Die Zahl der Infizierten und Toten durch das Coronavirus steigt. Experten sprechen mittlerweile von ĂŒber 76’000 gemeldeten FĂ€llen, darunter ĂŒber 2’200 TodesfĂ€lle. Die mediale Berichterstattung und steigende Zahlen von Erkrankten und Toten erwecken den Eindruck, dass das Coronavirus sich extrem schnell ausbreitet und sehr gefĂ€hrlich ist. Aber stellt das Coronavirus tatsĂ€chlich so eine grosse Gefahr dar und sollte man deshalb auf eine Ausreise nach Asien verzichten?

Vom Fischmarkt in China in die ganze Welt

Die erste Meldung an das WHO-LandesbĂŒro in China von einer ungewöhnlichen HĂ€ufung von Patienten mit einer LungenentzĂŒndung unbekannter Ursache ereignete sich am 31.12.2019. Der genaue Ursprung des Krankheitsausbruches soll der Huanan-Seafood-Markt in der chinesischen Millionen Stadt Wuhan sein, wo mitunter mit Wildtieren, Organen von anderen Tieren und Reptilien gehandelt wird. Unklar ist allerdings noch wann genau und wie sich der erste Mensch mit dem Erreger infiziert hat.

Zuletzt wurde das Pangolin, auch Schuppentier genannt, als möglicher ÜbertrĂ€ger des Coronavirus von chinesischen Forschern gehandelt, da das Erbgut des Pangolin, dem Erbgut der neuartigen Coronaviren zu 99 Prozent gleicht. Laut Dirk Pfeiffer, Professor fĂŒr Tiermedizin an der Hong Kong City University, sei es allerdings noch ein weiter Weg bis endgĂŒltig bewiesen sei, dass das Schuppentier die Viren auf den Menschen ĂŒbertragen hat.

Neuartiger Coronavirus mit deutlich mehr Infektionen als seine VorgÀnger

Bei dem neuartigen Coronavirus, Sars-CoV-2, aus Wuhan handelt es sich um einen Erreger aus der Familie der Coronaviren, also aus derselben Familie wie das SARS aus dem Jahr 2002 und das MERS-CoVirus aus 2012. Der Ausbruch des Sars-CoV-2 hat mit insgesamt 76’719 gemeldeten FĂ€llen jetzt schon deutlich mehr Infektionen als seine beiden VorgĂ€nger. Die Sars-Pandemie brachte es vor knapp 17 Jahren auf insgesamt 8’096 FĂ€llen, wobei 774 Menschen durch das SARS starben. Das MERS-CoVirus infizierte im September 2012 insgesamt 2’494 Menschen, darunter 858 TodesfĂ€lle:

  1. SARS (2002): 8’096 FĂ€lle, darunter 774 TodesfĂ€lle
  2. MERS-CoVirus (2012): 2’494 FĂ€lle, darunter 858 TodesfĂ€lle
  3. Sars-CoV-2 (2019): 76’719 , darunter 2’247 TodesfĂ€lle (Stand: 21.02.2020)

Bezieht man sich auf die aktuellen Todeszahlen der WHO, die mit dem neuartigen Coronavirus in Verbindung gebracht werden, liegt die LetalitĂ€tsrate bei gerade mal 2,8 Prozent. Es handelt sich bei den Zahlen der WHO um eine sogenannte Dunkelziffer, sodass Experten die Anzahl der weltweit durch das Coronavirus infizierten Menschen zwischen 10’000 und 100’000 schĂ€tzen. Diese Annahme hat zur Folge, dass die Wahrscheinlichkeit an den Folgen einer Infizierung durch den neuen Erreger zu sterben vermutlich noch deutlich unter dem Wert von 2,8 Prozent liegt, was als verschwindend gering zu betrachten ist, zumal ein Großteil der TodesfĂ€lle auf Ă€ltere Menschen mit weiteren Vorerkrankungen zurĂŒckzufĂŒhren ist.

Des Weiteren wird die Zahl der bereits geheilten Personen nur sehr selten im Zusammenhang mit dem Coronavirus genannt. Laut der Nationalen Gesundheitskommission der Volksrepublik China wurden von den offiziell bestĂ€tigten 75’724 FĂ€llen, 18’470 Personen wieder vollstĂ€ndig geheilt. Das bedeutet, dass sich ĂŒber 20 Prozent aller Infizierten bereits ohne Impfstoff von dem Coronavirus erholt haben und auch die Zahl der Betroffenen deutlich unter den öffentlich kursierenden Zahlen von 76’000 liegt.

