Wie bereits berichtet, versucht die aktuelle italienische Regierung eine schnelle Lösung fĂŒr Alitalia zu finden â diese wird in Zukunft deutlich kleiner und weniger Strecken bedienen.
Die italienische Fluggesellschaft Alitalia drohte schon zur âNever Ending Storyâ zu werden â seit 2017 befindet sie sich bereits in der Insolvenz. Doch vor allem der neue MinisterprĂ€sident Draghi drĂ€ngt auf eine schnelle Lösung. Die GesprĂ€che mit der EuropĂ€ischen Kommission in der vergangenen Woche verliefen erfolgreich. Mittlerweile scheint auch klar, welche Strecken die neue Fluglinie nicht mehr bedienen wird, wie ein Bericht von aerotelegraph.com erzĂ€hlt.
Konkurrenzdruck auf der Kurzstrecke
Der Name der altehrwĂŒrdigen Fluglinie Alitalia wird nicht mehr lange am Himmel zu sehen sein. Wenn es nach den Italienern geht, soll ihr Erbe dennoch weitergetragen werden. Die EuropĂ€ische Union hat andere PlĂ€ne, um die Fluggesellschaft erneut mit finanziellen Mitteln zu unterstĂŒtzen. DafĂŒr soll die Fluggesellschaft den Namen ablegen. Generell muss ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm fĂŒr die neue Fluglinie erarbeitet werden, da Alitalia schon seit vielen Jahren nur noch defizitĂ€r arbeitet. Dieser Plan wurde in der vergangenen Woche erfolgreich mit der EuropĂ€ischen Union besprochen, wir berichteten bereits davon. DafĂŒr soll nochmals eine Milliarde Euro zur VerfĂŒgung gestellt werden â die Fluglinie wird damit jedoch deutlich schrumpfen und dabei weniger Strecken bedienen als zuvor.
Vor allem das InlandsgeschĂ€ft wird massiv gekĂŒrzt. Das trifft als Erstes die Routen zwischen Pisa und Rom sowie Mailand und Trapani. Beide Verbindungen sorgten fĂŒr jeweils acht Millionen Euro Verlust jĂ€hrlich. Schlimmer sieht es auf der Route zwischen Mailand und Rom aus â hier betrĂ€gt der jĂ€hrliche Verlust sogar neun Millionen Euro. Diese Route wird zwar in Zukunft weniger hĂ€ufig bedient, dafĂŒr aber nicht gĂ€nzlich aus dem Flugplan gestrichen wie die beiden zuvor genannten Routen. Ăhnlich ergeht es den Routen zwischen Bologna und Catania sowie Genua und Olbia â auch hier werden die Frequenzen in Zukunft deutlich reduziert.
Dass Alitalia vor allem auf diesen Routen defizitĂ€r fliegt, ist kein Wunder. Zum einen kann man das mit dem Konkurrenzdruck von Billigfluggesellschaften wie easyJet und Ryanair begrĂŒnden. Auch Wizzair hat seine angekĂŒndigten PlĂ€ne in dieser Woche in die Tat umgesetzt und wird das Streckennetz innerhalb Italiens deutlich ausbauen. Zum anderen hat diesen Wandel die Lufthansa hierzulande bereits lĂ€ngst vollzogen und konzentriert sich ausschliesslich auf die Drehkreuze. ZubringerflĂŒge sind dafĂŒr weiterhin essenziell, weshalb auch die neue Alitalia viele Verbindungen nicht komplett aufgeben wird. Durchaus denkbar, dass nach dem Verkauf von Alitalia Cityliner eine andere Fluggesellschaft viele ZubringerflĂŒge ĂŒbernehmen wird â die Lufthansa Group hat wohl grosses Interesse.
Fokus auf die Langstrecke
Obwohl die neue Alitalia sich in Zukunft vermehrt auf die Langstrecke fokussieren wird, werden im nĂ€chsten Schritt auch hier einige Strecken aus dem Flugplan gestrichen. Hier werden vor allem die Verbindungen nach Santiago de Chile und Seoul gestrichen. Beide Routen zusammen haben fĂŒr einen Verlust von knapp 28 Millionen Euro jĂ€hrlich gesorgt. Ăhnlich negativ schlagen auch die Routen nach Havanna und Mexiko Stadt zu Buche â auch diese beiden Langstrecken werden gĂ€nzlich gestrichen.
Aber auch auf der europĂ€ischen Kurzstrecke werden einige Routen zunĂ€chst nicht mehr bedient. Das trifft vor allem StĂ€dte in Osteuropa wie Kiew, Sankt Petersburg und Podgorica. Auch Bukarest in RumĂ€nien wird komplett gestrichen â ein durchaus ĂŒberraschender Schritt, da ĂŒber eine Million RumĂ€nen in Italien leben.
Insgesamt sollen zunĂ€chst nur noch rund 50 Strecken im Flugplan der neuen Fluglinie verbleiben. Bis zum Jahr 2025 plant man jedoch wieder die Flotte zu verdoppeln und damit auch das Streckenangebot wieder deutlich auszubauen. Inwiefern dann ehemals defizitĂ€re Routen im Inlands- und Langstreckenverkehr zurĂŒckkehren bleibt offen.
Fazit zur Streckenplanung der neuen Alitalia
Inhalte der Restrukturierungsmassnahmen werden nach und nach öffentlich. Es war bereits bekannt, dass die neue Alitalia deutlich kleiner wird â dementsprechend sinkt auch das Streckenangebot. Im neuen Flugplan werden ĂŒberwiegend Routen verbleiben, die Gewinn-versprechend sind. Dazu werden einige defizitĂ€re Routen, vor allem im Inland, aufrechterhalten, da diese als ZubringerflĂŒge fĂŒr die Langstrecke ab den Drehkreuzen der neuen Fluglinie fungieren.