Ein junger Student hat mit Hilfe seines Unternehmens das Management der kriselnden israelischen Airline El Al übernommen. Dabei holten die fragwürdigen Geschäfte des eigenen Vaters den 27-Jährigen bereits ein und warfen einige Fragen auf.

Eli Rozenberg, ein 27-jähriger in New York geborener Student, der in Jerusalem lebt, wurde kürzlich zum Eigentümer der stark strauchelnden israelischen Fluggesellschaft El Al, nachdem Rozenberg an der Börse von Tel Aviv das einzige Gebot für ein Aktienangebot für die angeschlagene Airline abgegeben hatte, wie unter anderem Simple Flying berichtet.

“Bei der Rehabilitierung von El Al helfen”

Kanfei Nesharim, ein Unternehmen des 27-Jährigen israelischen Studenten Eli Rozenberg, kaufte mit einem Angebot von 150 Millionen US-Dollar (fast 138 Millionen Franken) eine Mehrheitsbeteiligung von exakt 42,85 Prozent an Israels stark angeschlagenen Flag-Carrier El Al. Rozenberg war dabei einer von drei potenziellen Käufern, darunter David Sapir, ein russisch-israelischer Geschäftsmann, der in Russland in den Bereichen Tourismus und Telekommunikation tätig ist und Meir Gurvitz, ein britisch-israelischer Geschäftsmann, der in Grossbritannien und den USA im Immobilienbereich arbeitet.

“In erster Linie übernimmt Kanfei Nesharim eine grosse Verantwortung, um das Vertrauen der Passagiere wiederherzustellen und die Arbeitsplätze von Tausenden von El Al-Mitarbeitern zu sichern und die israelische Fluggesellschaft in eine sichere Zukunft zu führen. Während der letzten Monate hat Kanfei Nesharim seine Ernsthaftigkeit, sein Engagement und seine finanzielle Fähigkeit unter Beweis gestellt, bei der Rehabilitierung von El Al zu helfen”, teilte das Unternehmen in einer Erklärung nach dem Kauf mit. Das neue Management El Als möchte demnach den Schwerpunkt auf die Pünktlichkeit und die Verbesserung des Service in allen Klassen legen.

Die ohnehin schon angeschlagene Fluggesellschaft erlitt einen fast tödlichen Schlag durch die reisebeschränkende Coronavirus-Krise, die El Al dazu veranlasste, den Passagierlinienbetrieb einzustellen und etwa 5’800 ihrer insgesamt 6’303 Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub zu schicken. In den Jahresabschlüssen für das erste und zweite Quartal des Jahres wurde gewarnt, dass “erhebliche Zweifel” am Fortbestand des Unternehmens bestünden, da die Einnahmen einbrachen und die Verluste weiter in die Höhe schossen.

Rabbi soll Kauf der Airline angewiesen haben

Rozenberg, ein 27-jähriger israelischer Staatsbürger und Student, der in Jerusalem lebt, hatte bereits 15 Millionen US-Dollar (fast 14 Millionen Franken) für die Übernahme auf ein Treuhandkonto eingezahlt, um die Seriosität des Unterfangens zu untermauern. Das Geld für die Transaktion kommt von Rozenbergs Vater Kenneth Rozenberg, dem Gründer und Geschäftsführer von Centers Health Care, einer Kette von Pflegeheimen in den Vereinigten Staaten.

Bild: El Al

Die Familie Rozenberg hat bisher jedoch keine bekannte Erfahrung im Airline-Geschäft. Laut einem Bericht der israelischen Wirtschaftszeitung Calcalist vom vergangenen Monat, soll Kenneth Rozenberg von seinem Rabbiner angewiesen worden sein, die israelische Fluggesellschaft zu kaufen.

Geschäfte des Vaters werfen Fragen auf

Dabei wurde spekuliert, dass, wenn Eli Rozenberg der neue Eigentümer würde – weil dieser die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, eine Voraussetzung für den Besitz der Fluggesellschaft – der Vater die Fäden ziehen würde. Letzten Monat bat deshalb der Anwalt von El Al, Avigdor Klagsbald, den Anwalt von Eli Rozenberg um Aufklärung darüber, ob Eli tatsächlich seinen Vater und/oder andere Investoren beim Kaufprozess vertritt. Klagsbald bat auch um Klarstellungen bezüglich eines Vergleichs in Höhe von 1,65 Millionen US-Dollar (rund 1,5 Millionen Franken), den Centers Health Care – die von Kenny Rozenberg geführte Pflegeheimkette – an die US-Bundesregierung und den Staat New York wegen betrügerischer Abrechnungspraktiken gezahlt hatte.

Diese Fragen haben den Schwerpunkt auf das Geschäft des älteren Rozenbergs gelegt, wobei einige Presseberichte in den USA ein ungutes Bild davon vermitteln, wie einige seiner Pflegeheime geführt werden. Diese Berichte zeichnen das Bild eines Unternehmens, das sich gemeinnützige Pflegeheime schnappt und sie in ausschliesslich gewinnorientierte Unternehmen verwandelt, inklusive Entlassungen von Mitarbeitern, um Kosten zu sparen, Veränderung des Verhältnisses von Arbeitern zu Bewohnern und Einbussen bei der Qualität der Patientenversorgung.

Bild: El Al

In ihrer Korrespondenz mit den israelischen Aufsichtsbehörden haben die Vertreter von Eli Rozenberg inzwischen jedoch betont, dass ausschliesslich der Sohn der neue Eigentümer von El Al sein wird und dass Eli und nicht sein Vater, das Unternehmen leiten wird.

El Al mit 1,83 Milliarden Franken Schulden

Die israelische Regierung, die sich im Rahmen eines Rettungspakets zum Kauf aller unerwünschten Aktien verpflichtet hatte, kaufte zuvor Aktien im Wert von etwa 28 Millionen Franken für eine Beteiligung, die zwischen 12 und 15 Prozent des Unternehmens ausmachen. Die Aktienemission war Teil eines vom Finanzministerium formulierten Rettungspakets in Höhe von umgerechnet 367 Millionen Franken, das unter anderem aus staatlich abgesicherten Darlehen in Höhe von insgesamt über 229 Millionen Franken mit Bürgschaften für 75 Prozent des Darlehens im Falle von Zahlungsausfällen bestand. Die Airline wies zuletzt eine Verschuldung von gut 1,83 Milliarden Franken auf und beschloss in diesem Zuge unter anderem die Streichung von 2’000 Stellen.

Fazit zur Übernahme El Als durch Eli Rozenberg

Der junge Eli Rozenberg scheint nun beweisen zu müssen, dass er andere Ziele anstrebt, als sein umstrittener Vater Kenneth. Natürlich dürfte das Ziel dennoch sein, Umsatz zu generieren – andernfalls wäre eine Übernahme schliesslich auch sinnlos. Ob Eli der heftig strauchelnden El Al wirklich aus der Krise helfen kann, muss sich zeigen. Die Pläne mit Fokus auf Pünktlichkeit und Service, hören sich dabei erst einmal sehr gut an. In jedem Fall wartet eine schwierige Aufgabe auf den Studenten.

Autor

Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.