Die EU-Kommission plant die zeitnahe Erhöhung der Nutzungspflicht von Slots. Diese soll zum Winterflugplan erhöht werden – Geisterflüge drohen!
Die Corona-Pandemie hat zu mächtigen Einschnitten und Änderungen in der Airline-Branche geführt. Geschlossene Grenzen gaben der EU-Kommission Anlass genug, um die Nutzungspflicht der Slots von 80 auf 25 Prozent zu reduzieren. Während freie Slots weiterhin ungenutzt bleiben, plant die EU-Kommission die Verdopplung der Nutzungspflicht bereits zum kommenden Winterflugplan, wie aero berichtet. Doch nicht von allen erntet die EU Kritik für dieses Vorhaben. Die Schweiz hat die Regelung erst kürzlich mit weiteren Anpassungen übernommen.
Verdopplung der Nutzungspflicht
Ein Flughafen-Slot, also die Start-Landing-Operation-Time, ist das Recht eines Flugzeugs, zu einer bestimmten Tageszeit auf einem Flughafen zu starten oder zu landen. Bislang galt die Regel, dass Luftfahrtunternehmen ihr Anrecht auf ihre Slots verlieren, wenn diese nicht zu mindestens 80 Prozent an einem bestimmten Flughafen genutzt werden. Diese Regelung brachte vor allem während der Corona-Pandemie viele Fluggesellschaften in die Bredouille, weshalb die EU-Kommission diese Regelung lockerte. Aktuell beträgt die Nutzungspflicht nur noch 25 Prozent, was auf gewissen Routen und selbst für die Lufthansa noch Gefahr bedeutete. Der grössten deutschen Fluggesellschaft drohte nämlich der Verlust wichtiger Slots an ihren Drehkreuzen in Frankfurt und München. Die Verpflichtung der Lufthansa wurde von anderen Fluggesellschaften bisher aber noch nicht ausgenutzt, weshalb mittlerweile auch klar ist, dass die Kranich-Airline ihre Slots bis nächsten Sommer vorerst behalten darf.
Einer ähnlichen Problematik sieht sich auch die neue Alitalia ausgesetzt. Sie soll im Rahmen der Staatshilfen wichtige Slots am Mailänder Flughafen Linate abgeben, genauer gesagt etwa die Hälfte. Zwar spielt der Flughafen in der neuen Strategie nur eine untergeordnete Rolle, ist für weitere Verhandlungen mit Partnern jedoch essenziell. Da sich Airlines im Kampf gegen den Verlust der Slots immer wieder neue Methoden einfallen lassen, plant die EU-Kommission deshalb die aktuellen Anforderungen zum Ende des Jahres zu verschärfen. Konkret geht es um die Erhöhung der Nutzungspflicht von 25 auf 50 Prozent zum Winterflugplan zwischen November 2021 und April 2022.
Die Ankündigung der EU-Kommission bedeutet, dass Fluggesellschaften an Slot-regulierten Flughäfen zwischen November und April mindestens die Hälfte der Slots befliegen müssen.
Statement des Verbands IATA
Gegenwind erhält die Europäische Union bei den jüngsten Plänen vor allem vom internationalen Airlineverband IATA. Zwar würden die aktuellen Passagierzahlen ausreichend Grund zu mehr Optimismus geben, dennoch seien die Kapazitäten diesseits des Atlantiks noch längst nicht mit dem Vorkrisenniveau vergleichbar. IATA-Generaldirektor Willie Walsh fügte dem noch an, dass dieses Vorhaben eine gewisse Ironie mit sich bringen würde. Erst vor kurzem stellte die Europäische Union das neue Klimapaket “Fit for 55” vor. Mit den neuen Auflagen zum Sommerflugplan drohen erneut Geisterflüge, wie bereits von der Lufthansa in der Vergangenheit angedroht. Doch nicht alle Fluggesellschaften sind gegen das Vorhaben. Vor allem die Low-Cost-Carrier Ryanair und Wizzair plädieren bereits seit geraumer Zeit für eine Rückkehr zu den alten Regeln.
Fazit zur Verschärfung der Slotregeln
Mit steigenden Passagierzahlen in den vergangenen Wochen und Monaten und Ankündigungen zu weiteren Grenzöffnung im internationalen Reiseverkehr plant die EU-Kommission die umgehende Verschärfung der aktuellen Slotregeln. Im Rahmen der Corona-Pandemie wurde die Nutzungspflicht dieser von 80 auf 25 Prozent reduziert. Bereits zum Winterflugplan soll diese jedoch wieder auf 50 Prozent verdoppelt werden. Während die Kritik aus der Branche lauter wird und erneut Geisterflüge drohen, fordern Ryanair und Wizzair sogar die Rückkehr zur ursprünglichen Wettbewerbsregelung. Nicht ohne Grund, denn die zu erfüllenden Auflagen, um aktuelle Slots der Lufthansa und Alitalia abnehmen zu können, sind zu hoch und daher für die meisten Fluggesellschaften nicht interessant.