Der erste Langstreckenflieger mit komplett nachhaltigem Treibstoff ist in New York City gelandet.

Virgin Atlantic Airways hat einen Passagierjet über den Ozean geschickt – als ersten Langstreckenflug, der komplett mit Sustainable Aviation Fuels (SAF) betrieben wurde, wie Reuters berichtet. Doch diese Art von Treibstoff macht von der globalen Menge an Flugzeug-Kraftstoff nur 0,1 Prozent aus. An Bord: nur vereinzelte Personen, darunter der Inhaber der Virgin Group, Richard Branson. Zurückgekehrt nach London sind sie mit regulärem Treibstoff.

Reiner Demonstrations-Flug

Als erste Maschine für eine Langstrecke mit 100 Prozent SAF ist eine Boeing 787 mit Rolls-Royce Trent 1000-Motoren der Fluggesellschaft Virgin Atlantic vom Rollfeld abgehoben. Tickets gab es für diese Strecke nicht, denn es waren nur ausgewählte Personen und keine regulären Passagiere an Bord. Zu den geladenen Gästen gehörten unter anderem der CEO der Airline, Shai Weiss, die Tochter von Richard Branson und Mark Harper, der britische Verkehrsminister.

It’s going to take a while before we can get enough fuel where everybody’s going to be able to fly. But you’ve got to start somewhere.

Richard Branson

Auch, wenn der Grossteil der Branche noch nicht so weit ist, hat Virgin Atlantic die Genehmigung der britischen Civil Aviation Authority bekommen, mit 100 Prozent SAF zu fliegen. Gestartet ist der Vorreiter der Luftfahrt-Branche vom Flughafen London Heathrow mit dem Zielflughafen John F. Kennedy Airport. Dort wurden die Ankömmlinge unter anderem von der stellvertretenden Verkehrsministerin Polly Trottenberg erwartet und begrüsst. Bei einem Treffen der beiden Politiker Harper und Trottenberg mit potenziellen Investoren in New York soll Fragen klären, was Investoren den Eintritt in die SAF-Welt erleichtert.

Die Crew und Passagiere des Flight 100

Hergestellt wurden die SAF für diesen spezifischen Flight 100 aus tierischen Fettabfällen und Speiseölen. Zugemischt wurde ein Anteil künstliches, aus Maisabfällen hergestelltes Kerosin. Ein gravierender Unterschied zu regulärem Treibstoff sein an Bord des Fluges nicht spürbar gewesen. Dies wurde als grosser Meilenstein und Erfolg gewertet.

Ziel dieses Fluges war es, darauf aufmerksam zu machen, dass es noch grösstenteils an Förderung fehlt, um SAF weiter auszubauen und wirklich im täglichen Gebrauch einzusetzen. Vor allem in Richtung Politik sollte es als Zeichen dienen, die Möglichkeit von 100-prozentigem SAF-Fliegen zu demonstrieren und gleichzeitig auf fehlende Subventionen hinzuweisen.

SAF noch lange nicht flächendeckend

Nachhaltigkeit hält auch bei den Fluggesellschaften und der Lufthart-Branche immer mehr Einzug. SAF sind eine Möglichkeit, um den hohen Treibstoffverbrauch von Flugzeugen umweltfreundlicher zu gestalten. Bis zu 70 Prozent der Emissionen sollen eigentlich auf die Art und Weise reduziert werden – wären da nicht die hohen Kosten und die knappen Materialien, die die Umsetzung erschweren. Aktuell können Flugzeuge auch aufgrund der Motoren nur mit maximal halber Beimischung von SAF betankt werden.

Der Virgin Atlantic Flug wird mit SAF betankt

Die Intention dieses demonstrativen Fluges kam nicht bei allen Seiten so gut an. Die Umweltschutzorganisation Stay Grounded bezeichnete das Ereignis als “greenwashing distraction”.

Ein langfristiges Ziel von vielen Airlines ist es, bis 2050, der gesetzten Marke der Klimaneutralität der EU, ihre Emissionen komplett zu reduzieren. Geplante Schritte dahin sind bis 2030 einen Anteil von zehn Prozent SAF zu tanken, doch um das Ziel realistisch umsetzen zu könnten, müsste diese Menge auf 65 Prozent erhöht werden. Das könnte Herausforderungen für die Branche bedeuten.

Auch Emirates hat erst vor kurzer Zeit einen Flug durchgeführt, bei dem eins von vier Triebwerken komplett durch SAF betrieben wurde. Damit Europa ihrem Klima-Ziel auch näher kommt, soll ab 2025 eine Pflicht-Quote an SAF eingeführt werden.

Fazit zum ersten Langstreckenflug mit 100 Prozent SAF

In der Nachhaltigkeit der Luftfahrt-Branche geht es voran, was eine erfreuliche Entwicklung ist. In Zukunft auf SAF in vollem Masse zurückzugreifen, wird das Ziel sein und Virgin Atlantic hat nun erstmals bei einem transatlantischen Langstreckenflug bewiesen, dass es geht. Doch ist hier die Frage, welches Signal in Richtung Nachhaltigkeit ein Flug sendet, der mit herkömmlichem Treibstoff für den Rückweg und einer nicht ausgelasteten Maschine unterwegs ist. Nur um die Nachhaltigkeit zu demonstrieren, wird ein unnötiger Rückflug mit umweltbelastenden Abgasen in Kauf genommen.

Autorin

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

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