgebaut werden
Gegenüber airliners.de hat eine Sprecherin von Eurowings klar gestellt, dass es sich nicht um einen “Abbau der Langstrecke” gehe. Vielmehr gehe um eine Verschiebung der kommerziellen Steuerung an die Lufthansa und damit nach Frankfurt und München. Als Marke soll Eurowings auf der Langstrecke auch weiterhin erhalten bleiben und auch am Streckennetz soll sich für den Moment nichts verändern. Perfekt wird die Verwirrung dadurch, dass der operative Teil der Eurowings-Langstrecke weiterhin bei Brussels Airlines und Sun Express liegen wird. Der Gemischtwarenladen geht also genauso weiter wie zuvor, wobei für den Kunden vollkommen unklar ist, mit wem er nun eigentlich fliegt.
Kurz zusammengefasst sieht die Eurowings-Langstrecke der Zukunft wie folgt aus: Die operative Steuerung läuft über die Lufthansa, der Verkauf über Eurowings und Lufthansa, als Marke tritt Eurowings auf und durchgeführt werden die Flüge von Brussels Airlines oder Sun Express. Innen werden die Maschinen dagegen das Design von Eurowings tragen, die Flugnummer dagegen ist teilweise, aber nicht immer Eurowings. Bei Charter-Flügen sollen Flüge ausschliesslich eine Flugnummer von Lufthansa tragen, bei allen anderen Flügen einen primären Code von Eurowings und zudem einen weiteren von Lufthansa im Codeshare. Verstanden? Vermutlich nicht.
Kunden sollen von den Änderungen nichts mitbekommen
Die Änderungen bei Eurowings sind also keine Kurskorrektur, sondern sollen ausschliesslich dazu dienen, die Investoren zu beruhigen. Man muss dabei in Frage stellen, ob die Lufthansa Group die Schwächen des eigenen Konzepts wirklich verstanden hat. Für den Kunden soll im Zuge der Veränderungen kein Unterschied zum bisherigen Erlebnis erkennbar sein. Alle Neuerungen, also eigentlich auch nur die Verschiebung der operativen Steuerung, nach Frankfurt und München, sollen hinter den Kulissen stattfinden. Das mag auf den ersten Blick so klingen, als wäre dies für Kunden eine gute Nachricht – doch mit dieser Einschätzung würde man ziemlich daneben liegen.
Vielmehr bleiben die bereits vorhandenen Probleme von Eurowings weiterhin bestehen und die Verwirrung wird für Kunden noch grösser. Schon bald wird es erste Eurowings-Langstrecken ab Frankfurt geben, bei denen es wohl auch zur Übernahme ausgewählter bestehender Lufthansa-Strecken kommen wird. Dazu kommen die kruden Charter-Verbindungen in Zukunft, die ausschliesslich mit Lufthansa-Code verkauft werden. Dem Kunden wird in Zukunft also noch mehr als bisher vorgegaukelt, dass er mit der Lufthansa unterwegs sei. Am Ende handelt es sich aber um ein Eurowings-Flugzeug, das von einer belgischen oder deutsch-türkischen Tochter operiert wird.
Klares Konzept bei Eurowings ist weiterhin nicht erkennbar
Wie die minimale Korrektur zu einer Verbesserung der enorm schwachen Performance der Eurowings auf der Langstrecke führen soll, bleibt dabei weiterhin offen. An einem klaren Konzept fehlt es bei der Airline damit nämlich weiterhin. Der Fokus soll zwar auf der touristischen Langstrecke liegen, gleichzeitig betreibt Eurowings ab Düsseldorf weiterhin Flüge in nordamerikanische Metropolen wie New York und setzt auf eine mit der Lufthansa vergleichbare Business Class – allerdings nur in ausgewählten Maschinen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, genauso wenig am “operated by”-System. Zukünftig gibt es vielmehr zudem noch reine Lufthansa-Code-Flüge operated by Eurowings operated by Sun Express – vielmehr Kuriosum geht nicht.
Es wird sich wohl auch um eine Wunschvorstellung der Konzernspitze handeln, dass die operative Performance der Eurowings durch eine Verschiebung der kommerziellen Steuerung zur Lufthansa verbessern wird. Gravierende Verspätungen und Flugausfälle werden bei Eurowings wohl auch in Zukunft auf der Langstrecke zum Alltag gehören. Der schöne Begriff “kommerzielle Steuerung” deutet allerdings gleichzeitig darauf hin, dass sich das sogenannte Yield-Management verbessern wird. Das heisst für den Laien ganz einfach, dass versucht wird die Sitze an Bord eines Flugzeuges für mehr Geld zu verkaufen. Die einzige relevante Änderung wird also wohl sein, dass die Tickets bei Eurowings in Zukunft in gewissen Situationen teurer werden.
Fazit zum Hin und Her der Eurowings Langstrecke
Zwischenzeitlich konnte man kurz hoffen, dass das Eurowings-Chaos auf der Langstrecke ein Ende nimmt, doch es scheint als würde der Schrecken einfach weitergehen. Für Kunden gibt es nach der weiteren Erklärung der Lufthansa im Prinzip keinerlei guten Nachrichten mehr: Ein besseres Yield-Management hilft maximal dem Ergebnis der Airline, eine noch grössere Täuschung durch Lufthansa-Codes auf Eurowings-Flügen, die dann von einer dritten Airline ausgeführt werden, ist ebenfalls nicht hilfreich. An der operativen Unzuverlässigkeit der Eurowings-Langstrecke wird sich gleichzeitig wohl nichts verändern und auch der Gemischtwarenladen bleibt genauso bestehen.