Ein Boeing-Ingenieur hat sich mit Vorwürfen zu Sicherheitsmängel in der Flugzeugproduktion zu Wort gemeldet. Boeing hat diese allenfalls zurückgewiesen.
Der Vorfall mit einer Boeing 737 MAX 9 von Alaska Airlines, bei deren Start ein Panel herausgebrochen war, hat die Qualitätskrise bei Boeing ordentlich zugespitzt. In diesem Zusammenhang geriet vornehmlich die Boeing 737 MAX in die negativen Schlagzeilen. Nun verlautbarte ein Ingenieur des Unternehmens weitere Bedenken zu anderen Flugzeugtypen des US-amerikanischen Konzerns. Er bemängelt die Einhaltung der Sicherheits- und Qualitätsstandards bei der Boeing 787- und 777-Produktion. Boeing hat den Vorwurf schlicht zurückgewiesen, wie Reuters berichtet.
Sicherheitsbedenken werden verstärkt
Im Gegensatz zu den Anschuldigungen eines anonymen Whistleblowers, welcher im Februar in einem TV-Beitrag auspackte, positionierte sich der Boeing-Ingenieur Sam Salehpour öffentlich gegenüber dem US-amerikanischen Flugzeughersteller. Ihm zufolge habe sich Boeing technische Abkürzungen erlaubt, um die Produktion zu beschleunigen. Der Konzern wies die Anschuldigung jedoch zurück.
Die Anschuldigungen von Salehpour betreffen die Grossraumflugzeugtypen Boeing 787 und 777. Er behauptet, dass ihm gedroht wurde und er von Besprechungen ausgeschlossen wurde, nachdem er technische Probleme bei den genannten Flugzeugtypen identifiziert hat. Er unterstellt dem Konzern Shortcuts – also Abkürzungen – eingesetzt zu haben, um Engpässe in der 787-Montage zu reduzieren, wie seine Anwälte erläutern.
Schwere Anschuldigungen gegen Boeing
Weiters teilte Salehpour auf Anfrage von Reportern mit, dass er bei der Produktion der Boeing 777 Probleme mit der Fehlausrichtung beobachtet habe, die durch den Einsatz von Gewalt behoben worden seien:
I literally saw people jumping on the pieces of the airplane to get them to align.
Sam Salehpour, Boeing Ingenieur
Die Federal Aviation Administration (FAA), die sich der Untersuchung der Vorwürfe indessen angenommen hat, ermutigt beteiligte Akteure, sich zu Wort zu melden:
We strongly encourage everyone in the aviation industry to share information. We thoroughly investigate all reports.
Federal Aviation Administration
US-Senat wird sich den Fall anhören
Die Causa Salehpour wird am 17. April vor dem Untersuchungsausschuss des US-Senators Richard Blumenthal genau angehört. Auch Boeing-Chef Dave Calhoun, der angekündigt hat, das Unternehmen gen Jahresende zu verlassen, soll bei einer künftigen Anhörung aussagen, wie Blumenthal fordert. Damit solle Boeing die Möglichkeit eingeräumt werden, zu erklären, warum die Öffentlichkeit angesichts der jüngsten offensichtlichen Sicherheitsmängel Vertrauen in die Konstruktions- und Montageprozesse von Boeing haben sollte. Der Konzern hat indessen zugesichert, Dokumente, Zeugenaussagen und technische Informationen bereitzustellen.
Dass es bereits in der Vergangenheit wiederholt zu Fertigungsproblemen bei der Boeing 787 kam, ist keine Neuigkeit. Dahingehend musste Boeing im letzten Jahr die Auslieferung ihrer Dreamliner unterbrechen. Die Vorwürfe von Salehpour stellen den US-amerikanischen Flugzeughersteller nun erneut auf die Probe. Erst unlängst gab es einen Wechsel im Boeing Management – dieses hat indessen alle Hände voll zu tun, um den Ruf des Konzerns wieder geradezubiegen.
Fazit zu den erneuten Anschuldigungen gegen Boeing
Boeing rückt nicht aus dem Rampenlicht. Abermals haben den US-amerikanischen Flugzeughersteller negative Nachrichten ereilt. Ein Boeing-Ingenieur hat die Einhaltung der Sicherheits- und Qualitätsstandards bei der Boeing 787- und 777-Produktion kritisch bemängelt. Die FAA hat sich dem Fall bereits angenommen. Am 17. April wird sich auch der US-Senat die Vorwürfe anhören. Es bleibt spannend, was dabei herauskommt.