Aigle Azur, XL Airways, Thomas Cook – diese drei Airlines haben in den vergangenen Wochen Insolvenz angemeldet. Nun scheint der nächste Kandidat fest zu stehen, zumindest sieht es gerade bei Adria Airways absolut nicht gut aus.

Zürich – Lugano: ein Adria Flug ohne zufriedene Kunden

Der Flug zwischen Lugano und Zürich wurde im Oktober 2018 von der Swiss an Adria Airways als Wetlease Partner abgegeben. Das bedeutet: die Flugnummer bleibt bei der Swiss, die Meilenvergabe genau so, nur das Flugzeug und die Crew kommen aus Slowenien. Diese Verbindung, die vier Mal täglich je Richtung bedient werden soll, wird von einer Saab 2000 geflogen. In den vergangenen Wochen kam es aber immer wieder zu grossen Ausfällen. Ein technischer Defekt soll auch vergangene Woche für einen Ausfall von mehr als der Hälfte aller Flüge auf der Strecke gesorgt haben. Bereits zuvor kam es immer wieder zu beim BAZL vorstelligen Reisenden, da Flüge ersatzlos gestrichen wurden. Die Swiss sei mit dem Zustand auch nicht zufrieden, wie wir mehrfach berichten mussten, und wird die Strecke wahrscheinlich ab Fertigstellung des Tunnels den 47 Minuten Flug durch einen Flug-Zug ersetzen.

Screenshot Adria Airways

Auch verbindet die Airline seit Jahren München, Frankfurt, Zürich und viele andere Ziele mit Ljubljana und bietet, unter Flugnummer der Swiss oder Lufthansa viele weitere Flüge innerhalb Europas an als Wetlease Partner.

Abgewendeter Streik und unwillige Leasing-Partner

Das wichtigste für eine Airline ist das sogenannte AOC, das Air Operator Certificate. Nur mit dieser Bestätigung darf eine Airline Flüge unter eigener Flugnummer durchführen. Dieses Zertifikat sollte der Airline aus Slowenien bereits zwei Mal entzogen werden, sollte die finanzielle Lage sich nicht kurzfristig ändern. Vor kurzem haben die Medien im Heimatland der Fluggesellschaft darüber berichtet, dass diese Bescheinigung entzogen werden soll, da die Airline 15 Millionen Euro Verlust eingeflogen haben soll und damit über ein negatives Eigenkapital verfüge. Weiter gibt es die Mutmassung, dass Bilanzen manipuliert worden wären um das fehlende Eigenkapital zu vertuschen. Letzterer Grund sei allein bereits genug für einen Entzug der Lizenz, so slowenische Medien. Für Ende Oktober wird eine Entscheidung der Luftfahrtbehörden zur Causa Adria Airways erwartet.

Am 17. September hatte die Airline es aber gerade geschafft für positive Nachrichten zu sorgen: ein geplanter Streik für vergangene Woche und Anfang Oktober wurde abgesagt, nachdem eine Einigung über stabilere Anstellungsbedingungen gefunden wurde. Diese positiven Nachrichten wurden am vergangenen Freitag direkt wieder überschattet: zwei Jets des Typs Bombardier CRJ-900 wurden vom Leasing-Geber und dem Staat Slowenien festgesetzt, nachdem die Airline Leasing-Raten nicht gezahlt hatte und die Finanzpartner so vom Sonderkündigungsrecht gebrauch machten.

Musste am Boden bleiben: CRJ-900 von Adria Airways

So musste die Airline weitere Flüge streichen. Das kuriose hierbei ist der Hintergrund des Leasing-Partners: der irische Trident Aviation Leasing Service ist Teil einer Unternehmensgruppe zu der auch CityJet gehört. Die Airline, welche für SAS die gesamte CRJ-Flotte betreibt und auch bei Brussels Airlines für die Strecke von Basel nach Brüssel immer wieder mit Regionalmaschinen des gleichen Typs aushilft. Weiterhin hat die Falko-Gruppe respektive CityJet selbst in der Vergangenheit mehrfach verlauten lassen, dass ein Kauf von Adria durchaus eine Option sein könnte.

Fazit zur Lage von Adria Airways

Wir hoffen sehr, nicht bald über das nächste Airline-Grounding berichten zu müssen. Gerade scheinen die Zeichen für kleinere Airlines, und Airlines mit günstigeren Strecken nicht gut zu stehen. Sollte die Airline das Zertifikat verlieren könnte sie theoretisch weiterhin Flüge im Wetlease Verfahren anbieten, wir gehen aber davon aus, dass das komplette Grounding unmittelbar folgen würde. So kann man der Star Alliance und Miles&More Airline nur die Daumen drücken und das beste hoffen.

Seid Ihr schon einmal mit Adria Airways geflogen? Wie waren Eure Erfahrungen? 

Autor

Nachdem Alex in den ersten 5 Jahren seines Lebens mehr Zeit in Airbussen als in normalen Bussen verbracht hat, war das Hobby schon früh festgelegt: Fliegen. Egal ob in einer Turboprop oder einem A380, egal ob Holzklasse oder Premium: Der Weg ist das Ziel. Und wer kann schon behaupten in 12 Tagen New York, Singapur, Tokyo, Lissabon und Oslo mit Flügen in der Business Class verbunden zu haben?

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