Die EU-Kommission will die Hochgeschwindigkeitsnetze stark ausbauen und mit den innereuropäischen Flugreisen konkurrieren – ist das realistisch?

Die Anzahl der Hochgeschwindigkeitszüge soll sich bis 2030 verdoppeln, bis 2050 sogar verdreifachen, fordert die EU-Kommission. Dem Handelsblatt zufolge sollen zukünftig 230 Metropolregionen und die grossen Städte in Europa mindestens im Stundentakt an den Hochgeschwindigkeitsverkehr angebunden sein. Die Finanzierung des europäischen Grossprojekts ist allerdings noch nicht geklärt.

Zukünftig Zug statt Flugzeug?

Zuganbindungen durch ganz Europa – und das im Stundentakt. Was wie ein Traum für jeden Zugreisenden klingt, könnte jedoch schon bald zur Realität werden. Nachdem die EU-Kommission einen grosszügigen Ausbau des Streckennetzes vorgegeben hat, planen nun die Bahnunternehmen zusammen die Umsetzung.

So soll das Netz der Zukunft aussehen

  • Bis zu 21’000 Kilometer neu- und ausgebautes Schienennetz
  • 230 Metropolregionen und die grossen Städte in Europa mindestens im Stundentakt angebunden
Lila Strecken bis 2030, gelbe Strecken bis 2050 | Quelle: Deutsche Bahn

In einer Studie haben europäische Bahnunternehmen ein mögliches “Green-Deal”-Netzwerk entwickelt. Laut swissinfo basiert die Studie der Deutschen Bahn auf Informationen und Gesprächen mit den SBB, ÖBB, SNCF, Trenitalia, České drahy, Nederlands Spoorwegen, Polskia Koleja Panstowe, Renfe-Operdora und Société nationale des chemins de fer belges.

Das sogenannte “Metropolitan Network” umfasse die konkrete Streckenerweiterung für schnelle Personenzüge und die Simulation der Verkehrsleistung. Werden die Pläne des “Metropolitan Network” umgesetzt, eröffnen sie Reisenden innerhalb von Europa neue Optionen. Zukünftig könnten so Zugreisen attraktiver als Flüge werden.

Bald sollen mehr Schnellzüge fahren

In Anbetracht des Klimaschutzes gute Neuigkeiten, denn Bahnfahrten verursachen bedeutend weniger Emissionen als Reisen mit dem Flugzeug. Auch für die Schweiz könnte es Neuerungen geben: der Plan sieht bessere Anbindungen von Zürich nach Süddeutschland für 2050 vor. Eine Bereicherung für alle Kunden sieht auch der Vorstand der Deutschen-Bahn laut Schiene.de:

Wenn die Infrastruktur dafür steht, profitieren Millionen Menschen auf dem Kontinent von attraktiven Verbindungen und kürzeren Reisezeiten.

Michael Peterson, Vorstand Deutsche Bahn

Finanzierung nicht geklärt

Damit der Ausbau gelingt, seien aber erhebliche Mehrinvestitionen der EU und ihren Mitgliedsländern nötig. Die bisher geplanten oder im Bau befindlichen Massnahmen reichen laut dem Bahn-Vorstand nicht aus, um die Strecke bis 2030 zu verdoppeln. In einigen Ländern, wie Polen, müsse das Gleisnetz verzehnfacht werden, um die Pläne des “Metropolitan Network” in die Realität umsetzen zu können. Im Nachbarland Deutschland müsste das Gleisnetz für Hochgeschwindigkeitszüge auf 6’000 Kilometer ausgebaut werden.

Sanierung und Ausbau der Gleise nötig

Im kommenden Herbst wollen nach Angaben der Deutschen Bahn deshalb die europäischen Bahnunternehmen zusammen mit der Politik in Austausch treten, um über weitere Investitionen zu verhandeln. Ohne zusätzliche Investitionen könnten die ambitionierten Pläne der EU-Kommission und der Bahnunternehmen scheitern.

Fazit zur Umsetzbarkeit des “Metropolitan Network”

Die EU-Kommission gibt ehrgeizige Ziele beim Ausbau des Schnellzugnetzes bis 2030 an und auch die Bahn-Unternehmen legen erste Pläne zur Umsetzung vor. Doch wie meist hapert es am Geld. Allein in Deutschland müsste das Gleisnetz für Hochgeschwindigkeitszüge auf 6’000 Kilometer ausgebaut werden, in Polen sogar verzehnfacht werden. Die europäischen Bahnunternehmen wollen deshalb im Herbst mit der Politik in Austausch treten. Vom Ergebnis der Verhandlungen um zusätzliche Investitionen hängt die Umsetzung des “Metropolitan Network” ab. Ob bis 2030 tatsächlich doppelt so viele Schnellzüge fahren, ist also noch ungewiss.

Autor

Als Praktikantin bei reisetopia kann Jolina ihre Leidenschaft fürs Reisen mit dem Beruf verbinden und sammelt fleißig Inspiration für ihre Weltreise. Wenn sie nicht bei reisetopia arbeitet, studiert sie Journalismus in Magdeburg.

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