Air India könnte schon bald den Besitzer wechseln. Der indische Staat plant die Airline ohne Schulden und ohne strikte Bedingungen zu verkaufen – dadurch könnte ein potenzieller Käufer sogar den Namen der Airline ändern.

Air India soll bereits das ganze Jahr über verkauft werden, der Staat möchte sich dringend von seinem Verlustbringer trennen. Doch die Star Alliance Fluggesellschaft fand zuletzt keinen Käufer, wohl auch weil der Staat die Airline nur mit Schulden und strikten Bedingungen abgeben wollte. Damit ist es jetzt vorbei, im November soll die Airline mit einer lupenreinen Bilanz abgestossen werden.

Gesamte Airline soll ohne Schulden verkauft werden

Der indische Staat möchte sich nach Angaben der Indian Times endgültig von Air India trennen – im November soll die Fluggesellschaft noch einmal potenzielles Interessenten angeboten werden. Dieses Mal allerdings ohne die beiden grössten Stolpersteine. Zum einen hat der indische Staat die Schulden der Airline von insgesamt 8,4 Milliarden US-Dollar ausgelagert und in eine gesonderte Gesellschaft übertragen – ein Käufer kann die Airline also ohne Schulden übernehmen. Zum anderen fallen die bislang strikten Bedingungen für einen Kauf weg. Sogar eine Namensänderung soll demnach für einen potenzielle Käufer möglich sein. Verkauft werden sollen zudem 100 Prozent der Anteile, sodass die Airline komplett in privaten Besitz wandern kann.

Dadurch könnte es dem indischen Staat endlich gelingen, die Fluggesellschaft loszuschlagen. Potenziell könnten verschiedene internationale Partner Interesse haben, darunter unter anderem auch Airlines aus dem arabischen Raum sowie aus Südostasien. Europäische und amerikanische Fluggesellschaften haben bislang kein Interesse angemeldet. Möglich erscheint auch ein Verkauf an einen privaten Investor, der die Fluggesellschaft wieder aufpäppelt und möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt weiterverkauft. Ein Problem gibt es aber dennoch: Im letzten Geschäftsjahr hat die Airline allein 1.2 Milliarden US-Dollar verbrannt. In diesem Jahr allerdings soll das operative Ergebnis seit Langem erstmals wieder positiv sein, wirbt zumindest der Airline-Chef.

Stärke von Air India liegt auf den Langstrecken

Interessant ist Air India für potenzielle Käufer primär wegen dem Langstreckengeschäft. Hier erzielt Air India knapp 65 Prozent der Umsätze und hat den mit Abstand grössten Marktanteil auf dem indischen Markt. Nach der Pleite von Jet Airways gibt es in dem zweitgrössten Land der Welt nach Bevölkerungszahl keine andere Fluggesellschaft mehr, die überhaupt Langstrecken anbietet. Dafür ist die internationale Konkurrenz auf Verbindungen zwischen Indien und weltweiten Wirtschaftszentren enorm. Die arabischen Airlines genauso wie europäische Fluggesellschaften bieten täglich Dutzende Flüge nach Indien an, einzig Direktflüge nach Nordamerika gibt es mit Ausnahme der Flüge von Air India kaum – dafür gibt es aber genügend Alternativen mit Umstieg.

Auf dem Markt für Inlandsflüge ist die Situation von Air India dagegen bedenklich, die Fluggesellschaft ist selbst insgesamt nur noch die zweitgrösste Fluggesellschaft des Landes. Auch nach der Pleite von Jet Airways ist der indische Markt noch extrem umkämpft, besonders IndiGo wächst in atemberaubender Geschwindigkeit. Darüber hinaus wachsen auch andere Konkurrenten von Air India, während die Nationalairline mit rückläufigen Marktanteilen zu kämpfen hat. Die Tochter der Airline, Air India Express, soll wohl auch deshalb getrennt verkauft werden.

Fazit zu einem möglichen Verkauf von Air India

Air India könnte noch in diesem Jahr tatsächlich verkauft werden – allerdings wohl nur dank enormer Zugeständnisse des indischen Staats. Man kann zweifelsfrei gespannt sein, ob bei diesen Bedingungen andere Airlines oder Investoren ihr Interesse an der Airline bekunden. Der indische Markt ist ohne Zweifel einer der attraktivsten überhaupt, Air India ist zudem auf der Langstrecke vergleichsweise stark. Dennoch gibt es für Käufer auch enorme Risiken, nicht zuletzt wegen dem schlechten Ruf der Airline und ihren immanenten finanziellen Problemen.

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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