Die grundlegenden, klinischen Anzeichen und Symptome der neuartigen Erkrankung sind hauptsĂ€chlich grippeĂ€hnliche Symptome und Husten, bis hin zur Atemnot und LungenentzĂŒndung, allerdings verliefen in vielen FĂ€llen die Infektionen nachweislich mit nur wenigen oder ĂŒberhaupt keinen Symptomen. Aufgrund der grippeĂ€hnlichen Symptome ist eine gewissenhafte Unterscheidung zur saisonalen Grippe schwierig und kann erst durch eine aufwendige Stuhluntersuchung in einem Labor festgestellt werden, sodass in vielen FĂ€llen Infizierte Personen keine Kenntnis ĂŒber Ihre Erkrankung haben und von einer gewöhnlichen Grippe ausgehen – meist ohne weitere schwerwiegende Folgen. Das hat wiederum zur Folge, dass die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, deutlich unter der reisserischen Darstellung der Öffentlichkeit liegt.

Wissenschaftler und Forscher wissen darĂŒber hinaus erst sehr wenig ĂŒber das neuartige Coronavirus, es wird aber wird davon ausgegangen, dass die Übertragung des Virus durch Tröpfcheninfektion erfolgt und insbesondere Ă€ltere Menschen mit Vorerkrankungen betroffen sind. Der Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Ausbrechen der Infektionskrankheit betrĂ€gt voraussichtlich 2 bis 14 Tage. Aufgrund der lĂ€ngeren Inkubationszeit und mangelnder Erkenntnisse seitens der Forscher ist die genaue Einordnung der Ansteckungsgefahr unklar, eine gute Handhygiene, Husten- und Nies Etikette sowie Abstand zu erkrankten Personen sollen das Infektionsrisiko aber schon deutlich senken.

Es ist unklar, ob der Impfstoff gegen das Sars-CoV-2 rechtzeitig fertig sein wird, um den Verlauf der aktuellen Epidemie zu beeinflussen. Allerdings arbeiten viele biopharmazeutische Unternehmen gemeinsam mit UniversitĂ€ten daran, einen mRNA-Impfstoff zu entwickeln, dessen Tests an Menschen in drei bis vier Monaten beginnen könnten. Ein zertifizierter Impfstoff fĂŒr einen weitreichenden Einsatz wĂŒrde allerdings erst voraussichtlich in 18 Monaten zur VerfĂŒgung stehen, laut der WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan.

Kreislauf der Panik und des Vergessens entsteht

Richtet man den Blick auf uns bereits bekannte Krankheiten, dann wirken die Zahlen der Infizierten und Toten durch das Coronavirus im Vergleich erschreckend gering. Drei bis fĂŒnf Millionen Menschen leiden jĂ€hrlich unter einer saisonalen Grippe. Die Zahl der Toten schwankt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen 290’000 und 650’000 FĂ€llen im Jahr. DarĂŒber hinaus starben im Jahr 2018 weltweit 1,5 Millionen Menschen an der Tuberkulose, 405’000 Menschen an Malaria und 140’000 an der Krankheit Masern.

Die Zahlen der Infizierten und Toten durch uns bekannte Krankheiten klingen jetzt erstmal erschreckend hoch, dies liegt jedoch daran dass Krankheiten wie Tuberkulose, Malaria oder die saisonalen Grippe wenig bis ĂŒberhaupt nicht medial erscheinen. Trotz dessen werden wir tagtĂ€glich mit neuen Informationen zu dem im Vergleich deutlich harmloseren Coronavirus konfrontiert, das mit Schlagzeilen wie zum Beispiel “Das Virus kann ĂŒberall sein” (tagesschau) betitelt wird und dadurch völlig unbegrĂŒndete Hysterie in der Bevölkerung auslöst, wodurch die bedeutsamen und wesentlich gefĂ€hrlicheren Krankheiten in den Hintergrund rĂŒcken.

Der GeneralsekretĂ€r der IFRC (Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung), Eljadj As Sy, Ă€usserte sich diesbezĂŒglich: „Die Aufmerksamkeit, die wir gerade dem Coronavirus geben, sollte genau die gleiche Aufmerksamkeit sein, die wir allen anderen Krankheiten geben, egal wo sie auftreten”. Zudem fĂŒgte er hinzu: „Jedes Mal wenn wir einen Schock jener Art erleben wie das Coronavirus haben wir die Tendenz, in einen Kreislauf der Panik zu geraten. Und danach: VernachlĂ€ssigung und Vergessen.”

Coronavirus löst unbegrĂŒndete Angst vor Reisen aus

Das Coronavirus hinterlĂ€sst auch in der Schweiz seine Spuren und hat zur Folge, dass viele Deutsche zur Zeit auf eine Ausreise nach Asien verzichten und sogar die kostenlose Stornomöglichkeit fĂŒr bereits gebuchte Reisen nach Thailand, Singapur oder Vietnam in Anspruch nehmen. Zudem haben verschiedene Fluggesellschaften ihre Verbindungen von und nach China eingestellt. Das geringe Risiko an einer Infektion des neuartigen Sars-CoV-2 zu sterben und ein Vergleich zu anderen Krankheiten hat deutlich gezeigt: eine grundlegende Skepsis gegenĂŒber neuartigen Krankheiten ist durchaus nachvollziehbar, ein Verzicht auf das Reisen nach Asien allerdings aus medizinischer Sicht schlichtweg unbegrĂŒndet und unverhĂ€ltnismĂ€ssig.

