Mit Zahlung eines Vergleichs in Milliardenhöhe, der eine Geldstrafe, Schadensersatz und eine Zahlung an die Hinterbliebenen beinhaltet, gibt Boeing indirekt die Vorwürfe bezüglich des Betruges und Unterschlagung im MAX-Fall zu.

Boeing gibt den Vorwürfen rund um die 737 MAX-Unglücke mit der Zahlung eines milliardenschweren Vergleichs zu. Dieser inkludiert neben Entschädigungen für die Boeing-Kunden und einer Geldstrafe, auch die Zahlung in einen Fond für die Hinterbliebenen der zwei Flugzeugabstürze. Das berichtet unter anderem OMAAT.

„Profit über Offenheit“

Boeing wird 2,5 Milliarden Dollar als Vergleich zahlen, um eine Untersuchung des Justizministeriums beizulegen und damit sogleich zuzugeben, dass Mitarbeiter die Aufsichtsbehörden über die Sicherheit der 737 MAX-Flugzeuge, die zwei tödliche Abstürze erlitten, getäuscht haben sollen. Die Regierung und der Flugzeugbauer erklärten am Donnerstag, dass der Vergleich Geld für die Familien der Absturzopfer, die Kunden des Flugzeugbauers und eine Geldstrafe beinhaltet. Die Staatsanwälte erklärten, dass Boeing-Mitarbeiter irreführende Aussagen und Halbwahrheiten über Sicherheitsprobleme mit dem Flugzeug gegenüber der Federal Aviation Administration (FAA) machten und dann ihre Handlungen vertuschten.

„Die Mitarbeiter von Boeing wählten den Weg des Profits über die Offenheit“, sagte David Burns, stellvertretender Generalstaatsanwalt für die Strafabteilung des Justizministeriums. Boeing beschuldigte zwei ehemalige Piloten, die dabei halfen, zu bestimmen, wie viel Training für die MAX benötigt wurde. CEO David Calhoun erklärte, ihr Verhalten spiegele nicht die Boeing-Mitarbeiter als Ganzes oder den Charakter des Unternehmens wider.

This is a substantial settlement of a very serious matter, and I firmly believe that entering into this resolution is the right thing for us to do a step that appropriately acknowledges how we fell short of our values and expectations.

Boeing-CEO David Calhoun

Die Regierung wird die strafrechtliche Anklage wegen Verschwörung zum Betrug der USA nach drei Jahren fallen lassen, wenn Boeing die Bedingungen des Vergleichs einhält.

Boeing möchte MAX-Krise hinter sich lassen

Der Vergleich beseitigt die Ungewissheit über strafrechtliche Anklagen gegen den US-Flugzeughersteller, der darum kämpft, die MAX-Krise hinter sich zu lassen. Boeing sieht sich immer noch mit Klagen der Familien von Passagieren konfrontiert, die bei den Abstürzen ums Leben gekommen sind. Das Unternehmen hat mehr als 1’000 Aufträge für die MAX verloren, und der einstmals hervorragende Ruf des Unternehmens hat enorm gelitten.

Boeing begann 2011 mit der Arbeit an der MAX als Antwort auf ein neues, treibstoffsparenderes Modell des europäischen Rivalen Airbus. Boeing hat in Gerichtsakten zugegeben, dass zwei seiner technischen Pilotenexperten die FAA über ein Flugsteuerungssystem namens Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) getäuscht haben, das die Nase eines Flugzeugs nach unten richten konnte, wenn Sensoren anzeigten, dass das Flugzeug in Gefahr eines aerodynamischen Strömungsabrisses sein könnte und drohe abzustürzen.

Das System war nicht Bestandteil der vorherigen 737-Modelle. MCAS wurde hinzugefügt, weil die grösseren Triebwerke der MAX, die höher und weiter vorne an den niedrig angesetzten Flügeln der 737 angebracht sind, dazu führten, dass das Flugzeug unter bestimmten Bedingungen dazu neigte, die Nase zu weit nach oben zu ziehen. Boeing spielte die Bedeutung von MCAS herunter und erwähnte es nicht in den Handbüchern der Flugzeuge. Die meisten Piloten wussten also schlicht nichts davon.

500 Millionen für den Opfer-Fond

Die ersten Fluggesellschaften begannen Mitte 2017, die 737 MAX in Dienst zu stellen. Am 29. Oktober 2018 stürzte eine MAX der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air in die Javasee. Die FAA liess das Flugzeug jedoch weiterfliegen, bis am 10. März 2019 eine weitere MAX der Ethiopian Airlines fast senkrecht in ein Feld stürzte. Insgesamt kamen bei beiden Unglücken 346 Menschen ums Leben. Bei beiden Flügen wurde das MCAS durch einen fehlerhaften Messwert eines einzelnen Sensors aktiviert. Das System drückte die Nasen der Flugzeuge wiederholt nach unten und die Piloten konnten die Kontrolle nicht wiedererlangen.

Nachdem die Flugzeuge weltweit gegroundet wurden, änderte Boeing das MCAS so, dass es immer zwei Sensoren verwendet, zusammen mit anderen Änderungen, um das automatische System weniger leistungsfähig und für die Piloten leichter zu übersteuern zu machen. Die FAA ordnete weitere Änderungen an, darunter die Umverlegung einiger Kabel, um mögliche gefährliche Kurzschlüsse zu vermeiden. Im November genehmigte die FAA die Änderungen von Boeing, und mehrere Fluggesellschaften, darunter American Airlines, haben die Flugzeuge wieder in Betrieb genommen.

Der am Donnerstag bekannt gegebene Vergleich sieht vor, dass Boeing eine Strafe in Höhe von 243,6 Millionen Dollar, eine Entschädigung in Höhe von 1,77 Milliarden Dollar an Fluggesellschaften, die ihre MAX-Jets während des Flugverbots nicht nutzen konnten, sowie 500 Millionen Dollar an einen Fonds für die Familien der bei den Abstürzen getöteten Passagiere zahlt.

Fazit zur Zahlung des Vergleichs

Boeing zahlt einen Vergleich und gibt damit auch zugleich die Vorwürfe zu, die dem US-Flugzeugbauer einen enormen Betrug und Unterschlagung bescheinigen. Über die Summe liesse sich natürlich vortrefflich diskutieren, doch nicht nur das Geld wird das Unternehmen gerade in der aktuellen Situation sicherlich vermissen. Besonders der Ruf hat massivst unter den Skandalen gelitten und der ist nicht so einfach wiederherzustellen.

Autor

Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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