Eurowings Discover – so nennt sich die neue Airline der Lufthansa, die im vergangenen Jahr erstmals unter dem Projektnamen Ocean aufgetreten ist. Doch was können wir überhaupt von der Airline erwarten? Wir klären auf.
Vor wenigen Wochen habe ich das Projekt Ocean bereits kritisch beäugt, schliesslich herrscht für Aussenstehende doch ein grosses Durcheinander. Nun kommen immer mehr Informationen über die neue Airline ans Licht, die zumindest sagt, dass sie so einiges besser machen möchte – doch so manche Informationen kommen einem bereits bekannt vor.
Eurowings Discover als Massenprodukt
Seit Mai letzten Jahres ist zumindest jedem Flugbegeisterten im deutschsprachigen Raum das Projekt Ocean ein Begriff, denn unter diesem Namen hat die Lufthansa die Gründung eines neuen Flugbetriebes veröffentlicht. Dass Ocean nicht allgemein tauglich ist und nur ein Projekttitel sein sollte, scheint intern bereits klar gewesen zu sein. Dass der Name Eurowings Discover erst vor Kurzem an die Allgemeinheit kommuniziert wurde, scheint damit zusammenzuhängen, dass die Findung des Namens eben etwas länger gedauert hat.
Doch ganz so überraschend ist es nicht, dass man nun einen Namen wählt, den man so ähnlich schon kennt, denn schliesslich soll es sich bei Eurowings Discover um ein “Massenprodukt” handeln und eben kein “Spitzenprodukt” wie die Lufthansa – so zumindest die eigenmächtige Interpretation der Airline. Dass Eurowings sich da als bekannte Marke anbietet und dessen Brand gut genug als Aufsatzpunkt ist, um relativ schnell eine “neue Marke” aufzubauen, ist nicht verwunderlich. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt bei der Entscheidung der Namensfindung – denn der Aufbau einer neuen unbekannten Marke wäre fünf bis sechsmal so teuer – ist sicherlich auch das Image der Eurowings für das Produkt “förderlich”, denn die Erwartungen des Kunden liegen nicht allzu hoch.
Flotte nur noch aus Zweistrahlern
Doch gerade, weil Eurowings Discover als Subbrand der Eurowings fungieren wird, stellt man sich hier die Frage, wo der Unterschied zur alten Eurowings Langstrecke liegen wird. Sieht man sich die Flotte an, wird man zumindest keine Vierstrahler mehr darunter finden. Denn bei Eurowings Discover soll nur noch eine A330-Flotte im Einsatz sein. Auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass die Flotte final noch andere Flugzeuge unterhalten wird, ist man sich zumindest sicher, dass es sich aus wirtschaftlichen Gründen ausschliesslich um Zweistrahler handeln wird.
Nachdem Eurowings in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit der Pünktlichkeit hatte, soll dieser Aspekt bei der neuen Airline unbedingt geändert werden. So möchte man Eurowings Discover anders technisch managen. Durch die Konzentration auf den eigenen Flugbetrieb mit eigener Crew, erhofft man sich deutlich einfachere und schnellere Handlungswege, sodass Kunden davon letzten Endes profitieren könnten. Ob die Airline dann aber wirklich unter erhöhtem Druck ihr Versprechen halten kann, wird sich mit den steigenden Passagierzahlen in der Zukunft zeigen.
Bordprodukt ähnlich zur Eurowings
Beim Blick auf das Bordprodukt gibt es zwar noch keine konkreten Angaben, auf den ersten Blick scheint man hier aber keinen revolutionären Weg gehen zu wollen. Man möchte den In-Flight Produkten eine grössere Rolle widmen, aber beim Buy-on-Board Catering zumindest nicht in der Economy abweichen, auch wenn das Angebot laut eigenen Angaben adäquat und besser sein soll. Inwiefern es hier letzten Endes Unterschiede zum Eurowings Catering geben soll, bleibt an dieser Stelle fraglich. Im Zuge dessen wurde zumindest schon bekannt, dass Eurowings Discover an Bord möglichst nachhaltig vorgehen möchte, mit besonderem Augenmerk auf Mülltrennung und Plastik, so soll es Beispielweise kein Plastikbesteck mehr geben – immerhin ein Punkt, der mich wirklich positiv stimmt, jedoch auch schon bei der Eurowings selbst angestossen wurde.
Ein weiteres Versprechen der Eurowings Discover gibt es hinsichtlich des Komforts für Passagiere. Denn man will nicht nur am Zustand der Flieger feilen, sondern auch das Sitzerlebnis deutlich verbessern. Eine wirkliche Verbesserung des Komforts wäre mit Blick auf die langen Flugzeiten und die Economy Class sicherlich nicht unerheblich, trotzdem mag ich aktuell noch nicht einschätzen, ob der Kunde letzte Endes wirklich eine Änderung bemerken wird.
Insgesamt scheint es für mich deswegen zwar so, als ob man eine qualitative Verbesserung anstrebt, ob die Unterschiede letzten Endes für den Passagier jedoch gravierend sein werden, bezweifle ich noch. Am Ende dürfte es sich wohl primär um marginale Änderungen handeln, die dann als grosse Innovation verkauft werden.