Es ist ohne Zweifel Ă€usserst wichtig, insbesondere bei einer anstehenden Reise nach Asien oder Afrika, sich ĂŒber die lokalen Gesundheitsrisiken zu informieren und den Hinweisen Folge zu leisten, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten. Im Gegensatz zu Malaria, Japanische Enzephalitis oder Tollwut gibt es zwar noch kein Impfstoff gegen das Coronavirus, allerdings senken die oben genannten Massnahmen wie Handhygiene das Infektionsrisiko schon deutlich, sodass es wenig AnlĂ€sse gibt aus der Schweiz nicht nach Asien zu reisen. Darin ausgenommen ist die chinesischen Provinz Hubei und/oder China generell.

Keine Coronavirus FĂ€lle innerhalb der Schweiz

Laut WHO gab es bisher mehr als 50 VerdachtsfĂ€lle des Coronvirus, jedoch waren alle Testergebnisse negativ. Im Gegensatz dazu gibt es zum Beispiel im Nachbarland Deutschland insgesamt schon 16 bestĂ€tigten Corona-FĂ€llen. Somit besteht fĂŒr Schweizer gerade keinerlei Gefahr einer Ansteckung, wenn diese sich innerhalb des Landes aufhalten. Jedoch gilt auch die Ansteckungsgefahr in Deutschland als sehr gering, da betroffene Personen unter QuarantĂ€ne gestellt wurden.

Dahingegen wurde fĂŒr die Volksrepublik China eine Teilreisewarnung ausgesprochen und insbesondere vor Reisen in die Provinz Hubei gewarnt. DarĂŒber hinaus sollte man nicht notwendige Reisen in das ĂŒbrige Staatsgebiet der Volksrepublik China mit Ausnahme der Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao vermeiden und im Falle eines momentanen Aufenthalts in China eine vorĂŒbergehende bzw. vorzeitige Ausreise erwĂ€gen. WĂ€hrend die Schweiz sich im Fall eines Coronavirus im eigenen Land sich auf ihre medizinische Infrastruktur berufen könnte, greift China zu deutlich schĂ€rferen Mitteln und riegelt Teile seiner MillionenstĂ€dte ab. Durch das geringe Wissen ĂŒber die Krankheit gepaart mit der Tatsache, dass schon Menschen an dem Virus gestorben seien, schĂŒrt Angst, so Michael Siegrist, Experte fĂŒr Risikowahrnehmung an der ETH ZĂŒrich.

Es ist fraglich, ob Rettungsmassnahme wie zum Beispiel, die der deutschen Luftwaffe sowie die Abriegelung chinesischer MillionenstĂ€dte aus rein politischem Interesse getĂ€tigt wurden oder ob es nachweislich die Verbreitung des Coronavirus eindĂ€mmt. Fakt ist, dass all diese Maßnahmen fĂŒr Furore in der Medienwelt sorgen und den Eindruck vermitteln, dass es sich bei dem Coronavirus um eine wahrhaftige Bedrohung handelt. Die Bedrohung, die vom Coronavirus ausgeht sollte allerdings in Relation zu anderen Krankheiten gesehen werden, sodass man sich in China ĂŒber die wesentlich bedrohlicheren Krankheiten wie Malaria, Japanische Enzephalitis oder Tollwut bewusst sein sollte und entsprechende Schutzmassnahmen wie körperbedeckende, helle Kleidung, allgemeine Impfungen und die Vermeidung von streunenden Tieren vornehmen sollte.

reisetopia Fazit zu derzeitigen Reisen nach Asien

Die aktuelle Lage in China, insbesondere in der Provinz Hubei, ist sehr zu bedauern, so ist jeder einzelne Todesfall durch das neuartige Coronavirus in China tragisch. Allerdings bieten die Zahlen der Infizierten und Toten dieses Ausbruchs, insbesondere im Vergleich zu bekannten Krankheiten, keinen Grund fĂŒr unmittelbare grosse Furcht. Man sollte einer Teilreisewarnung, die durch die WHO ausgesprochen wurde nachgehen und auf Reisen in die Provinz Hubei und unmittelbar angrenzende Gebiete absehen. Allerdings stellt das Coronavirus fĂŒr weite Teile Asiens keine unmittelbare Gefahr dar, sodass trotz des derzeitigen Virus nicht auf eine Reise nach Thailand, Singapur oder Vietnam verzichtet werden sollte, insofern man auf seiner Reise auf grundlegende Handhygiene, Husten- und Nies Etikette sowie Abstand zu erkrankten Personen achtet.

Autorin

Seit Lena ihren ersten Langstreckenflug bestritt, ist das Thema Reisen nicht mehr aus ihrem Alltag wegzudenken. Sie liebt es neue LĂ€nder zu erkunden und dabei ebenso die besten und außergewöhnlichsten UnterkĂŒnfte zu testen. Bei Reisetopia nimmt sie Euch mit auf ihre Reisen und teilt neben ihren eigenen Tipps & Erfahrungen auch die neusten Deals.

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