Viele Airbus-Jets sind für US-amerikanische Fluggesellschaften im Begriff, deutlich teurer zu werden, aufgrund des neusten Handelsdisputs zwischen den USA und der Welt. Aus der Sicht des US-Präsidenten Donald Trump seien solche Handelskriege gut und leicht zu gewinnen. Jedoch droht nun eine nicht minder harte Antwort der EU.

Nun hat auch die WTO – die Welthandelsorganisation – den Strafzöllen auf europäische Importe zugestimmt, die “Wettbewerbsvorteile” durch staatliche Subventionen ausgleichen sollen, wie es zum Beispiel auch bei Airbus der Fall sein soll. Der Flugzeugbauer dürfte am härtesten durch die sogenannten Vergeltungszölle getroffen werden.

Deutschland wäre am härtesten betroffen

Nachdem die USA diese Woche die Genehmigung der Welthandelsorganisation erhalten haben, wollen sie Flugzeuge und einige andere Waren der Europäischen Union mit Zöllen von bis zu 7.5 Milliarden US-Dollar – also rund 7.47 Milliarden Franken – zusätzlich belasten. Dies geschah, nachdem die WTO über die Subventionen der EU für Airbus entschieden hatte. Die neuen Tarife treten bereits zum 18. Oktober diesen Jahres in Kraft. Ab da an dürfen die USA Waren im Wert von bis zu 7.5 Milliarden US-Dollar mit bis zu 100 Prozent tarifieren. Dabei wird künftig für in der Europäischen Union hergestellte Airbus-Jets ein Zusatz-Zoll von 10 Prozent erhoben. Boeing drängte dabei freilich auf einen 100-prozentigen Aufschlag für importierte Flugzeuge des europäischen Konkurrenten. Die Ironie dabei ist allerdings, dass festgestellt wurde, dass sowohl Airbus als auch Boeing “illegale staatliche Subventionen” erhalten haben sollen, jedoch war der Fall gegen Airbus nun einmal zuerst verhandelt.

Wie der US-Handelsvertreter Robert Lightizer in einer Erklärung sagte, würde Europa Airbus seit Jahren massive Subventionen zur Verfügung stellen, die die US-amerikanische Luft- und Raumfahrtindustrie und die Beschäftigten schwer getroffen haben sollen. Schliesslich hätte die WTO mit ihrem Urteil nach 15-jährigem Rechtsstreit nun bestätigt, dass die USA berechtigt seien, Gegenmassnahmen zu ergreifen, um auf die illegalen Subventionen der EU zu reagieren, so Lightizer. Airbus hat die US-Regierung natürlich angehalten, diese Entscheidung nochmal zu überdenken und dabei festgehalten, dass diese Strafzölle der gesamten Flugzeugindustrie schaden würden, die Handelsbeziehungen beeinträchtigen und sogar die Weltwirtschaft schädigen kann. Die Vergeltungszölle würden dabei innerhalb der EU vor allem Deutschland schwer treffen, wo mit einem jährlichen Exportverlust von gut 2.2 Milliarden Franken gerechnet wird.

Laut EU seien die Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer seit geraumer Zeit jedoch bereits eingestellt worden, was die Welthandelsorganisation auch derzeit prüfe. Ihrerseits plant die Europäische Union indes ebenfalls milliardenschwere Strafzölle auf bestimmte Produkte aus den USA – darunter Komponenten für den Flugzeugbau – zu erheben, nachdem die USA Boeing ebenfalls mit Subventionen bezuschusst haben sollen. Hier steht eine rechtskräftige Entscheidung der WHO, auch über die Höhe dieser, jedoch noch aus. Gerechnet werden kann mit einer solchen in wenigen Monaten.

Ort der Flugzeugmontage für Zolle entscheidend

Dabei betreibt Airbus allerdings auch Produktionsstätten in den USA, sodass viele Airbus-Flugzeuge hergestellt werden können, ohne dass eine Montage in der EU stattfindet. So wird zum Beispiel der A220 sowohl in Kanada, als auch im US-amerikanischen Alabama gebaut. In Alabama werden ausserdem Flugzeuge der A320-Familie hergestellt. Demnach dürften die einzigen Airbus-Jets, die derzeit von US-Fluggesellschaften bestellt werden und nur in der EU hergestellt werden können und von den Strafzöllen betroffen wären, der A350-900 und der A330-900neo von Delta Air Lines sein. Freilich kritisiert Delta die geplanten Vergeltungszölle scharf: “Zölle auf Flugzeuge zu erheben, für die US-Unternehmen sich bereits entschieden haben, würde US-Airlines, den Millionen US-Amerikanern, die sie beschäftigen und der reisenden Öffentlichkeit massiv schaden”, sagte eine Delta-Sprecherin.

Was dabei jedoch auffällt ist, dass sich die Strafzölle entsprechend lediglich auf den Ort der Montage – in diesem Falle die Europäische Union – der Flugzeuge beziehen, denn die Teile, die die US-amerikanischen Airbus-Werke zum Herstellen der Jets brauchen, kommen allesamt aus der EU. Eine mindestens beachtliche Tatsache, die nicht wenige zum Stirnrunzeln veranlasst. Schliesslich ist ausserdem auch der Zeitpunkt dieser Strafzölle äusserst interessant, in der Boeing aktuell noch immer mit etlichen Problemen – vor allem die 737 MAX und 787 betreffend – zu kämpfen hat, während es für Airbus momentan quasi nicht besser laufen könnte, auch weil Boeing zurzeit im Grunde zu stagnieren scheint. Daneben hat Airbus auch erst kürzlich den A321XLR – Extra Long Range – vorgestellt. Boeing hat dem aktuell schlicht nichts entgegenzusetzen.

Fazit zum Handelskrieg der USA und EU

Die WTO hat Beweise für “illegale” Subventionen sowohl für Airbus als auch für Boeing gefunden und der Airbus-Fall ist zuerst entschieden worden. Das hier auf beiden Seiten Verbesserungs- und Nachholbedarf besteht, dürfte klar sein. Allerdings können bei diesem Handelskrieg eigentlich nur beide Seiten verlieren. Boeing fordert einen 100-prozentigen Aufschlag in Form von Strafzöllen auf Airbus-Importe, jedoch dürfte sich der US-amerikanische Flugzeugbauer dies nicht für ihre Flugzeuge, die nach Europa exportiert werden, wünschen. Es bleibt abzuwarten, wie lange beide Seiten auf den Strafzöllen beharren oder vielleicht doch wieder zu Sinnen kommen werden.

Autor

Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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