Eine chinesische Airline könnte Etihad Airways als Investor bei der serbischen Airline Air Serbia ablösen. Es gibt zwar noch einen Stolperstein, doch ein Eigentümerwechsel scheint nicht unwahrscheinlich.

Kaum eine Fluggesellschaft hat sich in der Geschichte Luftfahrt startegisch so stark verschätzt, wie es Etihad Airways getan hat. Die Fluggesellschaft mit Sitz in Abu Dhabi wollte ein globales Netzwerk an Fluggesellschaften aufbauen. Die jeweils übernommen Anteile an darbenden Airlines wurden zum Desaster: etwa bei airberlin, Alitalia, Jet Airways oder zuletzt auch Virgin Australia. Eine weitere solche Beteiligung hält Etihad Airways noch immer – und zwar an Air Serbia. Damit könnte es aber bald zu Ende sein, wie aerotelegraph berichtet.

Chinesische Airline könnte Etihad Airways ersetzen

Aktuell hält Etihad Airways noch einen Anteil von 49 Prozent an der serbischen Fluggesellschaft, allerdings sind die Beziehungen zuletzt merklich abgekühlt. Zuerst haben die Araber der serbischen Airline im Rahmen der Konsolidierung den Geldhahn zugedreht, dann sogar eine für Air Serbia geplante Flugzeugbestellung für neue Airbus-Maschinen gestrichen. Zuletzt sind dann sogar die Codeshare-Kooperation sowie die Flüge von Abu Dhabi nach Belgrad weggefallen. Damit haben die beiden Fluggesellschaften strategisch nahezu überhaupt keine Partnerschaft, eine komplette Trennung steht demnach schon länger im Raum. Etihad Airways dürfte einem Eigentümerwechsel entsprechend sehnlich entgegensehen, die Regierung in Abu Dhabi möchte die verheerende Beteiligungsstruktur an schwachen Fluggesellschaften überall auf der Welt sowieso schon lange hinter sich lassen.

Als potenzielle Alternative deutet sich dabei ein Einstieg Chinas ein. Zwar will der Staat nicht direkt einsteigen, aber eine der grossen staatlichen Airlines, also China Eastern, China Southern oder Air China, könnte den Anteil von 49 Prozent an der serbischen Airline übernehmen. Das würde gut zur Strategie der asiatischen Grossmacht passen, die seit Jahren versucht, den eigenen Einfluss in Europa auszubauen. Die politischen Beziehungen zu Serbien, das anders als einige Nachbarn nicht Mitglied in der Europäischen Union ist, sind dabei besonders gut. Verschiedene Infrastrukturprojekte in dem Land werden bereits von China finanziert. Dennoch könnte die Europäische Union den Plänen entgegenstehen, denn eine neue Verordnung sieht Einschränkungen von Investitionen in strategische Infrastruktur durch ausländische Investoren vor – dazu gehört auch die Luftfahrt. Die Macht der Europäischen Kommission dürfte sich dabei auch auf Serbien erstrecken, ist das Land doch von den europäischen Partnern abhängig.

Verlustbringende Nationalairline mit offener Zukunft

Ob eine der drei chinesischen Fluggesellschaften am Ende wirklich die Chance bekommt, einen Anteil an der serbischen Airline zu kaufen, bleibt abzuwarten. Dennoch dürfte allen Beteiligten klar sein, dass Air Serbia unbedingt einen neuen Impuls braucht. Die Nationalfluggesellschaft macht seit Jahren hohe Verluste und hat auch von der strategischen Partnerschaft mit Etihad Airways kaum profitiert. Die Airline betreibt weiterhin ein primär regionales Netzwerk mit vergleichsweise alten Maschinen. Eine Ausnahme davon ist die einzige Langstrecke der Fluggesellschaft, die unter der Regie von Etihad Airways eingeführt wurde. Seit wenigen Jahren fliegt Air Serbia mehrmals pro Woche nach New York – die Strecke soll wohl erst einmal bleiben, trotz hoher Verluste.

Air Serbia steuert auch zwei Ziele in der Schweiz an und ist damit oftmals eine praktische Option für Flüge in die Balkanregion. Von Belgrad aus können Passagiere einige Destinationen erreichen, zu denen es aus dem deutschsprachigen Raum nur wenige Direktverbindungen gibt. Die Swiss und besonders ihre Schwester, Austrian Airlines, machen Air Serbia allerdings starke Konkurrenz. Da Air Serbia in keiner der grösseren Allianzen ist, steht die Airline ohne neuen Partner vor einer schwierigen Zukunft. Entsprechend wäre der Einstieg einer chinesischen Airline möglicherweise eine Option, um der Airline strategisch auf die Beine zu helfen. Eine Rolle spielen werden dabei aber wohl kaum nur wirtschaftliche Hintergründe, vielmehr dürfte auch die Politik eine grosse Rolle einnehmen.

Fazit zum möglichen chinesischen Einstieg bei Air Serbia

Air Serbia könnte möglicherweise bald teilweise in chinesischen Händen sein. Etihad Airways sucht einen Ausweg und China einen Weg hinein in den europäischen Luftfahrtmarkt. Doch wenngleich die verschiedenen Seiten vermutlich ein grosses Interesse an einem entsprechenden Deal haben dürften, könnte die europäische Politik am Ende etwas dagegen haben. Man darf gespannt sein, wie sich die Situation weiterentwickelt und wie die Zukunft von Air Serbia aussieht.

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels in aller Welt. Auf der Suche nach neuen Erlebnissen hat Moritz schon dutzende Airlines getestet und mehr als 100 Städte erkundet. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen Erlebnissen & Tipps teilhaben!

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