Eigenes Meilenprogramm in Planung
Ein jedoch relevanter Teil, bei dem es dann wirkliche Unterschiede geben wird, sind die höheren Buchungsklassen. Denn hierauf soll ein Augenmerk gelegt werden, sodass der Kunde ein “echtes” Premium Economy- sowie Business Class Angebot erwarten kann. Da ich noch keine weiteren Details ausfindig machen konnte, bleibe ich zumindest hier hoffnungsvoll, dass man im Gegensatz zur alten BIZclass mehr Komfort und “Business Class Feeling” liefern wird. Laut eigenen Aussagen möchte man auch hier wieder nicht kleinkariert sparen, sondern einiges besser machen als zuvor. Auch wenn ich in diesem Punkt wieder skeptisch bin, schürt es zumindest bei mir hohe Erwartungen, gerade mit Blick auf die Business Class.
Besonders spannend ist der Blick auf die Reiseklassen auch deswegen, weil ein eigenes System zum Sammeln von Meilen eingeführt werden soll. Bisher sind zwar wenige Informationen bekannt, jedoch soll sich das System sowohl an Eurowings als auch an die Lufthansa anlehnen. Dasselbe System der Lufthansa möchte man jedoch nicht übernehmen, womit man sich auch hier wieder vom “Spitzenprodukt” der Mutter abgrenzt. Wichtig ist jedoch, dass es eine Lösung geben wird, die eine Reise mit Eurowings Discover auch für Vielflieger attraktiver macht. Dass mit einem Status Annehmlichkeiten wie Lounge-Besuch, Fast Lane oder Extra-Gepäck inklusive sein könnte, ist zwar noch nicht gesagt, jedoch scheint es zumindest möglich. Da wir uns ja inmitten einer Krise befinden und neue Kunden nun wichtiger sind denn je, bin ich auf das Konzept äusserst gespannt.
Lufthansa als Zubringer ab Frankfurt
Da die Flugzeuge der Eurowings Discover erst mal nur ab dem Hub in Frankfurt abheben werden, wird Lufthansa als Zubringer für die Eurowings Discover Flüge fungieren. Das bedeutet konkret, dass man zum Beispiel zuerst mit Lufthansa von Berlin nach Frankfurt fliegen würde und anschliessend dann mit Eurowings Discover zu seiner Enddestination weiterfliegt. Deutlich angenehmer als beim alten Eurowings Produkt ist hierbei, dass Lufthansa über ein deutlich grösseres Streckennetz verfügt, womit es für mehr Menschen möglich sein wird, Eurowings Discover Flüge zu nutzen.
Eine weitere Expansion schliesst die Airline an dieser Stelle nicht aus, wodurch man auf Routen ab den alten Eurowings Langstrecken-Hubs ab München und Düsseldorf hoffen kann. Ebenfalls nicht abgeschrieben sind Kurzstrecken bzw. Mittelstrecken zu typisch touristischen Zielen, auch wenn die Langstrecke natürlich erst mal funktionieren muss. Hier würde sich letzten Endes dann nur die Frage stellen, welche Funktion Eurowings dann noch einnehmen würde.
Flüge ab April auf bekannten Touristen-Routen
Der erste Flug mit der Eurowings Discover soll laut eigenen Angaben bereits im April dieses Jahres starten, jedoch höchstwahrscheinlich erst mal noch in der Kombination mit Brussels Airlines und Eurowings. Die neue Flugnummer 4Y wird der Flug dann jedoch schon tragen. Buchbar sollen die Flüge zudem sowohl über Lufthansa als auch Eurowings sein und dort dann mit eigenem “Operator” (Flug operated by) angezeigt werden. Preise gibt es aktuell zwar noch nicht, jedoch gehe ich davon aus, dass sich dieser etwas über den ehemaligen Eurowings Langstreckenflügen einpendeln wird. Den richtigen ersten Flug auf der Langstrecke könnte man dann ab Juni erwarten, gegebenenfalls sogar nach Mauritius – ein Ziel, das Eurowings bereits anflog.
So gehe ich davon aus, dass es auch bei den weiteren Routen keine allzu grossen Überraschungen geben wird, sondern man sich auf Destinationen konzentriert, die zuvor Lufthansa oder Eurowings flogen, jedoch aufgrund der zu hohen Kosten scheiterten. Vorstellbar wären für mich deswegen Windhoek in Namibia, die Malediven, die Seychellen, Cancún in Mexiko oder auch Varadero auf Kuba.
Fazit zur neuen Airline Eurowings Discover
Eurowings Discover möchte nach eigenen Angaben so einiges besser machen als zuvor, jedoch scheint es auf den ersten Blick keine allzu grossen Unterschiede zu geben. Sowohl die Flotte, als auch die Destinationen und das Bordprodukt bleiben ähnlich. Immerhin wird die Lufthansa als Zubringer fungieren und ein eigenes Meilenprogramm ins Leben rufen. Ich bin deswegen sehr gespannt, wie dieses aussehen wird, wie komfortabel das Bordprodukt und die Sitze wirklich werden, was die neue Business Class bietet und ob man seine Versprechungen bezüglich der Pünktlichkeit halten kann.