Die Schweizer Fluggesellschaft flyBAIR wird nach einem ersten verlustreichen Jahr den Betrieb in 2021 aussetzen und erst 2022 wieder an den Start gehen.

Das junge Schweizer Start-up flyBAIR ist mit grossen Zielen im vergangenen Jahr an den Start gegangen und wollte ab Bern und Sion neue Verbindungen zu beliebten Feriendestinationen anbieten. Die Corona-Pandemie hat dem aussichtsreichen Plan jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie cockpit.aero berichtet, hat die Fluggesellschaft mit der Vorstellung der Jahresergebnisse auch mitgeteilt, den Flugbetrieb erst im kommenden Jahr 2022 wieder aufzunehmen.

Ein verlustreiches erstes Jahr

Die Corona-Pandemie und die noch immer andauernden Reisebeschränkungen haben wohl unumstritten für die grösste Krise der modernen zivilen Luftfahrt gesorgt. Dennoch sehen viele neue Fluggesellschaften in dieser Zeit auch die Chance erfolgreich durchstarten zu können. Prominentestes Beispiel dafür dürfte wohl Breeze Airways aus den USA sein. Aber auch in Italien formieren sich neue Unternehmen auf dem Markt und bereits bekannte wie Wizz Air wollen ebenfalls mit einsteigen. Denkbar schwieriger könnte so ein Neubeginn sein, wenn dieser auf den Anfang des vergangenen Jahres fällt. Die Corona-Pandemie verbreitete sich rasant und die ersten Lockdowns und Reisebeschränkungen wurden beschlossen. Just in diesem Moment nahm das junge Schweizer Start-up flyBAIR aus Bern den Flugbetrieb auf.

Anfang Jahr rechneten wir noch mit gegen 150 Rotationen für Mai bis Oktober 2020 und der damalige Stand der Frühbuchungen war sehr verheissungsvoll. Dann entwickelte sich ein Pandemie-Drama, das den internationalen Reisemarkt auf ein Minimum einbrechen liess

Urs Sieber, Verwaltungsratspräsident der flyBAIR AG

Am gestrigen Donnerstag hat die junge Fluggesellschaft ihr Ergebnis für das erste abgeschlossene Geschäftsjahr mit einem deutlichen Verlust in Höhe von 760’000 CHF vorgestellt. Damit bestätigt sich die Annahme: Das erste Betriebsjahr der Fluggesellschaft wurde durch die Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Annullations- sowie den einmaligen Gründungskosten fremdbestimmt, konnte jedoch durch entsprechendes Eigenkapital aufgefangen werden. Daraus lernt die Fluggesellschaft und möchte deshalb in diesem Jahr den Flugbetrieb aussetzen. Dass flyBAIR zu diesem Entschluss kommt, erstaunt jedoch ein wenig. Viele andere Fluggesellschaften, allen voran Wettbewerber Swiss, setzt auf das kommende Sommergeschäft und möchte verstärkt auf die klassischen Feriendestinationen setzen. Ein Markt, den flyBAIR bereits im vergangenen Jahr bedient hat.

flyBAIR geht in den Ganzjahresschlaf

flyBAIR konnte im vergangenen Jahr letztlich nur 32 Rotationen ab Bern und Sion zu den griechischen Destinationen Heraklion, Kos und Rhodos anbieten – ursprünglich waren 150 Rotationen geplant. Die Flugstrecken von Bern und Sion nach Palma de Mallorca mussten infolge der Quarantäneliste vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) Ende August 2020 eingestellt werden. Die Rückschläge des vergangenen Jahres und die anhaltend aussichtslose Situation des aktuellen Jahres sind für flyBAIR genug Gründe, um für 2021 einen sogenannten “Freeze-Prozess” einzuleiten. Alle Flüge für den kommenden Sommerflugplan sind bereits annulliert worden. Die Rückerstattungen an die Passagiere sollen bereits in den kommenden Tagen geleistet werden. Für 2022 plant man jedoch den Flugbetrieb wieder aufzunehmen, dafür sei dieser Schritt unumgänglich, um einen geregelten Betrieb für die Folgejahre garantieren zu können.

Dies ist ein Gebot der Vernunft, wir wollen damit, die uns im Crowdfunding zur Verfügung gestellten Mittel schonen, um im 2022 bereit zu sein, erneut abzuheben. Sollten wir – gemeinsam mit den Reiseveranstaltern – Anzeichen für eine Markterholung sehen, können wir schnell reagieren. Als dynamisches Unternehmen verstehen wir uns auch als Unterstützer für Fluglösungen ab Bern.

Andrea Wucher, die designierte Verwaltungsratspräsidentin von flyBAIR

Das Schweizer Start-up flyBAIR agiert bei ihren Flügen lediglich als virtuelle Fluggesellschaft. Das bedeutet, dass eine Fluggesellschaft die typischen Aufgaben auslagert und auch keine AOC besitzt. Die Flüge werden zwar selbst vermarktet und unter eigenem Markenauftritt durchgeführt, die Maschinen samt Besatzungen werden jedoch von anderen Fluggesellschaften gemietet. Für flyBAIR hat im vergangenen Jahr die Schweizer Fluggesellschaft Helvetic die Flüge mit Flugzeugen des Typs Embraer 190 durchgeführt.

Fazit zu den Plänen von flyBAIR

Die junge Fluggesellschaft flyBAIR hat erst im vergangenen Jahr das Licht der Welt erblickt – ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für den Start einer neuen Fluggesellschaft. Deshalb hat die virtuelle Fluggesellschaft aus Bern bereits jetzt entschieden, den Flugbetrieb für das aktuelle Jahr 2021 gänzlich auszusetzen. Dieser Schritt sei notwendig, um den Übergang ins kommende Jahr geregelt garantieren zu können. Andere Fluggesellschaften hoffen bereits jetzt auf das kommende Sommergeschäft, weshalb es interessant zu beobachten bleibt, ob die Entscheidung von flyBAIR die richtige war.

Autor

Seit Alex zum ersten Mal im Alter von 3 Jahren geflogen ist, wollte er das Flugzeug eigentlich nicht mehr verlassen. Bis heute riss seine Faszination fürs Fliegen nicht ab, weshalb er sich entschlossen hat, Euch an seinen Erfahrungen und Tipps teilhaben zu lassen.

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