Nach einem Vorfall an Bord einer Maschine prüfen Wissenschaftler die Ansteckungsgefahr in Flugzeugen erneut.

An Bord eines Langstreckenfluges von Dubai nach Neuseeland sind nach Informationen des Spiegels mindestens vier Personen mit Covid-19 infiziert worden. Experten vermuten nun eine deutlich höhere Ansteckungsgefahr in Flugzeugen, als noch vor wenigen Monaten gedacht. Ein Überblick.

Mehrere Infektionen an Bord eines Langstreckenfluges nachgewiesen

In einer offiziellen Untersuchung durch Behörden des neuseeländischen Gesundheitsministeriums konnten mindestens vier mit grosser Wahrscheinlichkeit an Bord eines Flugzeugs geschehene Übertragungsfälle von Covid-19 nachgewiesen werden. Am 28. und 29. September vergangenen Jahres sollen sich auf einem etwa 18-stündigen Langstreckenflug von Dubai in das neuseeländische Auckland demnach zwei mit Sars-CoV-2 infizierte Personen befunden und vier weitere Passagiere angesteckt haben. Eine Berichtanalyse des Vorfalls wurde von verschiedenen Forschern im Fachmagazin Emerging Infectious Diseases veröffentlicht.  

Mit Beginn der ersten Covid-Welle im Frühjahr vergangenen Jahres hatte der Inselstaat Neuseeland seine Aussengrenzen weitgehend abgeriegelt und die dort verzeichneten Inzidenzwerte auf ein Minimum reduziert. Neuseeländische Staatsbürger und alle anderen Einreisenden müssen sich seither bei der Ankunft unverzüglich in eine mindestens 14-tägige Quarantäne begeben und sich mehrfachen PCR-Tests auf das Coronavirus unterziehen. Im Zuge dieser Massnahmen stiessen Experten auf insgesamt sieben während der Quarantänezeit nachgewiesene Infektionsfälle der insgesamt 86 Passagiere an Bord der Maschine EK448. Aufgrund von identischer Viruslinien sämtlicher infizierter Personen, die aus insgesamt fünf verschiedenen Staaten angereist waren, vermuten Experten nun die Übertragung direkt an Bord – und das trotz funktionierendem Belüftungssystems und Maskenpflicht innerhalb des Flugzeuges.

Experten sehen Wirksamkeit in Quarantäne- und Testpflicht

Nach der Theorie dieser Forscher sollen die beiden gemeinsam gereisten Personen mit zuerst nachgewiesenen Symptomen beinahe alle anderen infizierten Personen an Bord der Maschine angesteckt haben. Lediglich einer der Passagiere könnte sich auch nachträglich im Rahmen der gemeinsamen Quarantäne durch seinen bereits infizierten Zimmerpartner angesteckt haben. Für interessant halten Experten ausserdem die Tatsache, dass die insgesamt 400 Sitzplätze umfassende Boeing auf besagtem Flug nur zu einem Viertel ausgelastet war: Sämtliche infizierten Personen sassen während des Fluges allerdings nah beieinander und ohne einer freien Reihe dazwischen. Zudem gaben gleich zwei dieser Passagiere im Nachhinein zu, die Maskenpflicht während des Fluges missachtet zu haben.

Ein weiterer Aspekt der Analyse zielt auf ein vorheriges Testergebnis eines der Passagiere ab. Dieser war in etwa fünf Tage vor Abflug auf das Coronavirus getestet worden – mit negativem Ergebnis. Experten warnen in diesem Zuge nun vor zu langen Zeitabständen bis zum tatsächlichen Abflug, und raten bei der Durchführung von Testergebnissen vor Abflug zu grösstmöglicher Kurzfristigkeit: idealerweise sollte ein Testergebnis vor Abflug also nur wenige Stunden alt sein. Zudem konnte die Nachverfolgung der Ansteckungen einzig durch die Kombination aus Test- und Quarantänepflicht möglich gemacht werden, wie die Forscher betonen.

Ansteckungsgefahr an Bord eines Flugzeuges könnte deutlich höher sein als angenommen

Experten ziehen nun konkrete Schlüsse aus diesem Vorfall und bewerten geltende Hygienekonzepte für (Langstrecken-)Flüge aus einer anderen Perspektive: Wie Abraar Karan von der Harvard Medical School in der New York Times deutlich macht, müssten mehrere übereinander greifende “Sicherheitsnetze” bestehend aus einer mehrmaligen Testpflicht, Abstandregelungen und obligatorischer Maskenpflicht penibel durchgeführt werden, um die Sicherheit aller Passagiere an Bord einer Maschine zu gewähren. Zudem wurde auch an dieser Stelle ein weiteres Mal auf die Wirksamkeit einer Kombination aus Test- und Quarantänepflicht verwiesen.

Diese Dinge sind auf dem Flug alle auf unterschiedliche Weise schiefgelaufen.

Abraar Karan, Harvard Medical School

Noch Anfang dieses Jahres hatte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft die Ansteckungsgefahr in Flugzeugen nach Spiegel-Informationen noch als “wahrscheinlich eher gering” bezeichnet: “Horizontale Luftströmungen würden durch die Belüftungssysteme an Bord auf ein absolutes Minimum reduziert”, wie in diesem Zusammenhang zitiert wird. Experten vermuten nun, dass der so extrem lange Aufenthalt an Bord der Maschine die Sicherheitsvorkehrungen der Lüftungsmaschine unwirksam machte. Damit könnte eine geringe Ansteckungsgefahr insbesondere an Bord von Langstreckenflügen nicht mehr ausdrücklich belegt werden.

Fazit zur höheren Ansteckungsgefahr an Bord von Langstreckenflugzeugen

Nach einem Vorfall von mindestens vier Übertragungsfällen von Covid-19 an Bord einer Langstreckenmaschine von Dubai nach Neuseeland prüfen Wissenschaftler die Ansteckungsgefahr in Flugzeugen erneut – und kommen zu durchaus beunruhigenden Ergebnissen. Demnach könnte die Ansteckungsgefahr an Bord einer Maschine bei extrem langen Flugzeiten doch deutlich höher sein, als noch im vergangenen Jahr angenommen, da die Wirksamkeit der Lüftungsanlagen nicht mehr zweifelsfrei bestätigt ist. Experten verweisen nun auf sogenannte Sicherheitsnetze, die verschiedene Massnahmen zur Infektionsvermeidung kombinieren.

Autorin

Lilli ist am liebsten in den Wolken - und das nicht nur mit ihrem Kopf. Schon als Kind tourte sie mit einer Tanzgruppe durch Europa, heute ist Fernweh ihr ständiger Begleiter. Wenn sie sich nicht gerade mit ihrem Studium in Berlin beschäftigt, sitzt sie irgendwo auf der Welt hinter ihrem Laptop und berichtet für Euch über die angesagtesten Travel News rund um den Globus - direkt hier auf reisetopia.de!

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