Dass sich die Gewerkschaft ver.di und die Lufthansa über die Grundzüge des neuen Tarifvertrags für das Lufthansa-Bodenpersonal einig geworden sind, ist bereits bekannt. Doch nun stehen auch die Details fest.
Im Rahmen eines Schlichtungsverfahrens haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und Lufthansa zu einer gemeinsamen Lösung gefunden. Wie aero berichtet, sind mittlerweile die konkreten Neuerungen über die Tarifverträge für das Lufthansa-Bodenpersonal bekannt. Reisende dürfen vorerst beruhigt sein, da – zumindest was das Bodenpersonal betrifft – mit keinen weiteren Arbeitsniederlegungen zu rechnen ist. Doch wie steht es um die anderen Bereiche im Konzern?
Bis zu 18 Prozent Gehaltssteigerung
Es war gewiss kein einfacher Weg, der zur Einigung zwischen ver.di und Lufthansa geführt hat. Etliche Arbeitskämpfe haben nicht nur den Streitparteien, sondern auch den Reisenden viele Nerven geraubt. Doch inzwischen wurde man sich endlich einig. Die neuen Tarifverträge für das Lufthansa-Bodenpersonal stehen fest. Rund 25.000 Beschäftigte des Bodenpersonals erhalten eine Gehaltssteigerung um bis zu 18 Prozent. Überdies erhalten sie Rückwirkend zum 1. Januar 2024 sieben Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch einen Anstieg um 280 Euro (273 CHF).
Zudem wurde eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro (2.918 CHF) zugesagt. Auch andere Zulagen, wie erhöhte Feriengelder, sollen angehoben werden. Über eine Laufzeit von 24 Monate hinweg sollen die Beschäftigten im Durchschnitt allenfalls 12,5 Prozent mehr Geld erhalten. Besonders die unteren Gehaltsgruppen dürften von den Anpassungen überdurchschnittlich profitieren. Marvin Reschinsky, ver.di-Verhandlungsführer, äusserte sich erfreut zum Tarifergebnis:
Um diesen Kompromiss haben wir hart gerungen und wir können jetzt sehr zufrieden sein. Dieses Ergebnis ist historisch.
Marvin Reschinsky, ver.di-Verhandlungsführer
Die Schlichter Bodo Ramelow und Frank-Jürgen Weise äusserten am Mittwoch, dass die mühsam erreichte Einigung zwischen ver.di und Lufthansa der Ausgangspunkt für eine “neue Lufthansa” sein könnte. Ramelow ergänzte:
Der Abschluss ist ein grosser Erfolg für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lufthansa – und auch für die Fluggäste, die jetzt wieder Planungssicherheit haben und keine Streiks befürchten müssen.
Bodo Ramelow, Schlichter im Tarifstreit zwischen ver.di und Lufthansa
Vorbehaltlich der Zustimmung der Gewerkschaftsmitglieder
Schliesslich müssen die neuen Tarifangebote noch von den Mitgliedern der Gewerkschaft abgesegnet werden. Diese haben bis Mitte April Zeit, um ihre Zustimmung oder Ablehnung einzubringen. Die zuständige ver.di-Tarifkommission stimmte dem Tarifangebot indessen zu und empfahl ihren Mitgliedern dasselbe zu tun.
Erst unlängst hat sich das Lufthansa-Bodenpersonal für unbefristete Streiks ausgesprochen. Sollten die neuen Verträge von den Gewerkschaftsmitgliedern angenommen werden, sind diese wieder vom Tisch.
Lufthansa-Töchter kämpfen weiter
Anders sieht es jedoch bei den Tochtergesellschaften der Lufthansa aus. Hier ist man sich vielerorts über neue Tarifverträge nicht einig geworden. Beispielsweise die Regionaltochter Lufthansa CityLine befindet sich nach wie vor in den Verhandlungen mit der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO). Über Ostern ist allenfalls nicht mit Arbeitsniederlegungen zu rechnen, wie UFO-Tarifexperte Harry Jaeger bestätigte:
Wir werden niemandem das Osterfest verhageln. Stattdessen werden wir unmittelbar nach den Feiertagen die Gespräche wieder aufnehmen und um eine Lösung am Verhandlungstisch ringen.
UFO-Tarifexperte Harry Jaeger
Weiters ist Discover Airlines nach wie vor ohne Tarifverträge für ihre gut 2.000 Beschäftigten. Sowohl die Piloten als auch das Kabinenpersonal des Ferienfliegers der Lufthansa haben sich bereits für Mantelverträge und verbesserte Gehälter starkgemacht.
Darüber hinaus musste Austrian Airlines vor Ostern rund 400 Flüge streichen, da ein Streik des Bordpersonals drohte. Denn die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida und der Betriebsrat Bord konnten bislang keine Einigung über die Vergütung für das fliegende Personal erschliessen.
Fazit zu den neuen Tarifverträgen für das Lufthansa-Bodenpersonal
Die Gewerkschaft ver.di und Lufthansa sind endlich zu einem gemeinsamen Ergebnis gekommen. Anlässlich eines Schlichtungsverfahrens konnten neue Tarifverträge für die Beschäftigten des Bodenpersonals aufgesetzt werden. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob das Tarifangebot auch von den Gewerkschaftsmitgliedern angenommen wird. Wenngleich keine weiteren Arbeitsproteste des Lufthansa-Bodenpersonals drohen, bedeutet dies nicht, dass an anderen Stellen im Lufthansa-Konzern nicht gestreikt werden kann. Es bleibt spannend, ob und wann weitere Einigungen folgen werden.