Der Flugverkehr in Richtung Russland kommt weiter zum Erliegen. Als Nächstes stellt die kasachische Fluglinie Air Astana ihren Flugbetrieb nach und über Russland ein.
Die Situation um die russische Zivilluftfahrt spitzt sich weiter zu. Ersatzteile gehen aus, Wartungen sind kaum noch möglich. Zudem stehen 750 geleaste Flugzeuge in Russland, die theoretisch an die Leasinggeber zurückgegeben werden müssen. Ein entsprechendes Gesetz soll das verhindern. Währenddessen stellt mit Air Astana eine weitere Fluggesellschaft zumindest vorerst den Flugbetrieb nach und über Russland ein, wie die Tagesschau berichtet.
Probleme in den eigenen Reihen?
Diese Schlagzeile ist durchaus als Paukenschlag zu verstehen. Denn erstmals stellt ein Land aus den “eigenen Reihen” den Flugverkehr nach und über Russland ein. Mit Air Astana betrifft dies auch keine ganz unwichtige Airline. Die staatliche Fluglinie ging diesen Schritt selbst, wie die russische Agentur Tass unter Berufung einer Pressemitteilung der Airline mitteilt. Betroffen sind jegliche Flüge von Kasachstan nach Russland. Zudem meidet die Airline auf Flügen in Richtung Westen den russischen Luftraum. Davon dürften auch Flüge in Richtung Deutschland betroffen sein. Wie die Airline zuletzt mitteilte, will man die Frequenzen nach Frankfurt weiter erhöhen. Die Flugzeiten dürften sich dadurch erhöhen. Wahrscheinlich ist der Umweg über die Türkei und südlich der Ukraine, da auch dieser Luftraum aufgrund des Krieges gesperrt ist.
Grund für die Entscheidung von Air Astana sind jedoch keineswegs Sanktionen gegenüber Russland. Vielmehr nennt die Airline die Beendigung des Versicherungsschutzes für kommerzielle Flüge von und über Russland als Grund, den Flugverkehr nach und über Russland einzustellen. Dieser Umstand soll jedoch schnellstmöglich geklärt werden, wie die Airline erklärte. Dazu befinde man sich bereits im Austausch mit der Regierung Kasachstans. Ziel sei es, den Flugbetrieb auch nach Russland schnellstmöglich wieder aufzunehmen. In Russland stellt sich die Situation deutlich drastischer dar. Hier haben bereits alle Fluglinien auf unbestimmte Zeit den internationalen Flugbetrieb eingestellt. Aeroflot-Flug SU521 am 7. März von Dubai nach Moskau SVO war der vorerst letzte internationale Linienflug in der Historie von Aeroflot.
Keine Ersatzteile, keine Flugzeuge
Grund für die Entscheidung der russischen Fluglinien, beziehungsweise Empfehlung der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija, ist die drohende Beschlagnahmung geleaster Flugzeuge. Im Rahmen der aktuellen Sanktionen ist es den Leasinggebern erlaubt, in Russland im Einsatz befindliche Flugzeuge zum 28. März zu beschlagnahmen und die Verträge damit aufzulösen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf der russischen Regierung lässt jedoch bereits jahrelange Rechtsstreitigkeiten erahnen. Zudem wird es den Leasinggebern unmöglich sein, die Flugzeuge aus Russland abzuholen. Der Gesetzesentwurf sieht immerhin vor, dass eine spezielle Regierungskommission in Einzelfällen entscheiden soll, ob das jeweilige Flugzeug wieder zurückgegeben werden darf oder in Russland verbleiben muss. Russische Airlines setzen zum Grossteil auf geleaste Flugzeuge, eine nicht untypische Praxis in der heutigen zivilen Luftfahrt. Über 750 geleaste Flugzeuge sollen sich aktuell in Russland befinden.
Sollten russische Airlines aber auch diese Flugzeuge zurückgeben muss, steht die zivile Luftfahrt Russlands unmittelbar vor dem Aus. Wie diese Flugzeuge zudem gewahrtet werden sollen, könnte sich ebenfalls schwieriger als gedacht gestalten. Fehlende Wartungsverträge mit Airbus und Boeing dürften den Betrieb der Flotten mittelfristig als kaum darstellbar gestalten. Stattdessen hoffte man jedoch auf Hilfe aus Fernost. Doch auch die Regierung Chinas folgt den Sanktionen und verweigert die Lieferung von Ersatzteilen. Ohne Hilfe von Aussen werden sich russische Fluggesellschaften gezwungen sehen, auch den verbleibenden Flugverkehr sukzessiv einzustellen. Dass China die Hilfe ablehnt, erscheint dennoch sehr überraschend. Die Gründe dafür dürften jedoch auf der Hand liegen: Zuvor kündigten die USA Sanktionen gegenüber China an, sollten Ersatzteile nach Russland geliefert werden. Damit verbleiben nur noch Indien und die Türkei als mögliche Ersatzteillieferanten. Alternativ will die Agentur Tass nun die Wartung von Flugzeugen auslagern.
Fazit zur aktuellen Situation der russischen Zivilluftfahrt
Die russische Zivilluftfahrt steht am Scheideweg. Der internationale Flugverkehr nach und von Russland ist nahezu gänzlich zum Erliegen gekommen. Auch Verbündete müssen zumindest zwischenzeitlich den Flugbetrieb nach und über Russland einstellen. Zudem machen sich die Sanktionen gegen Russland bemerkbar. Nicht nur Airbus und Boeing ziehen sich gänzlich zurück. Auch China verweigert die Lieferung von Ersatzteilen. Ein weiteres grosses Problem dürften die geleasten Flugzeuge werden. Die entsprechenden Verträge dürfen zum 28. März aufgelöst, die Flugzeuge dann zurückgegeben werden. Ein neues Gesetz der russischen Regierung soll das jedoch verhindern.