Die Europäische Kommission hat zugestimmt, den Verzicht auf die sogenannten Slots für Flugzeuge um weitere fünf Monate bis Ende März 2021 zu verlängern, was einem Segen für die angeschlagene europäische Luftfahrtindustrie gleichkommen dürfte.

Eine Erholung des Luftverkehrs ist auch weiterhin nicht in Sicht, weshalb die Europäische Union nun die Sonderregelungen der Slots nochmals verlängert hat – ganz zur Freude der Airlines. Somit werden auch weitere sogenannte Geisterflüge obsolet und die hohe Umweltbelastung kann ein wenig eingeschränkt werden. Diese Sonderregelung soll bis zum 27. März gelten, wie airliners.de berichtet.

Aufhebung strenger Slot-Regelung beendet Geisterflüge

Nach den eigentlichen Slot-Regeln müssen die Fluggesellschaften mindestens 80 Prozent der ihnen zugewiesenen Slots nutzen, andernfalls riskieren die Airlines diese für das nächste Kalenderjahr zu verlieren. Da die Pandemie den Flugverkehr fast vollständig zum Erliegen brachte, waren die Airlines in den ersten Tagen des Virusausbruchs gezwungen, leere “Geisterflüge” durchzuführen, nur um die administrativen Kriterien zu erfüllen und die Slots nicht zu verlieren.

Die Industrie und die Gesetzgeber aller politischen Richtungen forderten unter Berufung auf die finanzielle und horrende Umweltbelastung durch das Phänomen solcher Geisterflüge gemeinsam die Aussetzung der bisher geltenden Vorschriften. Die EU beschloss schliesslich die temporäre Aufhebung dieser Regelung im März und die Kommission bestätigte nun, dass eine Analyse des gegenwärtigen Luftverkehrs – der sich offensichtlich noch nicht erholt hat – ausreicht, um eine Verlängerung bis zum 27. März 2021 zu vereinbaren.

Die Gesetzgeber des Europäischen Parlaments hatten sich darauf geeinigt, problematische Luftverkehrsvorschriften – mit Blick auf die Corona-Krise – bis Oktober auf Eis zu legen, da die Fluggesellschaften mit den Auswirkungen des Coronavirus auf ihr Geschäft zu kämpfen haben. “Der heutige Bericht zeigt, dass das Luftverkehrsaufkommen niedrig bleibt und, was noch wichtiger ist, dass es sich in naher Zukunft wahrscheinlich nicht erholen wird”, sagte EU-Verkehrschefin Adina Vălean. Eurocontrol, die europäische Flugsicherung, sagte für den vergangenen September nur 20’000 Flüge voraus.

“In diesem Zusammenhang erschwert die mangelnde Gewissheit über die Slots den Fluggesellschaften die Planung ihrer Flugpläne, was die Planung für Flughäfen und Passagiere [ebenfalls] schwierig macht”, fügte Vălean in einer Erklärung hinzu. Die nun beschlossene Verlängerung der EU-Kommission war letztlich ein Kinderspiel für die EU-Exekutive, nachdem Fluggesellschaften, Flughäfen und Slot-Koordinatoren sich alle auf eine gemeinsame Position zum Verzichtsvorschlag geeinigt hatten.

Wettbewerbsverzerrung droht dennoch

Die Flughafenbetreiber hatten sich zunächst gegen eine Verlängerung über die Wintermonate hinweg eingesetzt – da sie Einnahmen aus den Slots erzielen –, stimmten aber schliesslich ebenfalls dem Plan zu, als die Fluggesellschaften zusagten dafür zu sorgen, dass ungenutzte Kapazitäten an andere Unternehmen, die sie nutzen könnten, umverteilt würden.

Der Industrieverband Airlines for Europe begrüsste die Ankündigung der Kommission und nannte die Verzichtserklärung “entscheidend für die Erholung der EU-Luftfahrt”. Vălean enthüllte jedoch, dass der Bericht der EU-Exekutive anhaltende schlechte Praktiken aufgedeckt hat, die Teil der derzeitigen Ausnahmeregelung sind. “Slots werden nicht immer rechtzeitig aufgegeben, damit andere Nutzer oder Flughäfen den Betrieb so planen können, wie sie es gerne hätten; der Wettbewerb kann auch verzerrt werden, wenn Fluggesellschaften versuchen, durch die Erhöhung ihrer Marktpräsenz zu profitieren, ohne ihre Slots und Flughafenkapazitäten richtig zu nutzen”, warnte der rumänische Beamte.

EU-Kommission hofft auf freiwilligen Verzicht

Slots sind ein lukratives Rädchen in den Geschäftsplänen der Airlines, und während der Bewertung des 9-Milliarden-Franken-Rettungsplans der deutschen Regierung für die Lufthansa durch die Kommission, entschied die EU-Wettbewerbsaufsicht, dass der Kranich einige seiner Slots an den Drehkreuzen Frankfurt und München aufgeben muss.

Die Kommission geht nun davon aus, dass sich die Branche freiwillig während der Herbst- und Wintermonate an den Verzicht auf Slots halten wird, bevor die Verlängerung zu einem späteren Zeitpunkt formell in Kraft tritt. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments und der Europäische Rat haben zwei Monate Zeit, um gegen den Plan der Kommission Einspruch zu erheben, obwohl es wenig wahrscheinlich ist, dass es Einwände gegen dieses weithin beliebte Vorgehen gibt.

Fazit zur Verlängerung der Slot-Sonderregelung

Einer der schwerwiegendsten Punkte, die die enorm angeschlagenen europäischen Airlines ein grosser Dorn im Auge war, waren die Slots, beziehungsweise die strenge Regelung dieser. Machten die Bestimmungen vor der Krise noch Sinn, trieb diese die Fluggesellschaften noch weiter in die Misere. Nun kommt die EU den Airlines ein weiteres Mal entgegen, schliesslich ist der Luftverkehr noch weit davon entfernt, sich zu erholen. Entsprechend ist die Verlängerung natürlich auch nachzuvollziehen. Ausserdem sind somit keine weiteren Geisterflüge nötig, die im Besonderen der Umwelt enorm schaden.

Autorin

Seitdem Karolin als Schülerin an einem Austauschprogramm in Frankreich teilgenommen hat, wächst täglich ihre Begeisterung für das Reisen und Entdecken neuer Länder und ihre Leidenschaft für die französische Sprache.

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